95. Teil

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Es war einer der Tage, in denen ich mir wünschte, dass die Zeit so schnell wie möglich verging.
Die Feier war mir nicht mehr wichtig, ich wollte einfach nur Nachhause.
Ich fühlte mich nicht mehr wohl. Ein unangenehmes Gefühl hatte sich in mir spürbar gemacht. Seitdem Arda Keser mit mir gesprochen hatte, verfolgte mich das Gefühl. Dieser Mann kam mir seltsam vor. Wieso hat er sich genau mit mir unterhalten? Vielleicht hatte ich die Präsentation wirklich so gut gehalten, dass er einen positiven Eindruck von mir bekommen hatte.
Ich wollte aber trotzdem keine Nähe zu ihn. Seine Blicke haben mir nicht gefallen. Und in Zukunft werden wir noch mit ihm arbeiten. Oh, super...

„Kader? Alles in Ordnung?", riss mich Aminas Stimmen von meinen Gedanken weg.
Abrupt drehte ich mich zu ihr.
„Äh, ja. Ich bin nur etwas müde.", behauptete ich.
„Ach ja?", fragte sie und setzte sich zu mir.
Die Ausrede klang doch nicht überzeugend.
„Was hat dir dieser Arda Keser gesagt, dass du die ganze Zeit so verträumt rumsitzt?"
Sie hatte es wohl mitbekommen, dass er sich so intensiv um mich gekümmert hat.
„Ich weiß nicht, aber irgendwas ist seltsam an ihn.", begann ich zu erzählen.
„Ich denke nicht, dass er seltsam ist sondern, dass er einfach in dich interessiert ist.", meinte Amina.
„Er will also was von mir, sagst du.", schlussfolgerte ich.
„Ja, er ist mit dir direkt in Gespräch gekommen, nachdem du die Bühne verlassen hast. Keinen von uns hat er heute angesprochen. Ich denke, dass er dich einfach interessant findet."
Das könnte sein, aber ich weiß, dass ich in Zukunft Abstand von ihn halten werde.
„Ich bin vergeben, das soll er wissen.", sagte ich und stand auf.
„Dann muss er es erfahren. Wo gehst du hin?"
„Ich gehe mich mal frisch machen.", teilte ich mit.
„Gut, danach können wir die Aftershowparty genießen, oder?", fragte sie.
„Ich denke nicht. Es wäre besser, wenn ich Heim gehe.", erklärte ich.
„Wieso? Es ist noch früh.", gab sie verwundert von sich.
Ja, es war neun Uhr, aber ich wollte hier nicht mehr bleiben.
„Trotzdem. Gehen wäre besser.", sagte ich zuletzt und verließ den Saal.

Im Flur war es schön ruhig. Man hörte nur gedämpft die Musik von innen. Doch sie wurde Richtung Toilette auch leiser. Meine Schritte hallten im Flur. Ich war alleine. Die Stille gefiel mir.
Zuerst ließ ich kaltes Wasser laufen und wusch meine Hände. Herr Keser kam mir in den Sinn. Auf Wiedersehen, man wird sich ab jetzt öfter sehen. Kader Dereci.
Ich hoffe einfach nur, dass er Abstand zu mir hält. Während ich meine Hände wusch, schaute ich mich danach im Spiegel an. Mein Make-up saß gut. Meine Frisur auch. Alles war im grünen Bereich. Ich trocknete meine Hände und machte mich Bereit zum Gehen.
Im nächsten Moment betrat jemand den Raum. Durch den Spiegel sah ich, dass es Herr Kozans Verlobte war.
„Ah, da trifft man wieder aufeinander.", sagte sie und näherte sich mir.
Was wollte sie jetzt von mir?
„Ja.", sagte ich nur und ging zur Türe.
„Die Präsentation war gut, ihr habt gute Arbeit geleistet.", fuhr sie fort.
„Danke, wir haben auch viel Zeit und Kraft darin investiert.", erklärte ich.
„Das sehe ich euch an... Mich wundert aber eins.", meinte sie auf einmal.
„Und das wäre?"
„Levent arbeitet seit Jahren im Unternehmen und ist erst vor kurzem Teil eines großen Projekts geworden. Wie kann es sein, dass du in ein paar Monaten auf die gleiche Position wie er kommen konntest?", fragte sie danach spitz.
Verdächtig schaute sie mich an. Das geht dich nichts an, hätte ich am liebsten gesagt.
„Es hat sich so ergeben. Ein Angestellter hat das Unternehmen verlassen und ich durfte die Stelle übernehmen. Außerdem ist Herr Kozans Position höher wie meine. Er hat mich nur gefragt, ob ich Teil des Projekts werden will.", erklärte ich.
Rasch zog sie die Braue in die Höhe.
„Du wurdest gefragt...", wiederholte sie.
Wieso sagte sie das so abwertend? War ich Abschaum oder was?! Diese Frau regte mich auf! Gleich würde mir der Geduldsfaden reißen!
Ich wollte einfach nur weg von hier. Das Gespräch würde nicht schön enden. Ich drehte mich zur Türe und drückte die Klinke runter.
„Die Antwort ist sehr einfach Kader... Burak Aksoy ist dein Freund und er hat dich auf die Position gebracht.", hörte ich plötzlich hinter mir.
Was?
Auf der Stelle erstarrte ich. Sie wusste es? Doch woher? Es lief mir kalt den Rücken runter. Entsetzt drehte ich mich um.
„Mein Privatleben geht dich nichts an!", machte ich ihr klar.
„Es geht mich auch nichts an, aber ich habe euch beide gesehen, als ich Unterlagen im Unternehmen ausfüllen musste. Denn die Angestellte, die das Unternehmen verlassen hat war ich!"
Sie war - was? Das war der zweite Schock für mich. Gizem hat für Aksoy Hotel gearbeitet? Und ich habe ihre Arbeitsstelle übernommen?
Erstarrt schaute ich sie an. Ich hatte die Sprache verloren.
„Jetzt staunst du, doch das ist die Wahrheit. Eigentlich hätte ich an deiner Stelle die Präsentation machen sollen. Aber du hast sie gehalten! Weißt du, was ich alles gemacht habe, um dort angenommen zu werden? Und heute bin ich ein Nichts! Du bist nur wegen deinem Freund heute hier.", fuhr sie hasserfüllt fort und trat näher.
Gizem hatte sogar Wuttränen in den Augen
„Dass du die Arbeit verlassen hast, ist nicht meine Schuld! Hör auf so zu reden, wie wenn ich daran Schuld wäre. Und ich bin wegen meinem Fleiß und meiner Arbeit so weit gekommen!", kam ich wieder zu Wort.
„Ich kenne Leute wie du. Zuerst machen sie sich an den Chef ran und danach leben sie ein Leben, das sie nicht verdient haben.", behauptete sie auf einmal.
Die hässlichen Worte wiederholten sich in meinem Kopf. Wie konnte sie so herzlos denken? Wie konnte sie mich ohne zu kennen beschuldigen!
„Was?", gab ich schockiert und zugleich wütend von mir.
Mein Blut begann zu kochen. Was dachte sie, wer sie ist? Ich bin ihr außerdem keine Rechenschaft schuldig!
„Schäm dich! Dass du so schnell über mich urteilst, zeigt wie schwach zu bist! Hör lieber auf zu reden, bevor es schlimm endet!", waren meine letzten Worte.

Das VersprechenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt