{abgeschlossen} ***TEIL 2*** (Fortsetzung zu »Miraculous - Endlich Neuanfang«)
Wenn zwei Menschen endlich zueinandergefunden haben, kann sie nichts mehr aufhalten.
Oder doch?
Wie kann man eine Beziehung führen, wenn man die Identität des andern nich...
Cat Noir rief nicht an. Marinette blieb noch bis spät in die Nacht verwandelt, doch ihr Bugphone blieb still. Sie versuchte, noch ein wenig zu lernen – jede Ablenkung war besser, als weiter in ihren düsteren Gedanken festzuhängen – doch sie wusste bereits, dass es nicht viel bringen würde. Der Schulstoff rauschte nur durch ihren Kopf, ohne darin hängen zu bleiben.
Als es schon weit nach Mitternacht war, kletterte Marinette aus ihrem Fenster auf den Balkon hinaus. Ihr Körper war todmüde, doch ihren Gefühlen war das egal. Sie wollte zu Cat Noir! Sie schwang sich über die nächtlichen Dächer der Stadt, bis sie ihre Wohnung erreichte. Sie gab den Code am Fenster ein und ließ sich ins Innere fallen. Es war dunkel und vollkommen still. Sie machte das Licht in der Küche an und ließ die Tür offen, damit das Wohnzimmer sanft beleuchtet wurde. Sie kauerte sich auf dem Sofa zusammen und wickelte sich in die graue Kuscheldecke ein. Ihre Hoffnung, dass dieser Ort sie trösten würde, wurde jedoch enttäuscht. Ohne Cat Noir war die Wohnung genauso kalt und abweisend wie ihr eigenes Zimmer. Nach einer halben Stunde machte sie sich wieder auf den Heimweg.
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Am Sonntag ließ Marinette zu, dass ihr Körper sich den Schlaf zurückholte, den sie ihm vorenthalten hatte. Sie machte den ganzen Tag nichts anderes, als zu schlafen und so zu tun, als würde sie lernen. Zweimal verwandelte sie sich, doch Cat Noir hatte ihr keine Nachricht hinterlassen. Alya hatte versucht, sie zu erreichen. Aber Marinette hatte den Anruf nicht angenommen. Wenn sie mit ihrer besten Freundin sprach, würde sie wieder Lügen müssen, und im Moment traute sie sich das nicht zu. Auch ihren Eltern ging sie aus dem Weg, soweit das möglich war. Die größte Verzweiflung hatte sich gelegt. Trotzdem ging es ihr nicht gut. Tikki gab sich alle Mühe, sie zu trösten, aber auch sie konnte ihr nicht weiterhelfen. Nicht einmal ihr weises, jahrtausendealtes Kwami hatte einen Rat für sie.
Marinette hatte keine Ahnung, wie es nun weitergehen sollte. Der Hausarrest war ihr relativ egal. Aber die Lügen waren ihr nicht mehr egal. Und als sie am Montagmorgen das letzte Stück ihres Schulweges zurücklegte, wurden ihre Schritte immer langsamer und langsamer. Sie fürchtete sich davor, auf ihre beste Freundin zu treffen. Sie fürchtete, ihre Maske nicht mehr überzeugend tragen zu können. »Alya! Ich will dich nicht mehr anlügen. Ich bin Ladybug! Und ich habe eine Beziehung mit Cat Noir.« Gefährlich nah waren diese Worte ihrer Zunge schon. Sie spürte es und das machte ihr Angst. »Du solltest aufpassen, was du dir wünschst, Marinette. Sonst machst du irgendwann noch etwas Dummes.« Das hatte Tikki zu ihr gesagt, bevor sie aus Versehen die Nachricht an Alya verschickt hatte. Die Nachricht, in der sie ihr ihre Ladybug-Identität »verraten« hatte. Und gerade jetzt wusste Marinette ganz genau, wie ernst zu nehmen diese Warnung war. Sie durfte sich nicht wünschen, Alya einzuweihen. Genauso wenig wie sie sich wünschen durfte, mit Cat Noir eine normale, öffentliche Beziehung zu führen. Beides waren Wünsche, die sie zu einer katastrophalen Dummheit verleiten wollten.
Allerdings war einfach Weitermachen wie zuvor auch keine Option. Nicht nur Marinettes Beziehungen würden daran kaputtgehen, sondern auch ihre Seele. Der Schmerz, den sie ihrer Mutter bereitete, die Wut, die sie in ihrem Vater hervorrief, den Vertrauensbruch, den sie ihrer besten Freundin antat, und den Alya irgendwann nicht mehr hinnehmen würde – all das setzte Marinette zu. Sie war erschöpft und ratlos. Und dass sie in jeder Sekunde Cat Noir vermisste, machte es nur noch schwieriger. Denn die Beziehung mit ihm war für all das verantwortlich. Sie hatte befürchtet, dass ihre Liebe dazu führen würde, dass er akumatisiert wurde und Paris zerstörte – so wie in der Zeitlinie, in die Bunnyx sie gebracht hatte. Aber nicht nur sein Kataklysmus konnte Dinge zerstören. Anscheinend reichte schon seine bloße Existenz aus, damit Marinettes Leben schaden nahm.