Marinette wurde davon geweckt, dass ihr Kwami sie wieder und wieder gegen die Wange stupste.
»Lass das, Tikki!«, murmelte sie verschlafen, doch Tikkis Name konnte sie schon nicht mehr verständlich aussprechen, denn da hatten zwei kleine Kwamipfoten ihr schon den Mund zugehalten, indem sie ihre Ober- und Unterlippe aufeinanderpressten.
Marinette hob die Hand, um Tikki zu verscheuchen, doch ihre Hartnäckigkeit gewann gegen Marinettes Müdigkeit.
Selbst als Marinette unwirsch den Kopf schüttelte, gab sie ihre Lippen nicht frei.Sie gab einen grunzenden Laut von sich und hob unter enormer Anstrengung ihr rechtes Augenlid.
Das grelle Tageslicht schmerzte und es dauerte einige Sekunden, bis sie Einzelheiten erkennen konnte.
Dann war es Tikkis eindringlicher Blick, dem sie begegnete.
»Du musst nach Hause!«, flüsterte sie.
Verwirrt sah Marinette an ihrem Kwami vorbei auf das Fenster, den Kleiderschrank und den cremefarbenen Teppich neben dem Bett.
Erst da kam es vollständig in ihrem Kopf an: Sie war nicht zuhause. Das war nicht ihr Zimmer, nicht ihr Hochbett.Auf einen Schlag war sie hellwach und richtete sich auf.
Dabei rutschte die graue Bettdecke zur Seite und die kühle Zimmerluft traf ihre nackte Haut.
Hastig griff Marinette danach und zog sie wieder nach oben, bis unter ihr Kinn.
Erst dann wagte sie es, vorsichtig auf die andere Seite des Bettes zu schauen.
Cat Noir lag auf dem Bauch. Sie konnte nur seinen blonden Hinterkopf sehen, doch er schien noch zu schlafen.
Sein nackter Oberkörper hob und senkte sich langsam und gleichmäßig.
Bei dem Anblick wurde Marinette ein kleinwenig rot und ihr Herzschlag beschleunigte sich.
Trotzdem schaffte sie es nicht, wegzusehen.»Beeil dich! Du bist schon spät dran!«, drängte Tikki.
Sie hatte nun endlich Marinettes Lippen freigegeben und war demonstrativ in ihr Sichtfeld geflogen.
Marinette nickte, schob ihr Kwami jedoch mit der Hand zur Seite und lehnte sich zu Cat Noir hinüber.
Sie wollte ihn nicht aufwecken, aber wenigsten einen Abschiedskuss auf die Wange wollte sie ihm geben.
»Stop!«
Tikkis Stimmung war eine Mischung aus Flüstern und Kreischen.
Marinette verharrte in der Bewegung.
Fragend sah sie ihr Kwami an und Tikki antwortete, indem sie auf den Fußboden neben Cat Noirs Betthälfte deutete.
Dort lag seine schwarze Maske.Marinette zuckte von ihm zurück, als hätte sie einen Stromschlag bekommen. Dabei stürzte sie beinahe rückwärts von der Bettkante.
Cat Noir schien die abrupte Bewegung gespürt zu haben oder vielleicht hatte auch Tikkis Stimme seinen Tiefschlaf unterbrochen, jedenfalls bewegte er sich auf einmal.
Er drehte sich auf den Rücken.
Marinette riss den Kopf herum und hob zusätzlich noch ihre Hand, um ja nicht sein Gesicht zu sehen.
Sie hielt den Atem an.
»Bitte sag nichts! Bitte sag nichts! Bitte sag nichts!«, flehte sie stumm.
Und tatsächlich blieb es völlig ruhig.
Nur sein gleichmäßiger Atem war zu hören.
Anscheinend schlief er noch immer.
Ohne die Hand wegzunehmen, die sie sich seitlich ans Gesicht hielt, rutschte Marinette von der Bettkante auf den Teppich hinab und begann mit einer Hand, ihre Kleidungsstücke vom Boden aufzusammeln.
Zum Glück gab es da nicht so viel. Das Kleid, ihr BH, der Mantel und die Schuhe.
Als sie alles gefunden hatte, schlich sie auf Zehenspitzen hinüber zur Tür und öffnete sie vorsichtig.
Liebend gern hätte sie einen letzten Blick auf Cat Noir geworfen, aber natürlich konnte sie das nicht.
Mit einem wehmütigen Gefühl in der Brust verließ sie das Zimmer und schloss leise die Tür hinter sich.Sie wollte gerade hinüber zum Sofa gehen, ihre Klamotten darauf ablegen und sich anziehen, als auf einmal eine Stimme aus Richtung Küche erklang.
»Wer will sich denn hier klammheimlich davonschleichen?«
Marinette fuhr herum.
Plagg schwebte im Türrahmen und sah sie mit einem diebischen Grinsen auf dem Gesicht an.
Sie presste ihre Kleidung noch fester gegen ihre Brust und funkelte ihn an.
»Ich schleiche mich nicht heimlich weg! Ich muss nur nach Hause.«
»Na hoffentlich wird Cat Noir dafür Verständnis haben. Er wird bestimmt nicht gerade begeistert sein, wenn er aufwacht und seine Partnerin verwunden ist, ohne sich zu verabschieden.«
»Du kannst ihm ja ausrichten, dass ich keine Wahl hatte.«
Er verzog das Gesicht. »Ich bin doch kein Postbote!«
»Dann lass es halt bleiben.«
Marinette verdrehte die Augen.
»Würdest du jetzt bitte irgendwo anders hinfliegen? Ich würde mich gern anziehen.«
»Wie du willst.«
Er flog wieder in die Küche.
Marinette vergewisserte sich, dass er tatsächlich verschwunden war, dann begann sie hastig, sich anzuziehen.
Sobald sie damit fertig war, griff sie nach ihrer Tasche, die knapp hinter der Haustür auf dem Boden lag.
Sie holte ihren Notizblock heraus, um Cat Noir eine Nachricht zu hinterlassen.
Sie nahm den Stift in die Hand und starrte hinab auf die leere Papierseite.
Was sollte sie schreiben?
»Beeil dich bitte!«, sagte Tikki, »Deine Eltern werden bestimmt bald in dein Zimmer kommen, um dich zum Frühstück zu holen!«
Ihre drängende Stimme machte es Marinette nicht gerade leichter, eine passende Formulierung zu finden.
»Ich weiß nicht, was ich schreiben soll.«, sagte sie hilflos und sah ihr Kwami an.
»Das ist keine Schulprüfung, sondern nur eine kurze Info für deinen Freund. Schreib einfach irgendwas!«
Tikkis Ungeduld machte Marinette nur noch nervöser.
Aber sie begann zu schreiben.
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Miraculous - Endlich vereint (FF)
Fanfiction{abgeschlossen} ***TEIL 2*** (Fortsetzung zu »Miraculous - Endlich Neuanfang«) Wenn zwei Menschen endlich zueinandergefunden haben, kann sie nichts mehr aufhalten. Oder doch? Wie kann man eine Beziehung führen, wenn man die Identität des andern nich...