75. Teil

1.2K 56 16
                                    

Fest umarmte er mich und fuhr mit einer Hand über meine Haare. Ich zog sein Duft ein und umschlang meine Arme um ihn.

Nach Monaten fühlte ich, dass mein Herz lebendig war! Ich fühlte, dass ich trotz allem, was geschehen war, lieben konnte. Wie konnte Burak in letzter so sehr an Bedeutung nehmen? Wie konnte ich mich so sehr an ihn binden? Und vor allem, wie konnte ich die Gefühle so stark unterspielen?
Wir lösten uns wieder voneinander und blickten uns an.
„Ich liebe dein Lächeln.", sagte Burak und strich über meine Wange.
„Ich liebe alles an dir. Sogar wie sich deine Wimpern zuschlagen.", fügte er hinzu.
Mein Herz erwärmte sich.
„Du bist ein wundervoller Mensch.", sagte ich.
Und vor allem mutig. Er hat ohne Bedenken seine Gefühle frei vor seiner Familie geäußert.
„Ich bin die letzte zum Lieben Burak. Wie konntest du Liebe in meinem erfrorenen Herz sehen?", fragte ich.
„Ich weiß nicht, alles kam plötzlich. Du bist anders, besonders. Ich habe noch nie jemanden wie du gesehen. Und das verband mich immer mehr an dich.", sagte er.
Irgendwie waren wir uns an's Herz gewachsen. Unbewusst, unabsichtlich.

„Lass uns rein gehen, bevor wir mehr auffallen.", löste ich mein Hände von Burak, die er in seine Hände genommen hatte.
„Das einzige, dass ich gerade will, bist du. Die anderen sind mir so egal.", meinte er.
Ich spürte, wie sich meine Wangen erröteten und versuchte mir das Lächeln zu verkneifen.
Doch wir mussten wirklich gehen, wir waren zu lange weg gewesen. Durch den Hintereingang gingen wir wieder rein.
Mein Herz klopfte immer noch wie verrückt. War das Liebe? Fühlte sich Liebe so an?
Als wir das Wohnzimmer betraten, richteten sich alle Blicke auf uns. Das war mir mehr als unangenehm.
Mein Blick blieb bei Batuhan hängen, der uns lächelnd anschaute. Ich glaube, dass er sich am meisten für uns freute. Und Can, der neben ihm saß, sah überrascht aus.

Eine unangenehme Stille herrschte im Raum. Keiner traute sich zu sprechen. Die Nachricht kam zu unerwartet.
„Wieso habt ihr uns das nicht früher gesagt?", unterbrach Buraks Opa die Stille.
Burak und ich blickten uns kurz an. Denn für diese Frage gab es keine Antwort. Alles ist einfach eine Lüge gewesen. Wir haben uns bis vor zwei Monaten gar nicht gekannt, hätte ich am liebsten gesagt. Ich war immer ein ehrlicher Mensch. Aber wie gesagt, war...
„Wir wollten es zunächst nicht bekannt geben, weil es noch Komplikationen gab. Doch wir haben sie gelöst und waren bereit euch die Wahrheit zu erzählen.", übernahm Burak die Antwort.
Ich konnte keinen mehr anblicken. Meine Blickte waren auf meine Hände gerichtet. Kurz schloss ich die Augen zu. Haben wir etwas Falsches getan? Habe ich etwas Falsches gemacht? Diese Beziehung wurde auf Lügen aufgebaut. Werden sie irgendwann rauskommen? Zweifel breitete sich in mir aus.

„Diese Nachricht freut mich! Kader ist eine der liebsten Personen, die ich kennenlernen durfte. Ihr werden in Kürze verstehen, dass mein Bruder eine richtige Entscheidung getroffen hat.", wurde die Stille durch Batuhans Stimme unterbrochen.
Ich errötete leicht. Ich mag es nicht, wenn man mir in einer Gruppe Komplimente macht.
„Das denke ich auch. Willkommen in unserer Familie Kader.", sagte Buraks Oma lächelnd.
Ich lächelte sie ebenfalls an.
„Wohnen deine Eltern auch in Berlin? Wir würden sie gerne in Kürze kennenlernen.", fragte Buraks Mutter.
Kurz erstarrte ich, als ich das Wort Eltern hörte.
Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich Buraks Hand mit meiner linken Hand festdrückte.
„Meine Eltern - habe ich vor 8 Jahren verloren. Aber meine Tante und ihr Mann haben mir ihr Fehlen nie anmerken lassen.", teilte ich mit.
Alle schienen über die Aussage schockiert zu sein.
Das Leben war nun mal so. Es passierten nicht nur schöne Dinge.
„Mein Beileid, ich wünschte ich hätte das gewusst.", meinte Buraks Mutter.
„Ist schon in Ordnung.", sagte ich.
Es tat nicht mehr so wie früher weh. Ich war daran gewohnt.

Das VersprechenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt