116. Teil - Das letzte Kapitel

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Als ich aufwachte, stellte ich fest, dass ich auf der Couch eingeschlafen war. Auf meinem Schoß ruhte ein Gewicht, was nichts anderes als mein Laptop war. Ich stellte es zur Seite und richtete mich auf.
Beim Arbeiten musste ich eingenickt sein. Meine Beine schmerzten beim Aufstehen.
Ich streckte mich aus und ging ins Badezimmer.
Meine Augen waren immer noch angeschwollen. Mit kaltem Wasser wusch ich mehrmals mein Gesicht.

Für den wichtigen Tag bereitete ich mich vor.
Das Projekt, woran wir seid langem arbeiteten, würden wir heute den Geschäftspartnern vorstellen.
Vor einem Blumengeschäft hielt ich an und besorgte frische Pfingstrosen für den Office. Meine Kollegin Nadine war der festen Überzeugung, dass es an wichtigen Tagen Glück brachte. Das Ritual verfolgte ich, ob es einen Nutzen brachte oder nicht. Die Verkäufer kannten mich mittlerweile.

„Da ist unsere Blumen-Kader schon wieder.", empfing mich Giovanni.
„Ja, jemand muss ja den Laden am Laufenden halten.", spaßte ich.
„Schöne Blumen hast du dir ausgesucht. Molto bella! (Sehr schön!)", nahm er die Pfingstrosen entgegen und verpackte sie.
„Nicht wahr? Heute werden wir ein wichtiges Meeting haben."
„Sage Nadine, dass die schönsten Blumen am meisten Glück bringen."
Er kannte mittlerweile auch die Tradition. Wir quatschten noch miteinander und dann musste ich auch schon los. Gio wünschte mir noch viel Glück.

Als erste traf ich im Office ein.
Die einzelnen Unterlagen schaute ich mir noch einmal an. Etwas später trafen meine Kollegen ein.
Um 13 Uhr würde das Meeting anfangen.
Sevilay rief mich an und fragte nach wie es mir nach dem mental breakdown ging.
„Es ist schon vergessen."
„Sicher?"
„Ja meine Liebe... Gestern ist nur alles hochgekommen... keine Ahnung, warum. Aber mir geht es wirklich besser. Man darf nicht zurückblicken, wenn man vorankommen will."
„Da hast du Recht. Denkst du aber wirklich, dass du über ihn hinweggekommen bist?"
Sie klang immer noch skeptisch. Sevilay war so hin und weg über unsere Beziehung gewesen, dass sie den Abbruch zu schade fand.

„Sevilay, eineinhalb Jahre sind schon vergangen. Woran soll ich noch halten?"
„Die Welt ist klein. Vielleicht trifft ihr euch ein zweites Mal.", behauptete meine Freundin auf einmal. Weshalb beharrte sie darauf? Was war ihre Absicht? Warum beunruhigte mich der Gedanke?
„Niemals würden wir uns zum zweiten Mal begegnen. Vergiss die Vorstellung."
Wir tauschten noch letzte  Worte miteinander aus und beendeten das Gespräch.
Ein schweres Gefühl bildete sich um mein Herz. Die Vorstellung Burak zu sehen, war schmerzhaft genug. Er war eine Wunde, die nie aufhörte zu bluten, aber woran ich mich schon gewöhnt hatte.

Meine Kollegen und Arjan trafen ein und wir machten noch eine Teamsitzung. Mein Kopf war absolut nicht bei der Sache.
„Kader?", hörte ich irgendwann meinen Namen und erhob den Kopf.
„Ja?"
„Kann ich deine Ausarbeitung noch einmal ansehen?", fragte Arjan.
„Klar"
„Die Firma aus Düsseldorf wird um 13 Uhr kommen. Bis da hin habt ihr noch bisschen Zeit. Geht spazieren, macht euren Kopf frei und kommt mit alter Frische zurück. Die letzten Wochen waren hart, aber es hat sich gelohnt.", munterte Arjan uns auf. Nach und nach verließen wir den Raum.

„Alles in Ordnung bei dir?", hakte Alina im Flur nach.
„Ja. Sehe ich nicht gut aus?"
„Doch doch. Du bist nur bisschen verträumt."
Ich sagte, dass ich müde sei und schloss das Thema auch ab. Auf der Terasse verweilten wir.
„Seid ihr bereit?", ließ sich Arjan durch die Tür zeigen.
„Ist es schon so weit?", fragte Alina überrascht.
„Ja, die Partner sind schon auf dem Weg. Auf gehts!", winkte er uns mit einer Geste zu sich.

Etwas aufgeregt war ich schon. Das erste Mal empfing ich Gäste aus weiter her. Über die Partner hatte ich mich nicht informiert. Ich hatte mich lediglich um die Aufgaben gekümmert, die mir gegeben wurden.
Arjans Lachen hörte man schon im Flur. Gleich würde er mit den Partnern aufkreuzen.

Das VersprechenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt