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Eng an ihn gekuschelt saß Marinette mit Cat Noir in einer windgeschützten Ecke ihres Lieblingsdaches.
Die Nacht war schon weit fortgeschritten, doch sie wollte noch nicht einmal an Abschied denken.
Zum Glück - oder eher leider? - gab es da noch ein dringendes Gespräch, das geführt werden musste.

»Cat?«
Sie hob den Kopf von seiner Brust und sah zu ihm auf.
»Wir sollten noch einige Regeln aufstellen.«
»Was denn für Regeln?«, fragte er und grinste leicht. »Wo ich überall meine Hände haben darf und wo nicht?«
Sie hatte Mühe, beim Blick in sein Gesicht ernst zu bleiben.
»Nein, so etwas meine ich nicht.«, erwiderte sie.
»Puh! Da bin ich aber erleichtert. Ich hatte schon Angst, dass ich mich ab jetzt zurückhalten muss.«
Er zwinkerte ihr zu und ließ seinen Arm von ihrer Schulter hinab in ihre Taille gleiten. Seine Hand auf ihrer Hüfte ließ schon wieder eine kleine Hitzewelle durch ihren Körper jagen, doch sie ließ sich davon nicht ablenken.
»Ich würde wirklich gern mit dir über ein paar Regeln sprechen.«
Sie milderte ihre Worte mit einem Lächeln ab.
Und ihr Plan ging auf. Cat Noirs Aufmerksamkeit verlagerte sich und sein Grinsen ging in einen ernsteren Gesichtsausdruck über.
»Regeln wofür?«
»Zum Beispiel für den Fall, dass das hier nicht funktioniert.«
»Das hier? Du meinst ... uns beide?« Er wirkte ehrlich bestürzt.
Marinette sah verlegen zur Seite und nickte.
»Du hast wirklich ein Talent, die Stimmung zu verderben, Ladybug. Hab ich irgendetwas verpasst? Ich dachte eigentlich, es läuft ganz gut mit uns.«
Sie sah ihn wieder an und bemühte sich dabei um Sanftheit in ihrem Blick.
»Das tut es auch. Ich will nur, dass wir auf jeden möglichen Fall vorbereitet sind.«
»Und dazu gehört auch unsere Trennung
Sie konnte nicht genau sagen, ob er verletzt oder verärgert klang.
»Bitte, nimm das nicht persönlich! Ich spreche das doch nur an, weil wir kein gewöhnliches Paar sind.
Wir sind Superhelden, Cat Noir. Wir tragen Verantwortung - für unsere Miraculous und für jeden Bewohner von Paris.«
Sie hob die Hand und strich ihm sanft über die Wange.
»Ich will genauso sehr wie du, dass das mit uns funktioniert. Ich bin ...«, sie zögerte, sprach dann aber aus, was sie gerade dachte. »Ich bin noch nie so glücklich gewesen, wie mit dir.«
Sein Blick wurde sanfter.
Er hob ebenfalls seine Hand und legte sie auf ihre.
»Mir geht es genauso.«, sagte er leise.
Mehrere Sekunden sahen sie sich stumm in die Augen.
Dann meldete sich Marinettes Vernunft zurück und sie ergriff wieder das Wort.

»Wir können beide nicht in die Zukunft sehen. Und deshalb sollten wir uns auf alles vorbereiten - damit wir uns im Hier und Jetzt keine Sorgen machen müssen.«
»Tust du das denn? Machst du dir Sorgen?«
Sie nickte leicht.
»Seit dem Moment, als die Gefühle für dich aufgetaucht sind.«
»Und wann genau war das?«
Ein interessiertes Funkeln erschien in seinen Augen, doch dann besann er sich und fügte hinzu. »Ich weiß, darum geht es gerade nicht.
Sag mir lieber, worüber du dir Sorgen machst.«
Sie schwieg einen Moment, um ihre Gedanken zu ordnen.
»Ich fürchte mich davor, was mit unserer Partnerschaft passiert, falls wir uns irgendwann trennen.«, antwortete sie ihm. »Und gleichzeitig fürchte ich mich auch davor, was passiert, wenn wir uns niemals trennen.«
»Warum das?«
»Weil wir kein normales, gemeinsames Leben führen können.«
»Aber das gilt doch nur, solange wir Hawk Moth noch nicht besiegt haben.«, widersprach er ihr.
»Und was ist, wenn danach ein neuer Gegner auftaucht? Wenn es immer jemanden geben wird, der uns bedroht?
Womöglich wird es niemals sicher sein, die Identität des andern zu kennen.«
Er lächelte sie tröstend an und umschloss ihre Hand mit seiner.
»Selbst dann finden wir einen Weg.«
»Wie machst du das nur? Woher nimmst du immer diese Zuversicht?«
Sein Lächeln wurde breiter.
»Ich habe schon sehr früh gelernt, dass mit dir an meiner Seite, alles möglich ist.
Ich hatte keine Hoffnung und keine echten Träume, bevor ich dich kannte, und dann bist du aufgetaucht und hast meinem Leben einen Sinn gegeben.«
Verlegen senkte sie den Kopf.
»Du meinst bestimmt Meister Fu. Er hat dir dein Miraculous gegeben und dich damit zu Cat Noir gemacht.«
»Du hast recht. Er hat mich dazu gemacht. Aber du warst immer der Grund, warum ich es geblieben bin.
Wegen dir wollte ich immer besser als Cat Noir werden.
Und da hat es noch nicht aufgehört. Auch in meinem Alltag hast du mich zu einem besseren Menschen gemacht und mich angetrieben.«

Miraculous - Endlich vereint (FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt