90. Teil

1.1K 43 5
                                    

Nach Tagen befand ich mich wieder in den Gängen des Unternehmens. Eilig ging ich Richtung Büro. Ich war heute etwas früher als gewohnt gekommen, denn ich habe noch viel zu tun.
Ein mulmiges Gefühl machte sich dabei in mir bemerkbar. Denn ich hatte Herr Kozan versprochen die Stellvertreterin bei unserem Projekt zu werden und war zwei Tage lang ohne einen bestimmten Grund zu sagen nicht anwesend. Herr Kozan wird meine Position sicherlich an jemand anderes vergeben und sich dabei denken wie verantwortungslos ich bin...
„Ah, Frau Dereci? Sie sind ja wieder da.", riss mich eine Stimme von meinen Gedanken weg.
Abrupt drehte ich mich in die Richtung, woher die Stimme kam und traf auf Herr Özden.
„Ja, ich bin so schnell wie möglich zurück gekommen.", erklärte ich.
„Gut, ich hoffe Sie können alles schnell nachholen. Herr Kozan hatte Vieles um die Ohren und als sie auch nicht da waren, wurde es stressig."
Als ich das hörte, wurde das mulmige Gefühl in mir schlimmer.
„Ich gib mein Bestes. Ich denke, dass ich es schaffen werde.", erhoffte ich und ging in mein Büro.
Ohne länger Zeit zu verlieren ging ich an die Arbeit. Ich hoffe Herr Kozan wird nicht wütend auf mich sein. Wir haben für unser Projekt nicht mehr so viel Zeit.

Um kurz vor zehn machte ich eine Pause und ging mir einen Kaffee machen. Bis jetzt hatte ich gut gearbeitet. Ich muss noch mein Dokument überprüfen und kann es dann auch schon an Herr Kozan reichen.
In der Küche angekommen nahm ich eine Tasse und ging an den Kaffeeautomaten. Währenddessen betrat jemand die Küche.
Vom Augenwinkel sah ich, dass es Herr Kozan war.
„Guten Morgen Frau Dereci.", grüßte er mich und ging sich ein Glas holen.
Dabei lag die Betonung auf Frau Dereci.
„Guten Morgen Herr Kozan.", gab ich unsicher von mir.
Ich konnte schon erahnen, dass er gestresst aussah.
„Wie geht es Ihnen? Ich hoffe gut.", begann er ein Gespräch und schenkte sich Wasser ein.
„Danke, mir geht es wirklich besser. Besser wie in den letzten Tagen. Ich hoffe Ihnen auch."
„Naja, mir geht es ehrlich gesagt nicht gut... Seit zwei Tagen haben wir Vieles zu tun und sie waren nicht da. Ich wünschte, sie hätten mich unterstützt. Denn es gab Planänderungen beim Projekt, wir müssen es früher als geplant abgeben.", erklärte er plötzlich.
Was? Früher als geplant?
Als ich näher trat, fielen mir die dunklen Schatten unter seinen Augen auf.
Schuldgefühle stiegen mir hoch. Ich hatte die ganze Arbeit auf die anderen geschoben. Was könnte ich aber schon machen? Die Probleme mit Burak sind plötzlich aufgetaucht.
„Wenn ich ehrlich sein soll, hatte ich privat Probleme... Meinem Freund ging es nicht gut und ich musste bei ihm sein. Sonst hätte ich mit voller Energie am Projekt gearbeitet.", beichtete ich letztendlich.
Rasch zog er die Braue in die Höhe.
„Oh, ihr Freund? Verstehe ich... Dann können Sie heute mit voller Energie und mehr am Projekt arbeiten. Sonst werden wir nicht fertig bis Donnerstag.", meinte er.
„Was? Bis Donnerstag?", wunderte ich mich.
Das war zu früh!
„Ja, so stand ich auch da, als ich es mitbekommen hatte. Verlieren wir nicht noch mehr Zeit und gehen wir wieder in unsere Büros."

Ich überflog noch schnell das Dokument, woran ich arbeitete und überreichte es Herr Kozan. Er ward kurz einen Blick drüber und schien zufrieden mit meiner Leistung zu sein.
Danach ging ich wieder in mein Büro und fuhr mit der restlichen Arbeit fort.
Während ich vertieft am Rechner tippe, fing mein Handy an zu klingeln.
Burak🌹 erschien auf dem Bildschirm.
Sofort zierte sich ein lächeln auf meinem Gesicht. Ohne länger zu zögern nahm ich den Anruf entgegen.
„Günaydın uyuyan güzel. Uyandın mı? (Guten Morgen Dornröschen. Bist du aufgewacht?)", fing ich das Gespräch an.
Ich hatte ihm um acht Uhr eine Nachricht geschrieben und gefragt wie es ihm ging. Und es war schon zehn Uhr. Er müsste erst jetzt die Nachricht gesehen haben.
„Uyuyan güzel iyi. Kül kedisi nasıl? (Dornröschen geht es gut. Wie geht es Aschenputtel?)", fragte er lachend.
„Gayet iyi. Nasıl oldun? Ağrın neyin var mı? (Ganz gut. Wie bist du geworden? Hast du Schmerzen oder so?)"
„Yorgunum ve başım ağrıyor. Ve yalnızım... Yanımda sen olsaydın diyorum. (Ich bin müde und habe Kopfschmerzen. Und ich bin alleine... Ich wünschte, dass du bei mir wärst.)"
„Hiç kusura bakma. Bugün çok yoğunum, hatta tüm hafta yoğun olacam. (Tut mir leid. Aber heute bin ich sehr beschäftigt, ich werde sogar die ganze Woche beschäftigt sein.)", erklärte ich ihm.
Genervt seufzte er.
„Kannst du heute Abend vorbeikommen?", versuchte er sein Glück.
„Ich weiß nicht, wahrscheinlich muss ich zuhause noch ein paar Dinge erledigen."
„Ich nehme das als ein nein an... Ist die Arbeit wichtiger als ich?"
„Nein, natürlich nicht. Ich höre aber aus deiner Stimme raus, dass es dir gut geht. Es gibt ein wichtiges Projekt, woran ich arbeite. Bis Donnerstag muss ich fertig werden.", erklärte ich.
Ich hörte, dass er seufzte.
„Na gut Kader, ich halte dich dann nicht länger auf.", gab er mit genervter Stimme von sich und legte auf.
Hey, das war gar nicht nett! Ah Burak, hätte ich die Wahl, würde ich natürlich kommen! Aber was kann ich schon tun? Die Arbeit muss auch erledigt werden.

Das VersprechenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt