73. Teil (+ Neuer Titel)

1.4K 53 16
                                    

Kader

Ich wollte nicht mit bloßen Händen bei Buraks Oma auftreten und hatte mich entschieden eine Kleinigkeit zu backen. Ich glaube so viel Zucker reicht... Ich laß mir das Rezept nochmal durch und ging sicher, dass ich 110 Gramm Zucker hinzugefügt hatte. Auf dem Weg kaufe ich noch einen schönen Blumenstrauß.
Nebenbei schaute ich noch eine Serie an. Es war lange her, dass ich eine Serien angeguckt hatte. Zurzeit fand ich auch kaum Zeit für mich. Mein Leben ging ab und runter.
Im nächsten Moment klingelte es an der Türe. Verwirrt löste ich mich vom Küchentresen und verließ die Küche. Wer war gekommen? Das Klingeln wurde aufdringlicher. Da hat wohl jemand seine Eile...

Als ich die Türe öffnete, erblickte ich Batuhan.
„Batuhan?", fragte ich überrascht.
„Genau."
„Darf ich rein, oder soll ich wieder gehen. Siehst nicht erfreut aus, mich zu sehen.", meinte er und nahm seine Sonnenbrille ab.
„Äh, komm rein... ich bin nur verwirrt. Rennt dir ein Serienmörder, oder so hinterher? Wozu die Aufdringlichkeit?", fragte ich und trat zur Seite.
„Wozu der Kittel?", stellte er eine Gegenfrage.
„Ich war in der Küche am Backen.", teilte ich mit.
„Uh, das klingt gut. Du brauchst sicherlich eine Hilfe.", sagte er und ging Richtung Küche.
Wieso war Batuhan heute so seltsam drauf? Oder kam es mir so vor?
Verwirrt folgte ich ihm in die Küche.
„Wenn du mir helfen willst, musst du zuerst deine Hände waschen.", erinnerte ich ihn.
„Stimmt, habe ich vergessen.", sagte er und ging an den Waschbecken.
„Welcher Wind hat dich zu mir geweht?", fragte ich und lehnte mich an den Tresen.
„Ich dachte, dass ich mal bei dir vorbei schaue.", wandte er sich zu mir.
„Lass mich raten, dir war es wieder langweilig?"
Daraufhin nickte er.
„Na gut, dann kannst die Rolle des Assistenten nehmen.", sagte ich und reichte ihm die Zutatenliste.
„Wenn ich ehrlich sein soll, gehe ich so gut wie nie in die Küche. Ich bin nicht so begabt wie mein Bruder.", gab er zu.
„Ich mache auch nichts Kompliziertes. Das schaffen wir schon.", ermutigte ich ihn.
„Hoffe ich, nicht, dass ich es dir noch versaue.", zweifelte er und lachte.
„Gib die Eier in die Mischung ein, ich habe die Milch vergessen.", beauftragte ich ihn und wandte mich zum Kühlschrank.

„Äh... Kader.", hörte ich Batuhan hinter mir.
„Ist etwas?"
Als ich in die Schüssel schaute, bemerkte ich auch, was falsch gegangen war. Ein Teil der Schale war im Teig und auf dem Tresen lag das Halbe Ei.
„Nicht dein Ernst, oder? Dass du so unbegabt bist, hätte ich nicht gedacht."
„Ich hatte es dir gesagt.", erinnerte er mich.
Zusammen fingen wir an zu lachen. Oh Batuhan, das fängt schon mal gut an. Ich nahm die Schale vom Teig wieder raus und beschloss Batuhan die Aufgabe zu geben, mir die Zutaten aufzuzählen.
„110 Gramm Zucker, 260 Gramm Mehl, 2 Esslöffel Kakao, 2 Esslöffel Nutella, 1 Priese Salz, 2 Teelöffel Backpulver, 3 Eier, 130 Milliliter Öl und 200 Milliliter Milch. Zuerst die nassen Zutaten vermischen, danach die trockenen hinzugeben. Bei 180 Grad 20-25 Minuten backen.", laß er vor.
„Gut, der Teig ist vermischt. Gib mir die Form."
„Welche Form?", fragte er verwirrt.
„Die, die hinter dir ist? Backform?"
Mir war gar nicht lachen zumute.
„Und jetzt brauche ich Butter aus dem Kühlschrank."
Das wird sicherlich nicht schwer zu finden sein.
„Aber Butter war gar nicht im Rezept.", fiel ihm auf.
„Stimmt auch, aber ich muss die Backform einölen, damit der Teig später nicht an der Form klebt.", erklärte ich.
Der Teig wanderte in den Ofen und nun mussten wir die Küche aufräumen.
„Jetzt macht alles einen Sinn.", meinte er und verließ die Küche.
„Wohin?", rief ich Batuhan hinterher.
„Ins Wohnzimmer."
„Und wer räumt die Küche auf? Ich dachte du bist mein Assistent?", kreuzte ich meine Arme aufeinander.
Seufzend kehrte er wieder zurück.
Das Geschirr räumten wir zusammen in die Spülmaschine ein. Die Zutaten räumten wir weg.
„Ich habe gar keine Lust auf heute Abend.", sagte ich.
„Mich hat es auch gewundert, dass dich meine Oma unbedingt einladen wollte. Can wird aber auch kommen. Du bist also nicht die einzige, die nicht aus der Familie ist. Meine Oma wollte ihn auch einladen. Er ist aber mittlerweile auch wie ein Familienmitglied."
„Ihn kennt deine Familie aber. Mich nicht. Es wird ein unangenehmer Abend für mich werden. Ich werde wieder lügen müssen! Burak weiß gar nicht wie schlecht ich mich jedes mal dabei fühle! Für ihn ist es leicht, er hat einfach eine Geschichte erfunden...", wies ich Batuhan darauf.
„Er hat es nicht aus Lust und Laune erfunden! Wäre es besser, wenn sie den wahren Grund eurer Bekanntschaft kennen würden?", fragte er und zog die Braue zusammen.
„Nein! Wie sinnvoll war er überhaupt mich hier behalten zu wollen?"
„Das war nicht meine Entscheidung."
Dabei hatte Batuhan recht.
„Tut mir leid... Ich bin nur genervt.", entschuldigte ich mich und schloss kurz die Augen.
„Schon gut. Es bringt jetzt auch nichts über die Vergangenheit zu reden.", meinte er.

Das VersprechenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt