Pov. Sugawara
Kurz bevor Kageyama und Hinata es nach Tokyo geschafft haben, war unsere Stimmung ziemlich bedrückt. Wir hatten beinahe alle Sätze verloren und mussten Strafrunden erledigen. Erschöpft betraten wir das Spielfeld und stellten uns auf. Obwohl ich nicht der Stammspieler war, sollte ich mich aufstellen, weil Kageyama ja noch nicht da war. Trotzdem konnte ich mich nicht richtig fokussieren. Ich spürte, dass den Coach etwas bedrückt. Jedes Mal, wenn ich zu ihm rüber sah, hatte er einen unbeschreibbaren Blick aufgesetzt. Als würde ihn etwas belasten oder gar auffressen. Ich wusste nicht, ob es eine besonders gute Idee war, ihn darauf anzusprechen, aber ich würde es nach diesem Spiel tun. Oder eher nach dieser Strafrunde, denn wir hatten erneut verloren.
"Coach?", fing ich die folgende Unterhaltung an.
"Sugawara!" Ich runzelte meine Stirn. Das hatte sich fast so angehört, als würde er etwas vor mir verbergen. Seine Hände sahen auch etwas zittrig und verschwitzt aus, als ich sie kurz musterte.
"Sie wirken so komisch. Geht es Ihnen gut?", hakte ich nach, um ihm irgendwie eine Antwort zu entlocken.
"A-ach nicht so wichtig. Geh lieber etwas trinken", versuchte er mich abzuwimmeln. Da ich merkte, dass meine Versuche, ihn zum Reden zu bringen, nichts bewirken würden, gab ich schließlich nach und begab mich zu Yachi, die mir auch schon freundlich eine Flasche Wasser anbot. Dankend nahm ich sie an und trank sie in einem Zug leer. Nachgrübeln und nachhaken würden mich sowieso zu nichts bringen, also entschloss ich mich, es sein zu lassen und mich auf das Training zu konzentrieren.Plötzlich wurde das Hallentor von einer jungen Frau aufgemacht, die ziemliche Ähnlichkeit mit Tanaka hatte. Meine Vermutung, dass sie seine Schwester war, wurde damit bestätigt, dass Nishinoya es zu Asahi sagte. Kurz darauf stürmten die zwei Restlichen des Teams keuchend in die Halle. Von da an ging es mehr oder weniger bergauf. Nicht nur wurde unsere Aufstellung besser, auch unsere Stimmung wurde gehoben. Unser Ehrgeiz wurde größer und wir gewannen endlich ein Spiel. So ging der erste Tag um und der zweite und dritte Tag brach an.
"Vielen Dank!" Wie im Chor verabschiedeten wir uns von den anderen Teams. Wir stiegen in den Bus und nahmen Platz. Die meisten waren todmüde und schliefen auf der Stelle ein. Ich konnte, obwohl ich so müde war, trotzdem nicht wirklich schlafen. Erstens rüttelte der Bus zu fest und zweitens flogen mir zu viele Gedanken durch den Kopf. Ob ich Amaya heute noch besuchen sollte, obwohl es dunkel sein würde, wenn wir ankommen. Die letzten Tage hat sie mir nicht einmal geschrieben. Was mit Ukai los war. Wie ich mich nach diesem Training am besten verbessern konnte und noch viele mehr.
"Wir sind da!", meinte Ukai und gähnte laut. Nachdem alle mehr oder weniger wach aus dem Bus stiegen, erklärte uns Ukai noch kurz, dass wir morgen frei vom Training hatten, da die Turnhalle renoviert werden würde.Anstatt nach Hause zu gehen, entschloss ich mich Ukai nochmals zu konfrontieren. Es ließ mir keine Ruhe und ich wollte Gewissheit.
"Coach?" Er drehte sich fragend zu mir herum. "Es tut mir leid für meine Neugier, aber es lässt mich der Gedanke nicht los, dass Sie mir etwas verschweigen. Die ganzen drei Tage über wirkten Sie meist abwesend. Bitte sagen Sie, was Sie bedrückt!"
Ich konnte beobachten, wie sich nach und nach kleine Tränen in seinen Augen sammelten. Erschrocken und überrascht zugleich blickte ich ihn an.
"Ich denke, es wäre besser, wenn du kurz mit mir kommst."
Ich schluckte schwer. Was war wohl geschehen in den drei Tagen, in denen wir weg waren?
Stumm folgte ich unserem Coach in den kleinen Laden, den er neben dem Coachen führte.
Als ich eintrat, prüfte er noch schnell, ob das Schild immer noch "geschlossen" zeigte."Was ich dir jetzt gleich zeigen werde, tut mir unglaublich weh. Ich möchte, dass du weißt, dass es mir unendlich leid tut. Am besten setzt du dich hin. Falls du Fragen hast, stell sie und wenn du wütend, traurig oder sonst was bist, werde ich es verstehen", sprach er mit gebrochener Stimme. Allmählich wurde ich richtig ängstlich und diese Worte unterstrichen dies. Ukai stellte einen kleinen Fernseher ein und schaltete noch ein paar Dinge um, ehe auf dem Bildschirm eine Aufnahme von vor drei Tagen gezeigt wurde. Das Datum konnte man deutlich oben rechts erkennen.
Auf einen Schlag stellten sich all meine Haare auf. Es fühlte sich so an, als würde mein Herz im einen Moment rasen und im anderen aussetzen. Erst wurde mir heiß, dann lief mir ein eiskalter Schauer über den Rücken. Meine Augen starrten auf den Bildschirm, auf dem ein Unfall gezeigt wurde.
"-ereignete sich heute ein Unfall. Passanten zufolge erfasste ein Lkw eine Schülerin am frühen Morgen. Das Mädchen war laut den Ärzten sofort tot. Einzelheiten sind noch unbekannt, doch man vermutet, dass Alkohol im Spiel war. Falls sie Einzelheiten zu diesem Mädchen kennen, wende-".Die Stimme des Reporters nahm ich immer dumpfer wahr, bis sie schließlich ganz verschwand und zu einem lauten Tinnitus wurde. Mit wackeligen Beinen stand ich auf.
"Warum..?", flüsterte ich ausdruckslos.
"Sugawara, manchmal da passieren Dinge-".
"WARUM?!", brüllte ich Ukai an. Ich konnte meine Gefühle nicht beschreiben. Wut, Trauer, Verzweiflung, den Drang, einfach nur zu schreien. All diese Dinge wechselten im Sekundentakt und ich fühlte mich, als würde ich ertrinken.
"Warum haben Sie es mir verschwiegen? Haben Sie nur an Ihren Erfolg als "grandioser Trainer" gedacht und meine Gefühle vollkommen ignoriert?", schrie ich ihn weiter an. Ich spürte etwas Nasses auf meinem Gesicht und realisierte, dass es Tränen waren, die ununterbrochen an meinen Wangen herunter flossen. Von meinen Gefühlen überrumpelt rannte ich überstürzt aus dem Laden Richtung Unfallort. Die Worte "Bitte nicht" wiederholte sich in meinem Kopf in Dauerschleife und plötzlich stoppte ich. Der Unfallort. Wenn man es nicht wüsste, wäre es eine ganz normale Kreuzung. Eine Ampel, ein Zebrastreifen, Häuser und was halt so dazugehört. Doch in meinem Kopf begann sich alles zu drehen. Immer schneller und schneller wirbelte das Bild vor mir und ich schien die Kontrolle über mich selbst zu verlieren. Meine Atmung wurde flacher und auf einen Schlag wurde alles Schwarz."In der Nähe der Toyosato-Straße ereignete sich heute ein Unfall. Passanten zufolge erfasste ein Lkw eine Schülerin am frühen Morgen. Das Mädchen war laut den Ärzten sofort tot. Einzelheiten sind noch unbekannt, doch man vermutet, dass Alkohol im Spiel war. Falls sie Einzelheiten zu diesem Mädchen kennen, wenden sie sich bitte bei der unten stehenden Nummer. Das Mädchen hat schulterlange, schwarze Haare, graue Augen und trägt eine Karasuno-Schuluniform. Wir sind für jeden Hinweis dankbar. Nun zum Wetter..."
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Die Definition vom Leben
FanfictionAmayas gesundheitlicher Zustand wird immer besser. Sie darf endlich wieder auf eine öffentliche Schule gehen und muss nicht mehr im Krankenhaus rumgammeln. Doch schon am ersten Tag an der neuen Schule begegnet sie zwei Schülern, die sie auch schon i...