112. Teil

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Sayılı gün hızlı geçer, sagt man im Türkischen. (Tage worauf man zählt, vergehen schnell.)
Und die Zeit verging noch einmal im Flug. Eine große Freude und Aufregung begleiteten mich seit Tagen. Denn heute war der bedeutsame Tag: mein Verlobungstag.
Der erste große Schritt für meine Zukunft mit dem Mann meines Lebens. War es nicht verrückt? Man bekam Ringe angesteckt und plötzlich war man nicht mehr Freund und Freundin, sondern Verlobte. Die Verlobung war ein Zeichen dafür, dass man vergeben war und bald heiraten würde.
Suche zwei Eigenschaften bei dem Mann, den du heiraten willst, hatte mir meine Tante einmal vorgeschlagen.
Sein Respekt gegenüber seiner Familie und sein Durchhaltevermögen. Wer seine Eltern nicht respektiert, wird niemanden auf dieser Welt respektieren. Wer sich selbst respektiert, hintergeht niemanden. Und sein Durchhaltevermögen wird sein Charakter widerspiegeln. Schiebt er Probleme weg, oder kann er geduldig einen Lösungsweg finden? Und ein wahrer Mann, meine Liebe Kader, könnte vor Wut platzen und würde seiner Frau kein einiges Mal die Hand erheben...

Das waren Gespräche, die mir im Kopf geblieben waren, als meine Tante und ich nach der Arbeit zusammen türkischen Kaffee getrunken hatten.
Mein Leben war gefüllt von ihren Empfehlungen. Meine Tante hatte mich geprägt. Vielleicht konnte ich deswegen standhaft gegen die Welt stehen. Sie war ein Kämpfer, die das Aufgeben nicht kannte.
Gott nimmt die Menschen, die er liebt zu sich. Deine Eltern sind von uns fortgegangen, aber du hast eine Tante, Kader! Niemals würde ich es erlauben, dass du fällst, erinnerte ich mich an ihre Worte, als ob es gestern war.

Vor Aufregung fand mich kaum der Schlaf, dass ich bereits um halb Acht aufgewacht war. Beim Bäcker holte ich frische Brötchen und bereitete nun in der Küche meiner Familie ein großes Frühstück vor.
Währenddessen bekam ich einen Anruf und Buraks Name erschien am Bildschirm. Meine nassen Hände trocknete ich schnell ab und nahm den Anruf an.
„Günaydın meleğim. (Guten Morgen mein Engel.)", ertönte Buraks noch schläfrige Stimme am Hörer.
Er schien vor ein paar Minuten aufgewacht zu sein.
„Günaydın. İyi uyudun mu? (Guten Morgen. Hast du gut geschlafen?)", klemmte ich mein Handy zwischen Ohr und Schulter und schnitt die Gurken weiter.
„Uyku tutmadı. (Der Schlaf fand mich nicht.)"
„Beni de. Heyecandan galiba. (Mich auch. In glaube, aus Aufregung.)"

„Kannst du in einer Stunde kurz rauskommen?"
„Wieso? Ist etwas schlimmes passiert?", wunderte ich mich.
„Nein, nein. Keine Sorge. Eine kleine Überraschung wartet auf dich. Ich will dich kurz irgendwo hinfahren."
„Hmm, eine Überraschung also. Dann bin ich gespannt."
Nach einer Stunde würde er mich zum Abholen kommen. Von Burak könnte man alles erwarten. Wer weiß, was mein Traumprinz dieses Mal vorbereitet hat.

„Abla? (Schwester?)", betrat etwas später Esma den Raum.
„Günaydın canım! (Guten Morgen meine Liebe!)", nahm ich sie euphorisch in meine Arme.
„Gut geschlafen?"
Sie nickte.
„Soll ich dir helfen?"
„Kannst du gerne.", löste ich mich von ihr.
Gemeinsam bereiteten wir das Frühstück vor und unterhielten uns dabei.
„Burak Abi ist echt cool."
Gestern war ein aufregender Tag für Burak und mich gewesen. Unsere Familien lernten sich kennen und zum Glück ging alles gut aus. Sie verstanden sich, trotz Unterschieden.
„Findest du?", stellte ich Esma auf Probe.
„Ja! Als ich gehört habe, dass er reich ist, dachte ich, dass er abgehoben wäre. Aber er ist ganz lieb. Zum Glück habt ihr euch getroffen."
Lächelnd füllte ich den Teekessel mit Wasser.
„Ja, Burak ist einzigartig."
„Ich habe nicht ganz verstanden, wie ihr euch getroffen habt. Er hat dich auf einer Gala gesehen? Wann warst du auf dieser Veranstaltung? Ich habe es nicht mehr in Erinnerung.", fragte meine Cousine irgendwann, dass ich erstarrte.

„Ehm, damals ich im Studium hatte eine gute Freundin, die mich auf die Feier mitnahm. Und ja, dort lernten wir uns kennen.", log ich erneut einmal.
Ich hasste diese Lügen. Und ich hatte Angst, dass sie irgendwann aufflogen.
Daran wollte ich jetzt nicht denken. Bis heute war nichts passiert und hoffentlich wird auch nichts Weiteres passieren.
In der Zwischenzeit waren die anderen schon aufgewacht und trudelten in die Küche ein.
Am Esstisch nahmen wir Platz. Die Stimmung war angenehm. Ich fühlte wieder das Frieden aus dem Familienhaus meiner Tante.

Das VersprechenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt