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Pov. Amaya

Ein unwohles Gefühl breitete sich in mir aus, als ich durch die Gänge der Schule huschte. Natürlich wurde ich, aufgrund meiner Absenz und des Vorfalls von letzter Woche, von so ziemlich allen angestarrt. Meine Sauerstoffflasche, die ich hinter mir herziehen musste, erregte auch nicht weniger Aufmerksamkeit. Einige tuschelten, manche lachten und wiederum andere sahen mich bemitleidend an. Langsam wurde ich immer wütender.

,,Könnt ihr nicht wen anderen mit euren ekligen Blicken angaffen?", murrte ich leise vor mich hin, sodass niemand es hören konnte.
,,Ach komm schon, so schlimm ist es auch nicht. Die starren nur, weil du so hübsch bist", ertönte knapp neben meinem Ohr die Stimme eines gewissen Zuspielers.
Bei der Bemerkung meines Freundes gab ich nur ein beleidigtes Schnauben von mir, während mir zeitgleich ein Rotschimmer die Wangen zierte.
Koshi kicherte daraufhin nur und drückte während des Gehens fest meine Hand, die er zuvor sachte genommen hat. Gemeinsam bahnten wir einen Weg durch die Menschenmassen in Richtung Turnhalle.
Diese Geste erregte nun mehr Aufmerksamkeit, als vorhin, jedoch fühlte ich mich nicht mehr unwohl. Natürlich entging  den Teammitgliedern dieses offensichtliche Detail nicht.
,,Wusste ich doch, dass ihr ein Paar seid!", kam es stolz von Nishinoya.
,,Ihr seid jetzt also offiziell ein Paar?", mischte sich Tanaka ein, der mit Asahi angefangen hatte, das Netz aufzubauen.
,,Was echt?"
,,Seit wann?"
,,Wie ist das denn so gekommen?"
,,Warum habt ihr es uns nicht erzählt?"
,,Waren sie denn nicht immer schon ein Paar?", meinte Kageyama ungerührt.
Fragen über Fragen wurden uns an den Kopf geschmissen und dieses unwohle Gefühl machte sich wieder in mir breit.
Koshi bemerkte dies sofort und versuchte sie abzuwimmeln.
,,Ich denke, jetzt habt ihr erst mal genug Fragen gestellt. Ja, wir sind zusammen, aber das erst seit einer Woche und wir müssen  euch auch nicht alles sagen. Also könntet ihr uns jetzt durchlassen, ich würde mich gerne umziehen."

Schmollend ließen sie von uns ab und widmeten sich anschließend ihren vorherigen Aufgaben. Suga ließ meine Hand los, um kurz darauf im Clubraum zu verschwinden. Mit meinen Augen auf meiner nun fröstelnden Hand lief ich ihm gedankenverloren hinterher. Da ich nur auf meine Hand achtete, die jetzt kalt war, da Suga sie nicht mehr hielt, bemerkte ich nicht, wie ich ihm nachlief. Wie in Trance öffnete ich die Tür und schaute auf, was ich besser nicht getan hätte. Da stand mein Freund, ohne Oberteil und sah mich über seine Schulter an.
,,Hö?! Ich glaube, du bist in der falschen Kabine", meinte er mit einem neckischen Unterton.
Augenblicklich glitt meine Seele aus meinem Körper und mein Kopf begann förmlich an zu brennen.
So was Peinliches kann wohl auch nur mir passieren! Trotz meiner offensichtlichen Verlegenheit brachte ich blitzschnell ein paar Wörter zustande. ,,Tut mir leid!"
Mit hochrotem Kopf verließ ich den Raum und eilte zu der Bank hin. Ich hoffte so sehr, dass das niemand mitbekommen hatte und versuchte mich so gut es ging hinter meiner Sauerstoffflasche zu verstecken, bis ich eine Präsenz neben mir spürte.
Ich drehte meinen Kopf. Es war Yachi, die sich zu mir setzte und mich bemühend anlächelte.
,,Warum bist du denn so rot Amaya?", stellte sie geschockt fest.
,,Ich bin aus Versehen in den Clubraum gegangen, während sich Sugawara umgezogen hatte", erklärte ich ihr ohne sie auch nur anzusehen. Es war wie eine Erkenntnis, die mich innerlich ins Grab beförderte und mir die Farbe aus dem Gesicht stahl.
Daraufhin sah sie mich nur noch bleich an. ,,D-das ist dir p-passiert?! Oh jeh... m-mir wird ja fast schon übel..."
Ich dagegen hatte wieder Farbe angenommen und vergaß wegen Yachis Auftreten, weshalb ich beschämt war. ,,Nicht doch! Geht es dir nicht gut? Wenn dir schlecht ist, versuche zu gehen und gleichzeitig zu summen, das hilft!", bemühte ich mich ihr zu helfen.
,,W-wenn du das sagst...", nuschelte sie mit der Hand vor ihrem Mund. Ich half ihr auf und sie ging summend neben mir her, während ich ihr sanft über den Rücken strich. Nach nur kurzer Zeit ging es ihr besser und wir saßen wieder auf unserem gewohnten Platz.

,,Die Jungs sind wieder in Topform! Wenn sie so weiterspielen, werden sie in Tokyo alle alt aussehen lassen!", plapperte ich begeistert vor mich hin.
Der Ball titschte von Spieler zu Spieler und wechselte seine Richtung permanent. Es ähnelte fast einem Tanz, bei dem jeder seiner Choreografie nachging. Wie gebannt folgte ich dem Treiben, bis ich ein Gefühl bekam, als ob mich jemand beobachten würde. Langsam lenkte ich meinen Blick nach rechts, um Yachi anzusehen. Tatsächlich hatte ich recht und Yachi war es, die mich musterte.
Unwohlsein breitete sich in mir aus.
,,Was ist? Habe ich laut gedacht?"
,,Nein, nein, es ist nur.... Du bist so voller Leidenschaft dabei und unterstützt das Team voll und ganz. Ich dagegen habe nicht mal eine Ahnung von Volleyball, geschweige denn vom Team. Es ist alles so neu und ich will einfach niemandem eine Last sein. Ich weiss nicht mal, ob ich in dieses Team gehöre..." Den letzten Satz nuschelte sie und ich hörte ihre Unsicherheit stark heraus.
,,Das stimmt doch nicht! Ja, ich mag Volleyball und es interessiert mich auch so stark, dass ich im Club bleiben will. Trotzdem bedeutet das nicht, dass ich hier "besser" bin als du. Sein wir mal ehrlich, ich in meinem Zustand in einem Sportclub? Schon ein wenig absurd, nicht?", versuchte ich sie aufzumuntern.
Daraufhin gab sie mir nur ein müdes Lächeln und blickte wieder emotionslos auf das Spielfeld. Ich tat es ihr gleich. Ich wollte sie um jeden Preis aufmuntern und ihr sagen, dass sie sehr wohl ein wichtiges Mitglied dieses Teams ist.
,,Außerdem würde Kiyoko sicher nicht eine durchschnittliche Person als Managerin aussuchen. Es hatte bestimmt einen Grund, warum sie dich ausgesucht hat. Deine Talente werden früher oder später sicher nützlich sein, glaub es mir!" Ein breites Lächeln setzte sich auf mein Gesicht und auch Yachi schien eine verbesserte Stimmung zu haben. Den Blick, den sie aufsetzte, verriet mir, dass sie in sich grübelte, wie sie dem Team helfen könnte. Damit ich sie nicht störte, beschloss ich dem Club auch mit meinen Fähigkeiten zu helfen und verließ die Halle.







,,Das gibt's doch nicht! Ich wollte doch nicht mischen, das gibt immer so verschiedene Töne", gab ich genervt von mir. Enttäuscht stand ich vor dem breiten Regal, welches voller Lebensmittelfarben war. Es gab jede erdenkliche Farbe von blutrot bis zu Cyan und noch mehr. Doch natürlich musste ausgerechnet das orange leer sein. Mir blieb also nichts anderes übrig, als die Farbe zu mischen. Trotzdem ging ich mit den anderen Farben und Zutaten zur Kasse. Während ich bezahlte, huschte mir ein Gedanke durch den Kopf und um ihn nicht zu vergessen, schrieb ich ihn mir direkt auf meinen Notizblock, den ich immer dabei hatte.

Gebäck für den Volleyballclub verkaufen -> auf strasse, Schule etc
Zutaten für Bananenmuffins (eigene Art):
3 Bananen
250 g Mehl
70 g Zucker
30 g brauner Zucker
1 EL Zimt                -> Überraschungs- Muffins für Club
2 Prisen Salz                     - Schwarz
1 TL Backpulver                    - Weiss        -> Frosting!
(1 TL Vanillepaste)                -Orange
(^ nicht notwendig)
1 TL Natron
2 Eier
120 g Butter (oder 80 g Öl)

Voller Tatendrang marschierte ich nach Hause und fertigte enorme Mengen an Muffins an. Bei dem Frosting gab ich mir besonders viel Mühe. Von Volleybällen über Trikots bis zu Krähen und dem Schriftzug des Banners war alles dabei. Stolz sah ich auf die Uhr und musste mit Schrecken feststellen, dass ich beinahe die ganze Nacht durchgearbeitet hatte! Es war schon halb vier morgens und ich hatte Schule. Verzweifelt betrachtete ich das gigantische Chaos, das durch meine Arbeit entstanden war. Seufzend machte ich mich an das Putzen, was nach nur einer halben Stunde erledigt war. Meine Müdigkeit zeigte sich allmählich und mit schweren Schritten gelangte ich ins Bett.

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