19. Teil

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"Kader gitme!", bat er und zog mich zurück.
Er nahm mein Gesicht in seine Hände.
Ich spürte die Wärme seines nahen Körpers. Er war so nah ...
Automatisch schloss ich meine Augen.
"Bana ne istersen de, ama gitme! (Sag mir was du willst, aber gehe nicht!)", sagte er.

Ich war wie versteinert, konnte nichts mehr machen ... War wie betäubt.
Ich spürte wie sich seine Brust bei jedem Atemzug aufhob und sank.
Erst jetzt nahm ich wahr, in welcher Situation ich stand.
Ruckartig öffne ich meine Augen und nahm seine Hände runter.
"Was habe ich dir gesagt? Fass mich nicht an! Mit den Händen hast du Hande angefasst ...", fauchte ich ihn an.
Er schaute mir schmerzvoll in die Augen.
"Ne istediğimi mi söyleyim? (Ich soll sagen, was ich will?) Peşimi bırak! (Lass mich in Ruhe!) Hayatımdan çık! (Verschwinde aus meinem Leben!) Bende seninkinden çıkacağım! (Und ich werde aus deinem gehen!)", sagte ich zuletzt.
Ich drehte mich um und ging. Meine Schritte wurden immer schneller.
Burak blieb still, konnte nichts sagen ...
Tränen drangen wieder zu kommen.
Ich atmete tief ein, um ein Schluchzer zu unterdrücken.
Der nasse Boden spiegelte die Gegend wieder. Ich betrachtete mein verweintes Gesicht. Wieso weine ich eigentlich?
Dann blickte ich wieder hoch.
Wo sollte ich hin? Ich wollte Burak nie wieder mehr sehen!
Meine Schritte wurden wieder langsamer.
Ich wusste nicht wo ich hin sollte.
Ich kenne mich hier nicht einmal richtig aus! Verdammt! Was habe ich hier verloren?! Ich muss wieder Nachhause! Ich hatte Heimweh! Meine alte Umgebung fehlte mir ...
Aus der Ferne sah ich ein Park.
Dort ließ ich mich auf einer Bank nieder und blinzelte meine Tränen weg.
Er verdient die Tränen nicht!
Bana ne istersen de, ama gitme! (Sage mir was du willst, aber gehe nicht!)
Wieso soll ich hier bleiben? Ich habe nichts, was mich hier zum Bleiben überzeugt! Oder vielleicht doch?
Ach was sage ich da! Ich werde gehen! Mir egal was Herr Burak Aksoy darüber denkt!
Und außerdem! Keine normalen Freunde benehmen sich so wie Burak und Blondie!
Das tun Paare, aber keine Freunde! Stehe ich so nah zu Batuhan, zum Beispiel? Nein! Weil wir nur Freunde sind ...
Dumme-
Wieso verwende ich Ausdrücke, um Blondie zu beschreiben! Es ist nicht Wert mein Mund für sie zu beschmutzen!
Was Burak wohl macht?
Ah mir egal!
Wieso ist er mir nicht hinterhergekommen?
Sollte er? Der soll zu seiner Hande!
Nein! Soll er nicht!
Mein Kopf explodiert gleich!
Ich atmete tief ein und blickte zu meinen Armen.
Er hat mich festgehalten und war so nah zu mir ...
Ich habe seine Wärme gespürt. So nah war er. Wieso habe ich das zugelassen? Ich fand einfach keine Antworten auf meine Fragen.
Ich lehnte mich zurück und schaute zu dem Baum hoch, worunter ich saß.
Dann blickte ich wieder in die Gegend. Überall spiegelten sich die Lichter am Boden. Keiner war mehr auf der Straße. Alle hatten sich wegen dem Regen Zuhause verzogen.
Es bildeten sich weiße Atemwolken wegen der Kälte.
Doch wo soll ich hin? Ich zog mein Reisverschluss ganz zu und legte meine Hände in die Jackentaschen.
Meine Nasenspitze war schon fast zugefroren. Ich sollte lieber gehen ...
Ich stand auf und lief gedankenversunken im Regen herum.

Meine Haare waren schon komplett durchnässt, sowie meine Kleider.
Ich fror wie im Winter.
Ich griff nach dem Hausschlüssel und schloss die Türe auf.
Ein Blick auf meine Handyuhr verriet mir, dass es zwei Uhr mitternachts war und ich 20 Anrufe von Burak bekommen hatte.
Ich schloss die Türe wieder zu und nahm die Wärme in der Wohnung wahr. Sie umhüllte mich und ließ mich wohl fühlen.
Schnell zog ich meine Jacke aus und ging in mein Zimmer hoch.
"Kader?", hörte ich.
Ich ignorierte ihn und ging die Treppe hoch.
"Kader, lass uns reden!", sagte Burak und erschien im Dunkeln.
Ich bemerkte etwas warmes auf meiner Hand lag.
Seine Hand.
Schnell zog ich meine Hand vom Geländer weg.
"Wo warst du so lange? Deine Hand ist eiskalt.", sagte er.
"Draußen", gab ich kurz und monoton wieder und musste niesen.
"Du wist noch Krank!"
"Lass uns morgen reden.", sagte ich und betrat mein Zimmer.
Lass uns nie reden ...

Morgen
Heute ist mein letzter Tag hier Burak ...
Nichts kann mich aufhalten, nicht einmal die Burak-Methode.
Lustlos ging ich die Treppen runter.
Burak war nicht zu sehen. Gut.
Er war wahrscheinlich in seinem Zimmer. Ah, mir egal wo er ist ...
Ich fing an zu frühstücken.
"Können wir jetzt reden?", fragte Burak hinter mich.
"Von mir aus ...", sagte ich monoton.
Ich hatte weder Lust zu reden, noch zu streiten.
Er setzte sich gegenüber mir hin.
"Die Sache wegen gestern-"
"Ich will nicht darüber reden!", blockte ich ab.
"Es tut mir leid, ich wollte dich nicht verletzten!"
"Ah ja? Was dann?! Nur ein kleines Späßchen machen, oder was?!", fragte ich und wandte mich von meinem Brot zu Burak.
Er sah traurig aus und hatte leichte Augenringe.
"Du hast die ganze Nacht nicht geschlafen, oder?", fragte ich.
"Ja Kader! Wegen dir! Ich wollte es nicht zu dem Punkt bringen!"
"Was wolltest du tun? Dich rächen? Wegen dem Treff mit Batu und Can?", fragte ich spitz.
"Lass uns offen reden! Was ist dein Ziel?", sagte ich und stütze mich nach hinten.
Die Wut in mir stieg wieder.
Er atmete tief ein und blickte auf die Decke.
"Schau, du hast keine Antwort! Weil du dich ahnungslos benimmst!", sagte ich und stand auf.
"Ich weiß nicht wie ich dir antworten soll!", meinte er und fuhr durch seine Haare.
"Wie gerne ich dir ein Tritt in deine schöne Fresse verpassen will!", murmelte ich vor mich hin.
"Ich weiß, dass meine Fresse schön ist.", sagte er und lächelte.
"Weißt du? Du bist zwei Meter groß, und dein Ego drei Meter groß!"
"Ah ja? Dann muss ich sagen, du bist 1,65 oder so groß und deine Eifersucht fünf Meter!"
"Fünf Meter, ha? Dann erzählst du noch Lügen rum! Du kannst nicht mal treu zu deinen Freunden sein!"
"Wolltest du, dass sie die Wahrheit erfahren?"
"Ich war bereit dazu, hättest du nicht eine doofe Antwort gegeben!", funkelte ich ihn an.
"Du machst mich verrückt man!", meinte er und lachte ironisch.
"Das warst du schon vor mir, keine Angst!", sagte ich laut.
Ya sabır! (Sei geduldig!), redete ich mir ein.
"Ich war wütend aber auf gar keinem Fall eifersüchtig!", funkelte ich ihn an und platzte endgültig.
"Du hättest dich sehen müssen, wütend sahst du zum Anbeißen aus!", meinte er und lachte.
"Haha, witzig du Vampir!", sagte ich und wurde wütender.
"Du warst eifersüchtig, gib es zu!"
"Ich und eifersüchtig? Hättest du wohl gerne!", sagte ich und drehte mich um.
"Hey, wohin?", fragte er.
"Zu meinem Zimmer!", gab ich bescheid und verließ die Küche.
Arsch! Eingebildeter Arsch!
"Außerdem war ich nicht eifersüchtig, sondern wütend, weil du mir nie von deiner wundervollen Freundin erzählst hast!", rief ich ihm hinterher.
"Alter! Kappier es endlich! ICH HABE KEINEEE!"
"Ja ja! Erzähl das der Wand!", sagte ich und betrat mein Zimmer.
Ich lief direkt auf den Kleiderschrank zu und fing an meine Kleider einzupacken.
Es klopfte.
"Kader?"
Was will der wieder?
"Kader?", fragte er erneut und klopfte.
Ich faltete meine Hosen und legte sie in den Koffer rein.
"Kader!", hörte ich laut hinter mir und er war im Zimmer.
"Das nächste Mal kommst du nur rein, wenn ich es erlaube!", äffte ich ihm wütend nach.
"Ich habe außerdem wenn ich dich rufe gesagt!", verbesserte er mich und schränke seine Arme übereinander.
"Was auch immer, raus!", befahl ich und zeigte zur Türe.
Er schaute mir wütend in die Augen.
"Wieso packst du dein Koffer zusammen?!", fragte er und lief auf mich zu.
Er nahm mir die Kleider aus der Hand.
"Hey! Lass das! Was habe ich dir gestern gesagt? Ich gehe aus deinem Leben!"
"Tust du nicht Madam! Du bleibst hier!", befahl er.
"Mein scheiß Leben geht dich nichts an!", schrie ich ihn an.
"Das geht mich wohl was an!", meinte er.
"Ich raste gleich aus!", sagte ich und verließ mein Zimmer.
Hastig ging ich die Stufen runter.
"Kader!", rief er und kam mir hinterher.
Ich wurde schneller und ging direkt zur Küche. Ein Glas kaltes Wasser würde mir jetzt gut tun!
Ich öffnete den Kühlschrank und griff nach dem Wasserbehälter.
Bevor Burak wieder meinen Namen erwähnte wandte ich mich zu ihm.
Ich hätte nicht gedacht, dass er nur ein Schritt hinter mir ist.
"Burak, lass mich gehen. Ich gehöre nicht hier her! Und komme mir nicht so nah, zum tausendsten Mal!", sagte ich.
"Gib mir nur drei Tage, dann ist es schon Samstag ...", bat er.
Seine Augen verrieten mir etwas, dass ich nicht identifizieren konnte.
Mitleid? Anflehung?
"Wieso? Gib mir einen guten Grund zum Bleiben, außer dem Versprechen."
"Noch nie bin ich so arg jemandem hinterhergerannt! Verstehe mich doch!"
"Sag mir einen guten Grund! Da liegt viel mehr als ein Versprechen ...", sagte ich und schaute ihn erwartungsvoll an.
"Warte nur noch drei Tage ab ...", meinte er nur und ging.

1481 Wörter, 11.09.2016

Fortsetzung folgt

Das VersprechenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt