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Pov. Amaya

Ich konnte ihnen nicht in die Augen sehen. Stattdessen bekam der Boden unter mir meine volle Aufmerksamkeit. Ich hatte sie angelogen. Hatte rumerzählt, dass ich eine Verletzung an der Wirbelsäule hätte, die noch nicht ganz verheilt wäre.

All das nur, damit sie nicht herausfinden, dass ich Krebs hatte. Wenn ich so darüber nachdachte, war das ganz schön aufwändig und überflüssig. Aber ich wollte eben nicht reduziert werden. Normal sein, das war es, was ich wollte.

Der erste, der es wagte die peinliche Stille zu brechen, war Ukai.
„Nun ja. Jetzt, da ihr Amayas Geheimnis wisst, muss ich euch auch nichts mehr vormachen. Sie wird euch alles erzählen glaubt mir. Aber ich möchte euch nur eines sagen. Verurteilt sie nicht und seid ihr nicht böse. Sie hatte einen guten Grund warum sie es euch verschwiegen hat. Ich hab es gewusst und ihr versprochen es geheim zu halten, wenn sie dafür zu mir kommt falls was sein sollte.",gestand Ukai

„Jetzt lassen wir euch aber alleine. Das solltet ihr jetzt ohne uns klären. Komm Ukai.",forderte Herr Takeda seinen Kollegen auf.
Ukai wollte zuerst protestieren ließ es dann aber weil er es für eine gute Idee hielt. Er würde dann einfach Amaya fragen, wie es lief.

Jetzt waren wir alleine in der grossen Halle. Dreizehn starrende Augenpaare spürte ich auf mir und ich schluckte. Nun konnte ich keinen Rückzieher mehr machen. Jetzt würden sie es alle erfahren und mich bemitleiden.

Ich schüttelte den letzten Teil aus meinem Kopf. Ich kannte sie. Wenn auch nur zwei Monate. Sie würden mich verstehen. Hoffte ich zumindest.

„Also da ihr es jetzt alle wisst, gibt es wohl kein zurück mehr.",gab ich schief lächelnd von mir und versuchte überzeugend zu wirken. Langsam ging ich auf das Spielfeld zu und setzte mich unter das Netz. Ich sah die anderen erwartungsvoll an und sie setzten sich zögerlich zu mir. Nun saßen wir in einem Kreis in der Sporthalle, unter einem Volleyballnetz und ich würde ihnen mein ganzes Leben erzählen. Das konnte ja spaßig werden.

„Wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht wie ich dieses Gespräch erklären soll also, werde ich einfach mal von Anfang an erzählen. Bei meiner Geburt starb meine Mutter. Ich nehme an, ihr kennt die Geschichte schon, weil wir ja einen Aufsatz über unsere Namensbedeutungen schreiben und vortragen mussten.

Als ich zehn Jahre alt war, diagnostizierten die Ärzte an Krebs. Genauer ein kleinzelliges Lungenkarzinom. Dieser Krebstyp macht ca. 13-15 Prozent aller Fälle von Lungenkrebs aus und ist enorm aggressiv. Er breitet sich normalerweise rasch aus, befällt andere Körperteile und bildet dort Metastasen. Oder auch, Ableger also kleinere Tumore.

Ich bekam Metastasen in der Leber und besonders in der Lunge. Als ich endlich wieder in die Schule durfte, gaben mir die Ärzte noch ungefähr vier bis fünf Monate. Aber als sich mein Zustand verbesserte, gaben sie mir noch ca. 12-19 Monate. Was für eine Patientin wie mich lange ist. Und jetzt, sitze ich hier, schütte euch mein ganzes Herz aus und hoffe, dass ihr mir irgendwann verzeihen könnt. Ich weiß, dass sowas schwer ist. Aber ich bitte euch, es für mich zu tun.

In den letzten zwei Monaten, habe ich mehr über Freundschaft gelernt als in den ganzen sechzehn Jahren meines Lebens. Ich freue mich so euch kennengelernt zu haben und es ehrt mich, dass ich eure Managerin  sein darf. Vorausgesetzt, ihr wollt mich noch als eure Managerin.",sagte ich mit dem Blick erneut auf den Boden gerichtet.

Als ich meinen Blick wieder hob, sah ich in Augen, welche so viel Tränen produzierten wie ein Wasserfall. Alle um mich herum weinten und ich fühlte mich schlecht.

Ich hatte es akzeptiert, dass ich sterben werde. Jedoch taten dies die anderen natürlich nicht. Im ersten Moment war noch alles gut und im nächsten mussten sie sich darauf einstellen, dass eine Freundin in ein paar Monaten sterben würde. Das konnte ziemlich schockierend sein.

„Weint doch nicht.",schniefte ich. Ich fühlte mich miserabel und hatte ein schlechtes Gewissen. Tanaka ergriff als erstes das Wort.

„Warum hast du uns so etwas verschwiegen? Dachtest du, wir würden Sherlock spielen und es selbst herausfinden?" Tanaka beherrschte sich gut hatte aber feuchte Augen.

Aber was er sagte, stimmte zu 100%. Es war egoistisch und dumm. Aber nachdem ich ihnen diese Lüge aufgetischt hatte, war es schon zu spät. Selbst wenn ich wollte, konnte ich nicht mehr zurück.

„Natürlich nicht aber..Ich wollte nicht bemitleidet werden. Ich wollte ein normales Leben und richtige, echte Freunde. Nicht solche, welche nur mit mir befreundet sind damit sie ein gutes Gewissen haben. Ich-...weiß auch nicht genau was ich wollte. Es tut mir leid, dass ich euch angelogen habe. Könnt ihr mir verzeihen?",fragte ich hoffnungsvoll.

Plötzlich stand Sugawara auf und verließ die Halle. Alle sahen ihm hinterher und ich wollte ihm nach doch jemand hielt mich an meinem Handgelenk fest. Es war Kiyoko, die mich mit roten, verweinten Augen ansah und stumm den Kopf schüttelte.

Ich verstand und setzte mich wieder. Auch ich war den Tränen nahe. Warum war das Leben denn so kompliziert? Ich entschloss mich, nachdem ich die Fragen der anderen beantwortet hatte, nach Suga zu suchen und mit ihm zu reden.

Auch Kageyama meldete sich. „Und als du uns kennengelernt hast, hast du da auch gedacht, dass wir dich nur bemitleiden würden und nicht richtige Freunde sind? Oder wolltest du einfach vergessen, dass du..." Weiter kam er nicht aber wir alle wussten, was er meinte.  

„Natürlich nicht! Ich-...wusste nur nicht, wie ihr reagieren würdet, wenn ich es euch sagen würde. Und ich hätte es euch gesagt. Nur eben noch nicht jetzt." Bedrückt sah ich zu Boden.

Unzählige Fragen und Antworten später, war sie da. Die letzte und gleichzeitig die schmerzlichste Frage.
„Und..Wie lange hast du noch?"
Daichi wollte es fast nicht aussprechen aber er tat es. Ich entschied mich nicht lange um den heißen Brei herumzureden und es einfach zu sagen.

„Wenn es hoch kommt...19 Monate"

Die Definition vom Leben Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt