Ich musste meine Augen gar nicht erst öffnen um zu wissen, wo ich bin. Den Geruch und der leichte Druck der Infusion in meinem linken Handrücken verriet mir, dass ich im Krankenhaus war. Doch eine Sache war anders. Hielt da jemand meine Hand?Langsam öffnete ich meine schweren Augen und versuchte meine Umgebung zu fokussieren. Anfangs blendete es ein wenig, doch dann sah ich mich im Zimmer um. Es war noch hell und das bedeutete, dass ich nicht lange weg gewesen war. Ich hatte wieder ein Einzelzimmer und es roch nach Krankenhaus. Ihr wisst schon, dieser Geruch nach verschiedene Mitteln. Mir war ein wenig Kalt, da die weiße Decke, die mich zudeckte, nicht unbedingt dick war.
Dann fielen mir drei Personen auf. Einer davon war Daichi, der stehend mit dem Rücken an dem Türrahmen des Krankenzimmers lehnte und dazu seine Augen geschlossen hatte. Asahi schlief auf einem Sessel, der viel zu klein für ihn war. Es sah ziemlich lustig aus und ich fragte mich, wie die Beiden so schlafen können.
Dann blickte ich auf die Person, die meine rechte Hand hielt. Es war Sugawara, der mit beiden Händen meine Hand sanft umschloss und den Kopf auf meinem Bauch platziert hatte. Ich konnte direkt in sein Gesicht sehen, da er den Kopf auf die linke Seite gedreht hatte. Seine silbernen Haare waren zerzaust und auch seine Nase war rot gefärbt. Er schlief seelenruhig, doch konnte ich deutlich das emotionale Chaos sehen, was er wegen mir durchlebt hatte. Ich wollte ihn am Liebsten so schlafen lassen und hätte sein Gesicht stundenlang einfach nur ansehen können.
Langsam bekam ich jedoch wieder ein Gefühl für meinen Körper und ich konnte mich wenigstens ein wenig bewegen. Da ich noch relativ schwach war, drückte ich die Hände von Sugawara so gut ich konnte zusammen, da ich ihm noch mehr Sorgen ersparen wollte. Nichts.
Ich drückte erneut, doch verließ mich meine Kraft langsam wieder und die Müdigkeit kam erneut hervor. Ich schloss meine Augen und wartete so darauf, dass er aufwachen würde. Anders konnte ich ihnen ja nicht mitteilen, dass es mir gut ging und zudem sie von ihren unangenehmen Schlaflagen befreien.
Pov. Sugawara
(Traum)
„Aber das mit uns, wird nicht funktionieren. Es tut mir leid, Sugawara Kōshi. Aber wenn ich gehe, dann gehe ich für immer und ich ertrage es nicht, euch alle zurückzulassen."
Ich sah ihren traurigen Blick, doch wollte ich sie nicht loslassen. Es war als wäre dort ein schwarzes Loch, was sie aufsaugen würde, wenn ich sie jetzt loslasse. Sie lächelte auch nicht, sondern drehte ihren Körper von mir weg. Wieso machte sie das? Ich spürte wie sie sich trotz allem an meine Hand klammerte und sie leicht zusammendrückte, so als ob sie mir trotzdem sagen wollte, dass sie da war.
Dann ließ sie jedoch los.
„Amaya! Ich will nicht, dass du gehst. Wage es nicht zu gehen! Versprich, dass du bleibst bis wir alt und schrumplig sind!"
Ich liebe dich doch!
(Traum Ende)
W-Was...war das? Habe ich geschlafen? Wie lange denn und was war das für ein Traum. Langsam erinnerte ich mich wieder was geschehen ist und ich erhob meinen Kopf. Amayas Vater war auch wieder da, nachdem er sich einen Kaffee geholt hatte, jedoch schlief auch er nach einer harten Arbeitsschicht.
Mein Blick schweifte zu Amaya und ich betrachtete sie. Noch nie konnte ich sie so genau ansehen wie jetzt. Sie hatte ihre langen schwarzen Haare zu einem lockeren Zopf zusammengebunden, welcher sich aber nach und nach löste. Ihr Ponny war zerzaust und auf ihrem Kissen lagen viele Haare die wahrscheinlich wegen der Chemo langsam ausfielen.
Dann fiel mein Blick auf ihre Lippen. Ein zartes Rot zierten diese und nur zu gern hätte ich meine Lippen auf ihre gelegt.
„Warum lässt du es nicht zu, dass ich dich liebe?", flüsterte ich.
„Sie mag dich auch, sogar mehr, als ihr lieb ist.", hörte ich eine raue Stimme neben mir. Ich richtete mich auf und musterte den Mann. Es war Amayas Vater. „Das weiß ich. Deshalb verstehe ich sie auch nicht. Warum macht sie das alles? Versteht sie nicht, dass es mir egal ist, ob sie mich verletzt? Aber nun gut. Ich möchte Sie wirklich nicht mit meinen Problemen vollquatschen."
„Ach Sugawara. Ich denke es würde dir gar nicht so schlecht tun, wenn du mal reden würdest. Wenn nicht mit mir, dann mit ihm.", meldete sich plötzlich Daichi zu Wort.
„Warst du etwa die ganze Zeit wach? Toll, Danke fürs Ausspionieren...", gab ich mürrisch von mir und schmollte etwas. Das war ein wenig peinlich...
„Was glaubst du denn, dass ich im Stehen schlafe? Übrigens kann ich mir langsam dein Selbstmitleid nicht mehr geben. Du bist doch sonst so zielstrebig. Warum in dieser Sache nicht, wo sie doch so wichtig ist?" Insgeheim wusste ich, dass Daichi recht hatte. Aber wie soll ich zielstrebig sein, wenn kein Ziel in Sicht ist? Es ist eher ein Abgrund auf dem ich zusteuere.
„Ich weiß es doch auch nicht aber wenn-", ich stoppte. Meine Hand wurde leicht gedrückt und ich blickte aufgeregt in Amayas Gesicht. Ihre Augen zitterten leicht aber nach und nach öffnete sie sie und ihre graue Iris glitzerten in dem Licht der Sonne, welches durch die Fenster schien.
„Hey...Habt ihr mich vermisst?", krächzte sie leicht und lächelte schief.
„Mach sowas nie, nie, nie wieder hörst du! Mann, bin ich vielleicht ausgetickt als Tanaka und Noya mich über deinen Zustand informiert hatten. Kannst du denn nicht einmal auf dich aufpassen?" Ich war richtig in Fahrt. Dieses Mädchen machte mich einfach kirre!„Suga..Komm runter, sie hat es ja nicht extra gemacht.", versuchte mich Asahi zu beruhigen, der durch den Lärm aufgewacht ist. Es schien, als wäre er noch im Halbschlaf und wüsste nicht so recht, was gerade abgeht.
„Aber sie hat es herausgefordert. Trotzdem hast du recht, Asahi. Es tut mir leid, Amaya. Ich wollte dich nicht so anschreien. Geht es dir gut?"
Innerlich hätte ich mich schlagen können. Natürlich geht es ihr nicht gut und das merkte man auch. Und ich hatte natürlich nichts besseres zu tun, als sie anzuschreien, obwohl sie gerade erst wieder aufgewacht war. Genau deshalb musste ich nun Ruhe bewahren und sah sie geduldig an.
„Ja, alles gut. Ich bin nur ein bisschen schwach.", antwortete sie.
„Amaya, du sollst doch nicht rennen. Wie oft denn noch? Außerdem gefährdest du die Zulassung für deinen Aufenthalt deiner Schule. Willst du das etwa, nachdem zu so hart dafür gekämpft hast?", erinnerte Amayas Vater sie.
Warte was? Warum denn die Zulassung gefährden? Etwa nur, weil sie gerannt ist?
„Warum denn die Zulassung gefährden? Sie ist doch bloß gerannt.", sprach Daichi das aus, was ich gerade gedacht hatte.„Es ist so: Mit der Schule gäbe es da keine Probleme, aber mit der Versicherung. Amaya sollte eigentlich im Krankenhaus bleiben. Aber da sie unbedingt auf eine öffentliche Schule wollte, haben wir sie gegen den Rat der Ärzte rausgeholt. Der Versicherung mussten wir das natürlich angeben und sie stellten klare Bedingungen.", erklärte er uns.
„Was denn für Bedingungen?", fragte ich neugierig.
„Ach, das braucht ihr nicht zu wissen. Das sind nur Formalitäten.", winkte er ab.Damit gab ich mich zwar nicht ganz zufrieden aber wandte mich trotzdem wieder Amaya zu.
Sie sah leicht beschämt aus und nuschelte irgendwas vor sich hin.„Dummerchen. Wir verstehen dich nicht. Du musst schon ein bisschen lauter sprechen." neckte ich sie. Wir beide kicherten und sahen uns an.
Daichi räusperte sich plötzlich; „Ja, also ich hol mir was zu Essen. Kommt ihr auch? Suga, bleib doch am Besten bei Amaya, damit sie nicht so alleine ist."
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Die Definition vom Leben
FanfictionAmayas gesundheitlicher Zustand wird immer besser. Sie darf endlich wieder auf eine öffentliche Schule gehen und muss nicht mehr im Krankenhaus rumgammeln. Doch schon am ersten Tag an der neuen Schule begegnet sie zwei Schülern, die sie auch schon i...