35. Teil

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Ich bemerkte, dass ich eingeschlafen war, als ich ein Geräusch wahrnahm. Sofort öffnete ich meine Augen und richtete mich hin.
Jemand hämmerte hektisch gegen die Türe und klingelte. Wer war gekommen?

Mit mulmigem Gefühl ging ich die Treppen runter. Es wurde wieder geklingelt. Wie viel Uhr war es? Die Digitaluhr an der Wand zeigte 00:39 Uhr an.
Ich rieb mich an den Augen und schaute durch den Spion. Doch wegen der Dunkelheit konnte ich nichts erkennen. Ich sah nur eine Gestallt, die ungeduldig wartete.
Es klopfte und klingelte wieder.
Ich entschied mich die Türe zu öffnen, obwohl ich kein gutes Gefühl dabei hatte. Als ich sie öffnete wollte sie jedoch gleich wieder schließen.
"Kader-"
"Was suchst du hier?", unterbrach ich ihn spitz.
"Kader wir müssen reden!", sagte er.
Burak war gekommen. Ja, er.
"Wir haben nichts zu bereden!", sicherte ich und wollte die Türe schließen, doch er war zu stark.
"Burak! Lass den Unsinn und gehe Nachhause!", forderte ich wütend auf.
"Wir müssen reden, habe ich gesagt!", wiederholte er dieses mal lauter.
"Und was? Schon mal ein Blick auf die Uhr geworfen!", fragte ich und legte wütend die Arme übereinander.
Er atmete genervt und müde aus. Dann reichte er mir etwas.
"Das hast du vergessen ...", sagte er und deutete auf die Tasche in seiner Hand, die ich bisher nicht bemerkt hatte.
Verwirrt nahm ich sie entgegen. Meine Tasche.
"Danke, aber wir haben nichts zu bereden. Gehe jetzt, bevor ich-"
"Bevor du was? Du weißt nicht einmal worüber ich reden will! Sei nicht so vorwurfsvoll!", unterbrach er mich.
Wieso erschwert er mir immer alles? Warum kann er jetzt nicht einfach gehen? Ich habe keine Lust mit ihm zu reden! Außerdem bin ich müde.
Ein kalter Wind wehte an uns vorbei. Ich zog meine Arme enger an mein Körper. Übrigens hatte ich noch Buraks Hoodie an. Peinlich!
Ich wusste, dass er nicht gehen würde und ich keine Chance gegen ihn hatte. Verdammt ...
"Was willst du mir sagen?", fragte ich schlapp und trat zur Seite.
Seine Ernsthaftigkeit überraschte mich. Es müsste wichtig sein, worüber er reden will.
Ich lief Burak hinterher und setzte mich gegenüber ihm hin. Ich wollte so viel Abstand wie möglich zu ihm halten.
Zunächst schwieg er. Als müsse er nachdenken, wie er anfangen würde zu reden ...
"Ich denke, dass es wichtig für dich ist, weil du mich sonst nicht um dieser Uhrzeit aufgeweckt und wie ein Verrückter an der Tür geklingelt hättest!", fing ich das Gespräch an.
"Es tut mir für die Störung leid Kader!", sagte er zuerst und richtete seine Blicke auf mich, die davor auf den Boden schauten.
"Es gibt Dinge, die du nicht weißt, und sie beängstigen dich.", fuhr er plötzlich fort.
Ich erstarrte für einen Moment.
"Was meinst du damit?", fragte ich und zog die Braue nachdenklich zusammen.
"Du hast von dem Gespräch mit Can heute mitbekommen, stimmt's?"
Dieses mal war ich diejenige, die auf den Boden guckte.
"Ja ... Aber es war nicht meine Absicht!", erklärte ich und schaute ihn wieder an.
Die Stimmung war angespannt. Wir beide wollten Dinge erzählen, doch entschieden uns zu schweigen. Wir könnten bis zum Morgen über unsere Probleme diskutieren.
Mir fiel es auf, dass ich meine Jeanshose noch anhatte. Und den Hoodie von Burak. Wieso ich den nicht ausgezogen habe?
"Burak sag endlich was du loswerden willst! Deine Art macht mich langsam Nervös!", forderte ich.
Ja, er machte mir Angst!
Gestern sind so viele Dinge auf einmal passiert! Zuerst das Gespräch mit Buraks Opa, dann den Treff mit dem seltsamen Mann am Vorgarten, worüber Batuhan überreagiert hat und später Buraks Gespräch mit Can! Und noch unser Zusammentreff auf der Party ...
"Ich weiß, dass gestern ein anstrengender Tag war und du auch wütend auf mich bist, aber heute hatte ich kein Date mit Hande.", fuhr er fort.
Was?! Was meint er?!
"Was dann?", fragte ich verwirrt.
"Ich habe Klartext mit ihr geredet. Ich musste sie so schnell wie möglich ansprechen, also habe ich sie schnell angerufen. Wir waren nur im Park und haben geredet.", erklärte er.
Was?
Und ihr Outfit? Sah nicht nach einem Parkbesuch aus ...
"Und warum erzählst du mir das?", fragte ich.
"Weil du es wissen sollst! Ich will, dass du weißt, dass es aus ist und mich weiterhin nicht darauf ansprichst! Ich weiß auch, dass du sie nicht ausstehen kannst und deswegen so sauer warst!", sagte er prall.
"Dein Privatleben geht mich nichts an Burak! Von mir aus kannst du dich fünf mal mit Hande treffen!", sagte ich und meine Wut stieg wieder.
"Ach ja? Könnten Blicke töten, wäre Hande dort schon tot!", meinte er.
Das stimmte leider!
"Du bist mir egal Burak!"
"Rede Worte, die du später nicht bereuen wirst Kader! Es ist, und war auch schon seit längerem mit Hande aus! Würdest du dich außerdem dafür nicht interessieren, wärst du auch nicht so wütend!", sagte er und brachte mich zum schweigen.
Mir fehlten die Worte. Ich wollte es ihm verleugnen, doch konnte es nicht. Warum? Hat er etwa recht?
"Ich verstehe dich nicht Burak! Mal verhaltest du dich so fürsorglich und mal bist du so wütend wie ein Vulkan vorm' Platzen!", sagte ich verwirrt.
Müde strich er mit seiner Hand über sein Gesicht. Er sah verzweifelt aus ...
"Ich bin eigentlich ein ruhiger Mensch, aber du bringst mich immer aus der Fassung!", sagte er.
"Ich?! Was mache ich denn?", fragte ich empört.
Er atmete genervt und verzweifelt aus.
"Du bist immer zur falschen Zeit am falschen Ort ...", sagte er.
Ja, das war mir auch früher aufgefallen!
Mein Blick huschte von seinem Gesicht zu seiner verwundeten Hand. Er blickte sie auch an.
"Ich habe dich noch nie so verzweifelt gesehen.", sagte ich vertieft und schaute immer noch seine Hand an.
"Denkst du, mir geht es auch gut?", fragte er.
"Nein", wusste ich.
Ich schaute auf die Uhr. Es war schon Viertel vor eins.
"Burak, wir beide sind müde. Sag schnell was du sagen willst. Oder war's das?", fragte ich.
Erwartungsvoll blickte ich ihn an.
"Wovor hast du Angst? Sag es mir. Ich habe das Recht es zu wissen! Wovon hast du Can berichtet?", fragte ich vorsichtig und erinnerte mich zurück.
"Sie darf nie davon mirbekommen! Ich kann mich nicht einmal an meiner Schwur halten! Sie darf nicht gehen! Hast du gesagt, das habe ich gehört!", wiederholte ich seine Worte.
Sein leiderfülltes Gesicht zeigte sich wieder.
"War ich damit gemeint? Bin ich damit gemeint?", fragte ich, als er nichts sagte.
"Burak?"
Er reagierte immer noch nicht.
Ich wollte nicht so aufdringlich sein, doch seine Schweigerei nervte mich langsam!
"Kader, alles ist wegen Hande passiert! Und deswegen muss sie sich fern von und halten!", sagte er laut und stand wütend auf.
"Und ja, es hat etwas mit meiner Versprechung zu tun!", fügte er hinzu.
"Burak, was ist mit dir los?", fragte ich entsetzt.
"Ich weiß es nicht! Aber mir geht es schlecht! Alte Erinnerungen, die mich gequält haben, kommen wieder vor meinen Augen ...", sagte er schmerzerfüllt.
Er war strapaziert.
Ich wusste nicht was ich sagen oder machen sollte.
"Dann erzählt mir bitte was damals passiert war und höre auf uns beide zu quälen!", bat ich.
"Alles ist wegen Hande passiert! Sie ist für alles zuständig!", wiederholte er und stand auf.
Seine schnellen Schritte führten ihn Richtung Türe.
"Burak! Wohin?", rief ich ihm hinterher.
Es gab noch Dinge zum Klären!
"Und spreche ihren Namen nie wieder mehr in meiner Gegenwart aus!", sagte er zuletzt und knallte die Türe zu.
Ich schloss meine Augen wegen dem Knall zu und blieb dort wie verwurzelt stehen.
Was ist denn mit Burak los?

Das VersprechenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt