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Pov. Amaya

Nur ein paar Tage später stand ich am Rand der Turnhalle und unterhielt mich gerade mit Kiyoko, als plötzlich der Eingang zur Sporthalle geöffnet wurde.
Die Jungs ließen sich erstmal nicht vom Training ablenken, doch schielten sie doch merkbar zu dem lauten Geräusch. Da ich mit dem Rücken zu der Tür stand, bemerkte ich überhaupt nicht, um wen es sich bei dem ungebetenen Gast handelte.
Erst als ich ein lautes Räuspern hörte, wurde es mir klar.

„D-Dad?!" Mit geweiteten Augen starrte ich meinen Vater an. Ich schluckte. „Was m-machst du hier?", fragte ich ihn kleinlaut. „Dasselbe könnte ich DICH fragen. Ich dachte, du wärst im Schachclub. Aber als ich dich früher abholen wollte, damit ich mir ein eigenes Bild machen konnte, warst du nicht mehr da. Oder soll ich sagen; "nie da"? Amaya. Ich frage dich jetzt einmal und ich erwarte, dass du mir die Wahrheit sagst. Hast du mir das Anmeldeformular des Schachclubs, oder das des Volleyballclubs gegeben?"
Den Blick, den ich dabei von meinem Vater bekam, ging mir durch Mark und Bein. Man sah deutlich, dass er gar nicht wirklich in Rage war. Nein, er war mehr enttäuscht. Für mich war das viel schlimmer als Wut.

„I-Ich..." Ich schaute panisch nach links und rechts, um noch irgendwie Zeit schinden zu können. Es könnte ja sein, dass wenigstens ein mal in meinem Leben etwas klischeehaftes passiert und etwas - oder jemand - die Situation rettet. Doch dazu kam es nicht und ich musste mich entscheiden.

„Ja, ich habe dir das Anmeldeformular des Volleyballclubs untergejubelt, damit du es unterschreibst. Ich habe es unter das Formular des Schachclubs gelegt, damit ich danach nur die, vom Druck entstandenen, Abdrücke nachfahren musste." Diese Worte sagte ich ruhig aber bestimmt. Für kurze Zeit, war alles still. Erst da bemerkte ich, dass uns alle beobachteten und dem Gespräch lauschten. Man hörte keinen einzigen Ball, der auf den Holzboden titschte. Keine Schuhe, die laut quietschten und auch niemanden, der rum brüllte. Alles war mucksmäuschenstill und niemand wagte etwas zu sagen. Alle Augen lagen gebannt auf mir und meinem Vater.

Ich erwartete eine wütende Standpauke; oder eine Backpfeife; oder Irgendwas. Doch was er stattdessen sagte, liess mich verwundern.
„Das habe ich mir gedacht."

Was? Nun war ich völlig verwirrt und so sah ich ihn auch an.
Mein Vater lachte nur kurz auf. „Denkst du wirklich, dass ich sowas nicht bemerken würde Amaya? Also wirklich. Ich hab mich schon gewundert, warum du mir den Zettel unbedingt auf einem Klemmbrett servieren musstest. Ach und nur weil man zwei Blätter genau hintereinander legt, heißt das nicht, dass man sie nicht sieht. Mal ganz im Ernst. Hälst du mich für so dumm?"
Ich war sprachlos, aber musste doch ein wenig grinsen. „Naja, um ehrlich zu sein, hat es mich wirklich überrascht, dass du überhaupt unterschrieben hast. Ich musste mich beherrschen, dich nicht verdutzt anzusehen."

Doch nun wurde mein Vater ernst. „Da du das Dokument gefälscht hast, gilt es als ungültig. Das bedeutet, dass du kein Mitglied des Volleyballclubs bist und dies wird auch so bleiben. Ich verbiete dir jeglichen Kontakt mit Volleyball und dessen Mitglieder. Das ist mein letztes Wort."

Tränen sammelten sich in meinen Augen und keine Sekunde später, flossen sie mir auch schon die Wangen runter. Ich versuchte stark zu sein aber es gelang mir nicht. Die Anderen würden es nach diesem Gespräch sowieso erfahren. Also gab es auch keinen Grund, es jetzt noch zu verheimlichen. Jetzt konnte ich es ihnen endlich sagen. Ich konnte es ihm endlich sagen.

Anfangs war meine Stimme brüchig, doch nach einiger Zeit wurde sie fester und entschlossener. „Denkst du allen ernstes, dass ich mich von einem Vater aufhalten lasse, der seiner einzigen und todkranken Tochter das Leben vermiesen will? Denkst du, dass ich mir der Risiken nicht bewusst bin? Denkst du, dass ich nicht weiß, wie es ausgehen könnte? Ich weiß, dass es keine schlaue Idee ist. Aber seien wir mal ehrlich. Welche Idee ist in meinem Zustand schon schlau? Ich habe keine Optionen. Wir beide wissen, wie es ausgehen wird. Es bringt nichts, es noch länger zu verschweigen, wenn es eh alle wissen werden. Ich habe alle meine Karten ausgespielt und nun leg ich mein Ass auf den Tisch. Ich werde sterben. In 11-13 Monaten, wirst du alleine sein. Ob ich nun beim Volleyball zuschaue und Freunde habe, die ich so sehr mag, oder ob ich Schach spiele und neue Freunde finden muss. . Beides wird meinen Körper nicht schädigen glaub mir. Aber das eine wird meine Seele zerstören. Denn ich würde lieber sterben, als meinen Kampf aufzugeben. Ob du es willst oder nicht. ICH HABE KREBS!", schrie ich meinen Vater mit Tränen in den Augen an.

Auch er hatte feuchte Augen. „Ich-Amaya..Ich will dir dein Leben nicht vermiesen. Ich habe einfach Angst. Damals. Als ich-...als wir deine Mutter verloren haben hielt ich es fast nicht mehr aus. Du siehst ihr so ähnlich. Dich nur anzusehen, brach mir fast das Herz und nur daran zu denken, dass ich dich auch noch verlieren werde, ließ es ganz zerspringen. Verstehst du das? Ich habe schreckliche Angst. Wenn du gehst, werde ich ganz alleine sein und dich nie wieder sehen können. Ich meine...Du wirst niemals heiraten können. Niemals Kinder kriegen, niemals eine Familie gründen können. Niemals wirst du deinen Enkelkindern von deiner Jugend erzählen können. Ich werde dich nie aufwachsen sehen können. Denn ich werde dich nur sterben sehen können. Genau das macht mir so große Angst, Amaya."

Ich sah meinen Vater an. Das war das erste mal, dass er über seine Gefühle sprach. Das Witzige dabei war, dass wir zwischen vielen Leuten standen, die er noch nie gesehen hatte. Aber das blenden wir mal aus. Da er nichts weiter sagte, ging ich davon aus, dass ich ihn nicht überzeugen konnte. Ich wirkte niedergeschlagen. Doch dann atmete er aus und sah mich an. „Amaya. Da du mir eben gezeigt hast, dass du sehr wohl weißt was du tust, werde ich das Formular unterschreiben. Du bist eben kein kleines Kind mehr und ich muss lernen, dass du deinen eigenen Kopf hast. Aber ich will, dass jemand während des Trainings auf dich aufpasst. Versprich es mir."

„Natürlich. Es wird immer jemand bei mir sein. Versprochen. Ach und."
Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und flüsterte meinem Vater noch etwas ins Ohr. „Könnte ich jetzt mit meinen Freunden reden? Es gibt viel zu erklären.."
Er schmunzelte und nickte darauf nur. Ich umarmte ihn noch bevor er ging.

„Und euch schulde ich definitiv noch eine Erklärung."

Agghhhh...es ist zum Haare raufen..Als die Schule begonnen hat, hatte ich keine Zeit zum Schreiben weil gerade Sporttests ect. Anstehen. Aber als ich gerade Zeit hatte, wurde ich krank und jetzt habe ich es doch noch geschafft. ^•^
Also es tut mir leid weil ihr so lange warten musstet byee >~<

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