56. Teil

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Auf seiner rechten Braue war ein Pflaster und seine Wange war angeschwollen. Er sah schwach und zerbrechlich aus. Als ob eine andere Person in ihn wäre und nicht der aggressive Burak.

Ilkay hatte stark zugeschlagen ...
Wieso hatte Burak das gemacht? Ich konnte immer noch keine Antwort dafür finden ...
In meln
Im nächsten Moment klingelte ein Handy und Can teilte uns mit, dass er gleich kommen würde.
"Wieso machst du das Burak?", fragte ich und lief auf ihn mit trägen Schritten zu.
Ich stand näher zu ihm und betrachtete seine Wunde. Es sah schmerzhaft aus und war angeschwollen ...
"Du verstehst es immer noch nicht.", unterbrach er die Stille.
"Was? Was sollte ich verstehen!"
"Dass er niemand Gutes ist!", wurde er lauter und packte mich an den Oberarmen.
Erschrocken hielt ich die Luft an und blickte auf seine Hände.
"Du weißt nicht, was er hinter seiner unschuldigen Maske verbirgt!"
Ich sah die Ernsthaftigkeit in seinen Augen.
"Ich würde dir nicht umsonst etwas verbieten!"
Sein Griff wurde fester.
"Burak, du tust mir weh!", kam leise von mir.
"Sobald du in meiner Nähe bist, ist er verboten für dich!", sicherte er mit festem Blick in meine Augen.
Ich war wie gelähmt und war unfähig zu reden.
"Irgendwann wirst du mich verstehen, doch dann wird es schon zu spät sein!", sagte er und ließ mich los.
Jeder seiner Worte, schwirrte in meinem Kopf und verwirrten mich.
Verzweifelt fuhr Burak über die Haare und verschwand dann Richtung Ausgang.
Ich verstand nichts mehr! Wieso redete niemand Klartext?

Nachdem die Ärztin kam, bat sie mich in ihr Büro.
"Ich will auch mit.", teilte Burak mit und suchte mein Blick.
Es war sein Bruder, er hatte das Recht. Ich sagte nichts und betrat mit ihm das Büro. Er setzte sich gegenüber mir hin und blickte mich kurz an. Doch ich würgte ihm nur kalte Blicke zu.
"Herr Aksoys Lage ... hat sich immer noch nicht verändert.", begann die Ärztin zu reden.
Mir wurde es wieder schwerer ums Herz!
"Wir geben unser Bestes, doch es liegt hauptsächlich in seinen Händen. Wenn er stark genug ist, wird er das überleben. Doch, wenn-"
"Wird er irgendwann wieder gesund?", unterbrach eine zittrige Stimme die Ärztin.
Nervös spielte Burak mit den Händen und sah sehr verzweifelt aus.
"Ja, doch er kann vielleicht nicht mehr seine alte Gesundheitslage einnehmen, wir haben Zweifel, dass er mit Behinderungen davonkommen könnte ..."

Ich fühlte mich wie Taub, als die Türe hinter mir ins Schloss fiel. Mein Herz klopfte wie verrückt, doch ich war erstarrt. In meinen Ohren dröhnte es. Was wir vor nur ein paar Sekunden gehört hatten, wollten wir beide nie wissen!
Eine warme Träne, die mir die Wange herunterlief, löste mich aus meiner Starre. Hilfesuchend schaute ich zu Burak, der den Boden anstarrte.
"Burak!-"
"Sei bitte leise Kader!", unterbrach er mich kraftlos.
Seine Augen füllten sich.
"Burak-"
"Bitte!", bat er und wurde lauter.
Er war einfach zerstört! Sowohl innerlich, als auch äußerlich ... Mein Herz schmerzte durch den Anblick. Wer würde auch so eine Nachricht über das Herz bringen können?
"Burak!", versuchte ich seine Aufmerksamkeit zu kriegen und stellte mich vor ihm hin.
Verzweifelt schaute ich in seine Augen, die leer den Boden anblickten.
"Umudunu asla kaybetme! (Verliere niemals die Hoffnung!)"
"İçim yanıyor! (Meine Seele brennt!)", begann er zu reden und umarmte mich plötzlich.
Starr blieb ich unter seinen Armen stehen und hielt die Luft an. Was sollte ich tun? Meine Wut war plötzlich verschwunden ...
"Söndür bu ateşi! (Lösche dieses Feuer!)", bat er und umarmte mich fester.
Meine Augen waren immer noch aufgerissen und blickten hilfesuchend auf die Decke. Komme mir nie wieder mehr zu nah! ging mir durch den Kopf.
Hatte ich Burak je so gebrochen gesehen?
Ich begann wieder zu atmen und zog tief die Luft ein. Buraks Geruch kam mir hoch, während er sein Gesicht auf meine Schulter begrub. Sein Herzschlag spürte ich ...
Langsam erhob ich meine erstarrten Hände und legte sie auf Buraks Schulter.
"Herşey geçecek! (Alles wird vergehen!)", versuchte ich einzureden.
"Geçmiyor ama! (Es vergeht aber nicht!)"
"Güçlü kalmamız lazım. (Wir müssen stark bleiben.)", versicherte ich und fuhr langsam über seine Haare, die seidenweich waren.
Er macht das nur, weil er momentan zerstört ist! Und du lässt es nur zu, weil er am Boden zerstört ist!

"Burak?", hörte ich plötzlich und drehte mich in die Richtung der Stimme.
Ich erstarrte plötzlich, als ich einen Anzugsträger vor mir sah. Metin Aksoy ... Buraks Vater!
"Ähm, Burak?", versuchte ich ihn von mir zu lösen.
Das kann doch nicht wahr sein! Was denken sie jetzt von uns?! Hinter Buraks Vater erschien plötzlich eine ältere Frau und ein älterer Mann. Das könnte niemand, außer seinen Großeltern sein!
"Burak, çekil üstümden! (Burak, lass mich los!)", flüsterte ich ihm letztendlich zu und drückte ihn weg von mir. Als er sich umdrehte und die drei erblickte, erstarrte er genau so wie ich ...

"Nene? (Oma?)", fragte er schockiert.
"Uyy, bu hanim kizda kimdur? (Oh, wer ist den diese Junge Dame?){Gesprochen mit Akzent aus der Schwarmeerregion, verbessert mich, falls es Fehler gibt 😅}"
"N'oluyor burada? (Was geschieht hier?)", fragte Buraks Vater und sah uns prüfend an.
"Burak?", fragte sein Opa verwirrt.
Hilflos blickten wir uns an.
"Eh, nene, bu Kader. (Eh, nene, das ist Kader.)", stellte er mich verlegen vor.
Beschämt lächelte ich die alte Frau an.
"Memnun oldum. (Freut mich für die Bekanntschaft.)", kam unsicher von mir.
Die Frau beäugte mich mit Schlitzaugen, während ich aus Respekt ihre Hand küsste und sie auf meine Stirn legte. Sie musterte mich an, als ob ich eine Außerirdische wäre. Ich fühlte mich alles andere außer Wohl dabei, als noch zwei weitere Augenpaare dazu kamen.
"Ben uzun kaldım, en iyisi gideyim. (Ich bin schon lange hier, ich gehe lieber.)", erfand ich schnell eine Ausrede.
"Geçmiş olsun. (Gute Besserung.)", sagte ich zuletzt und drehte mich um.
Viel Spaß Burak alles zu erklären!
"Hele dur bakayım! (Bleibe du mal stehen!)", hörte ich plötzlich und erstarrte.
"Nene!", warnte ihn Burak.
"Sen hele sus! Demek ki birisi var da bize anlatmaysun! (Sei du leise! Es gab also jemanden und du hast es uns nicht erzählt!)", schimpfte sie.

Alle saßen verkrampft am Tisch und blickten Burak und mich an.
"Yaktın bizi Burak! (Du hast uns versaut Burak!)", flüsterte ich ihm wütend zu.
Er schaute mich nur hilflos an. Ich wich den vielen Blicken aus und starrte auf mein Kaffeebecher.
"Anlat, bu kimdur! (Erzähl, wer ist das!)", forderte Buraks Oma und schaute uns mit Schlitzaugen an.
"Biz Kader'i tanıyoruz. (Wir kennen Kader.) Şirkette çalışıyor. (Sie Arbeitet in unserem Unternehmen.)", erklärte Buraks Opa.
"Peki Burakla napıyordu? (Und was machte sie mit Burak?) Kiza sarılmış hasret kalmış gibi! (Sie umarmte das Mädchen, als ob sie sich vermisst hätten!)", trat die Oma wieder ins Gespräch.
"Sadece arkadaşız nene! (Wir sind nur Freunde Oma!)", versuchte Burak zu erklären, doch sah dabei nicht so überzeugend aus.
Ich wusste, dass es überhaupt nicht so aussah! Die arme Frau hatte Recht!
"Arkadaş, öyle mi? (Freunde, oder was?)", fragte sie unglaubwürdig.
"Aynen öyle! (Ganz genau so!)", bestätigte ich und trank ein Schluck aus meinem Kaffee.
"Hani gelun yokti! (Du hast gesagt, es gäbe keine Braut!)", hackte sie nach.
In dem Moment verschluckte ich mich.
"Gelin mi? (Eine Braut?)", fragte ich empört nach während ich hustete.
Das darf's doch nicht sein! Nie würde ich mit Burak ein Zimmer, oder ein Bett teilen!
Sie schien eine Autoritätsperson zu sein ... Keiner konnte ihr wiedersprechen.
"Hele dur anne! (Warte mal Mama!)", warnte ihn Buraks Vater.
"Ne durayum? (Was soll ich warten!) Bizim uşak başka kiza sarılıyor! (Unser Junge umarmt andere Mädchen!)", regte sie sich auf.
"Evet Burak, n'apıyorsun? (Ja Burak, was machst du?)", fragte dieses mal sein Opa.
Baş belası! (Du Unglücksbringer!) verfluchte ich innerlich Burak! Das ging zu weit!
"Eh, çok geç oldu nene, ben Kader'i eve götüreyim, nasıl olsa yarın iş var! (Eh, es ist sehr spät geworden Oma, ich bringe Kader lieber Nachhause, denn morgen müssen wir arbeiten!)", griff Burak ein und stand ruckzuck auf.
Ich verließ auch schnell mein Sitzplatz und zog meine Jacke an.
"Iyi akşamlar diliyorum! (Ich wünsche euch einen guten Abend!)", verabschiedete ich mich, ehe mich Burak am Arm wegzog.

"Lass mich!", zog ich mein Arm weg, als wir draußen ankamen.
"Ich kann's nicht glauben!"
"Denkst du ich?", fragte er wütend und wandte sich zu mir.
"Wie willst du ihnen alles erklären?!"
Antwortsuchend blickte ich in seine Augen.
Ich wusste, dass er genau so hoffnungslos wie ich war ...

1390 Wörter, 2.10.2017

Fortsetzung folgt

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