•17•

77 5 0
                                    

Pov. Tsukishima

Warte was? Mist. Ich habe gar nicht überlegt, was ich sagen will. Aber was solls, jetzt ist es eh zu spät.

Entgeistert sah mich Amaya an. Habe ich gerade etwas komisches gesagt oder habe ich sie ertappt und genau ins Schwarze getroffen? Ohne auch nur irgendwelche Emotionen zu zeigen, begutachtete ich sie an. Ich wollte es wissen. Dieses Mädchen hatte doch irgendein Geheimnis. Was für eines wusste ich nicht, aber ich wollte es herausfinden.

„I-Ich.." Amaya stotterte und drehte ihren Kopf hin und her als ob sie jemanden suchen würde. Ich drehte ebenfalls meinen Kopf um zu erkennen, ob sie jemanden hinter mir anschaut. Als ich niemanden erblickte, drehte ich den Kopf wieder zurück.

„Was zum..." Amaya war nicht mehr da. Das kann doch nicht wahr sein. Hatte sie mich jetzt wirklich ausgetrickst? So einfach? Dieses Mädchen war einfach nur Arghhh. Ich raufte mir die Haare. Weit konnte sie doch nicht sein, also lief ich ihr nach.

Ich rannte und rannte. Nach einer Weile stoppte ich. „Warum laufe ich dir eigentlich hinterher?", sagte ich laut zu mir selbst. „Ich kümmer mich doch sonst um keinen also warum sollte es bei ihr anders sein? Warum ausgerechnet sie?"

„Das h-hab ich mich a-auch schon gefragt", kam es laut keuchend von der Bank neben mir. Amaya saß gekrümmt neben mir auf genannter Bank und schluckte laut. Sollte ich mich zu ihr setzen? Sie in den Arm nehmen? Nein, das ist nicht meine Art.

Leicht überfordert fand ich mich dann doch neben ihr. Ich nahm meine Umgebung gar nicht wahr. Ich starrte nur auf den Boden - nein, ich starrte hindurch. Meine Gedanken waren das reinste Chaos und ich versuchte sie zu ordnen. Nach einer Weile machte es Klick.

„Deine Zeit?"
Auf diese Frage hin hob ich meinen Kopf und sah Amaya schockiert an. Kreide weiße Haut, blaue Lippen, müde Augen und ein Erscheinungsbild, welches unbeschreibbar war.

Pov. Amaya

Es tut so weh. Nicht das Brennen meiner Lunge, das sich wie Feuer anfühlt. Nicht der Luftmangel, der sich wie erwürgen anfühlt und auch nicht die Kälte, die sich über meine blasse Haut schleicht. Es sind viel schlimmere Schmerzen. Es sind die Lügen, die Ausreden, Schuldgefühle einfach alles.

Tag für Tag seine Freunde anlügen zu müssen und alles zu vertuschen. Die Starke spielen zu müssen, obwohl man die Schwächste ist. So zu tun, als ob die Welt in Ordnung sein würde, obwohl sie schon längst zerstört wurde.

Ich hörte Tsukishima etwas von einer Zeit oder so sagen, doch ich konnte es nicht richtig verstehen. Das Bild vor mir entfernt sich immer weiter von mir und verschwindet schlussendlich in tiefem Schwarz.

Pov. Yamaguchi

Ich lief mit einer Tasche die Straßen entlang. Meine Mutter hatte mich gebeten, etwas für das Abendessen zu holen und so wollte ich dies bei einem der Essensstände besorgen. Es wäre nicht mehr weit gewesen, da blieb ich abrupt stehen.

Ich sah Tsukishima, der versuchte eine leblose Amaya hochzunehmen. Panik erfüllten seine Augen. Ehe ich mich versah, saß ich neben Tsukishima und fragte besorgt, was passiert sei.

„Amaya. Sie ist einfach umgekippt und regt sich nicht mehr, Yamaguchi. Bitte hilf mir!" Noch nie hatte ich ihn so erlebt. Voller Angst hoben wir Amaya hoch. Sie war erstaunlich leicht, aber dennoch hatten wir beide momentan nicht die Kraft, sie alleine zu tragen. Doch zu zweit würde es gehen.

„Das Krankenhaus ist gleich um die Ecke!", sagte Tsukishima nach einer Weile. Mehr zu Amaya als zu mir. Ich sah sie an. Tausende Fragen schwirrten in meinem Kopf herum. Doch hatten wir keine Zeit zum Überlegen. Amaya hatte keine Zeit.

In der Notaufnahme angekommen kamen auch schon drei Ärzte und eine Krankenschwester auf uns zu. Sie nahmen uns Amaya ab und legten sie auf eine Trage. Sie wurde weggefahren und wir standen nur da. Als ich nach rechts sah, kniete Tsukishima müde auf dem Boden.

„W-Wollen wir in der Cafeteria warten? Ein Kakao und eine Erklärung würde sicher nicht schaden."

Die Definition vom Leben Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt