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Mit Adrien durch das nächtliche Paris zu laufen, war für Marinette sogar noch schöner als die Modenschau zuvor.
Und das lag vor allem an seiner Offenheit.
Er hatte ihr an diesem Abend schon viele Komplimente gemacht, doch seine Offenheit berührte sie mehr als jeder Blick und jede Bemerkung von ihm.
Bei den meisten Menschen war er verschlossen und zurückhaltend, besonders in Gruppen hielt er sich mit Reden eher zurück.
Marinette war da schon immer eine der wenigen Ausnahmen gewesen - mit ihr allein war er überdurchschnittlich gesprächig.
Doch selbst diese früheren Gespräche waren nichts im Vergleich zu dieser Nacht.
Während sie langsam die pariser Straßen entlangspazierten, redete er beinahe ohne Unterbrechung.
Und Marinette: Sie genoss jede einzelne Sekunde davon.
Gelegentlich stelle sie eine Frage, doch die meiste Zeit redete er einfach immer weiter, während sie interessiert sein Gesicht beobachtete und den angenehmen Klang seiner Stimme genoss.
Sein Rededrang war der eindeutige Beweis: Er fühlte sich in ihrer Gegenwart unheimlich wohl und er vertraute ihr ohne Einschränkungen.
Er schien es kaum erwarten zu können, jede Menge Details seines Lebens mit ihr zu teilen, und sie nahm jedes einzelne davon wie ein kostbares Geschenk an.
Sie hatte gedacht, ihn schon zu kennen und alles über ihn zu wissen, was wichtig war.
Doch da war noch so vieles, wovon sie in dieser Nacht zum ersten Mal hörte.

Sie bekam dadurch eine Antwort auf eine Frage, die sie sich schon vor langer Zeit gestellt hatte: Wie war Adrien zu so einem tollen Menschen geworden?
Sie hatte immer vermutet, dass seine Mutter ihn zu diesem Menschen gemacht hatte und das bestätigte er ihr auch, als er ihr nun zum ersten Mal etwas mehr über sie erzählte.
Doch da waren noch mehr Personen, die ihn geprägt hatten, unter anderem Bernadette und die »Mädels«, die sie bei ihrem Gespräch mit Marinette erwähnt hatte.
Schon früh hatten Adriens Eltern alles getan, um ihn zu einem erfolgreichen Model auszubilden, und zu diesem Zweck hatten sie ihn bereits mit gerade einmal zehn Jahren in Sommercamps für Models angemeldet.
Dort war er nicht nur der Jüngste gewesen, sondern auch einer der wenigen männlichen Teilnehmer.
Bernadette war eines der älteren Mädchen gewesen, die sich ihm dort angenommen hatten.
Adriens Stimme klang besonders weich und er lächelte viel, wenn er von ihnen redete. Sie waren für ihn wie große Schwestern gewesen, die auf ihn aufgepasst hatten.
Und sie hatten ihm nicht nur das Verhalten als Model, das Flechten französischer Zöpfe und den Aufbau romantischer Komödien beigebracht, sondern auch, wie man sich Frauen gegenüber respektvoll verhielt.
Zumindest hörte Marinette das aus seinen Erzählungen heraus.
Es war die Erklärung, warum er so angenehm und selbstlos im Umgang mit Menschen war, obwohl er als Einzelkind wohlhabender Eltern aufgewachsen war und lange Zeit keine richtigen Freunde außer Chloé gehabt hatte.

Je mehr Adrien ihr über sich und sein Leben erzählte, desto besser verstand Marinette ihn, und desto liebevoller wurde auch der Blick, mit dem sie ihn ansah.
Schmerz und Freude, Verlust und Glück – er ließ nichts bei seinen Erzählungen aus.
Marinette verstand nun besser sein gespaltenes Verhältnis zu seiner Modelkarriere und auch die komplizierte Beziehung zu seinem Vater konnte sie zum ersten Mal richtig nachempfinden.
Wenn Adrien ihr von den Auseinandersetzungen mit seinem Vater erzählte, wollte sie ihn trösten.
Wenn er von seiner Mutter redete, wollte sie den traurig-schönen Ausdruck auf seinem Gesicht für immer in ihrem Gedächtnis speichern.
Und wenn er von seinen Zukunftsvorstellungen sprach, wollte ein Teil von ihr diese Zukunft an seiner Seite miterleben.

Hätte Tikki oder Alya oder sonst jemand Marinette in diesem Moment gefragt, ob sie noch – oder wieder – in Adrien verliebt war, hätte sie vermutlich mit »Ja.« geantwortet.
Wie sollte man einen Menschen wie ihn auch nicht lieben?
Selbst ohne seine Aussehen und ohne seinen Charme war da so vieles an ihm, was Marinette faszinierte und was sie noch viel genauer ergründen und am eigenen Leib erfahren wollte.

Wie sollte man einen Menschen wie ihn auch nicht lieben?Selbst ohne seine Aussehen und ohne seinen Charme war da so vieles an ihm, was Marinette faszinierte und was sie noch viel genauer ergründen und am eigenen Leib erfahren wollte

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Miraculous - Endlich vereint (FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt