{abgeschlossen} ***TEIL 2*** (Fortsetzung zu »Miraculous - Endlich Neuanfang«)
Wenn zwei Menschen endlich zueinandergefunden haben, kann sie nichts mehr aufhalten.
Oder doch?
Wie kann man eine Beziehung führen, wenn man die Identität des andern nich...
Am Sonntag musste Marinette wie immer den Tag mit ihren Eltern verbringen. Und obwohl die größte Spannung in ihrem Miteinander inzwischen schon wieder verschwunden war, ging Marinette auf Nummer sicher und blieb vorsichtig. Sie hatte sich schon im Vorhinein zurechtgelegt, was sie ihren Eltern alles sagen wollte - ein paar Schulanekdoten, einige Bemerkungen zu ihren Treffen mit Alya und ein kleiner Einblick in die Party vom Vortag. Sie war in dieser Woche recht zufrieden mit ihrem Repertoire. Konnte sie ihren Eltern ein deutlicheres Zeichen von Offenheit geben, als ihnen von einer Party mit ihren Freunden zu erzählen?
Die Zufriedenheit begrenzte sich jedoch nur auf diesen Bereich. Wie immer kam Marinette sich ein wenig verlogen bei all dem vor. Auch wenn sie genau genommen bei ihren Erzählungen kein einziges Mal lügen musste, machte sie ihren Eltern doch etwas vor. Sie redete sich ein, dass das in ihrem Alter etwas Normales war. Aber statt nach all der Zeit abgestumpft zu sein, fiel es ihr in den letzten Tagen und Wochen sogar noch schwerer, ihr wahres Wesen vor den Menschen zu verbergen, die sie liebte. Es waren mittlerweile einfach zu viele Menschen - zu viele verschiedene Geschichten und zu viele verschiedene Emotionen. Bei Alya war sie die frisch verliebte Geheimniskrämerin, bei ihren Eltern die offene, vorbildliche Tochter mit dem typischen Teenagerleben, bei Juleka, Alyx und den anderen die verlässliche Freundin, in deren Alltag nie etwas spannendes oder groß erzählenswertes passierte, und bei Cat Noir ... Sie wusste selbst nicht genau, wer oder was sie bei ihm.
Bei ihm gab sie sich besonders große Mühe, immer ehrlich zu sein, doch war das gar nicht möglich. Ehrlichkeit und eine geheime Identität passten nicht zusammen - das war ihr mittlerweile klar geworden. Sie hatte bereits darüber nachgedacht, es ihm gegenüber anzusprechen, aber was sollte das bringen? Er war sowieso schon ständig enttäuscht, wenn sie wieder einmal einen Gesprächsstrang kappte, der zu viel über ihre Leben verraten hätte. Wenn jetzt auch noch Marinette selbst anfing, über dieses Thema zu klagen, würde sie es ihnen damit nur schwerer machen.
Trotzdem hörte sie nicht auf, darüber nachzudenken. Und sie suchte nach einem Weg, um mit ihm darüber reden zu können - zumindest indirekt. Sie fürchtete sich davor, was passieren könnte, wenn sie dieses mulmige Gefühl immer weiter verdrängte.
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Montagnacht traf Marinette sich wieder mit Cat Noir auf ihrem Lieblingsdach. Und wie es bei ihren Treffen in letzter Zeit immer der Fall gewesen war, hatte Marinette auch heute noch andere Dinge im Kopf als nur ihren grünäugigen Freund. Sie ließ es erst gar nicht dazu kommen, dass er es mitbekam und nachbohrte. Stattdessen ergriff sie selbst die Initiative.
»Ich habe über etwas nachgedacht. Eine Frage.« Cat Noir schien sofort zu spüren, was für eine Art von Gespräch das werden würde, denn er fragte direkt: »Kannst du mir davon erzählen?« Sie nickte. »Es hat mit uns zu tun.« »Also möchtest du von mir eine Antwort auf diese Frage haben?« »Nein, ich denke, wir müssen sie gemeinsam beantworten.« »Du klingst so ernst. Geht es um etwas Schlimmes?« »Ich weiß nicht. Kommt darauf an, ob wir eine zufriedenstellende Antwort darauf finden.« Sie wechselten einen Blick. Cat Noir nickte ihr zu. »Sag es mir.« »Ich ... habe mich gefragt, was von unserer Beziehung übrig bleiben würde, wenn wir nicht mehr in derselben Stadt wohnen würden.« Sie konnte hören, wie Cat Noir schwer schluckte. »Du ... ziehst weg?«, fragte er mit brüchiger Stimme. »Das geht nicht! Ohne dich ist Paris verloren!« Obwohl er es nicht aussprach, konnte sie hören, wie er hinzufügte: »Ohne dich, bin ich verloren.« Sie lächelte ihm beschwichtigend zu. »Keine Sorge. Ich werde nicht weggehen. Es ist nur ein hypothetisches Szenario.« »Und warum ist es dir dann so wichtig?« »Weil ...«, sie stockte. Was genau war der Grund? Weil Adrien trotz seiner Fernbeziehung so glücklich ausgesehen hatte? Weil ihr dabei aufgefallen war, wie wenig sie sich etwas Vergleichbares mit Cat Noir vorstellen konnte? »Weil es deutlich macht, wie stabil unsere Beziehung ist.« »Na schön.« Cat Noir zuckte mit den Schultern, fuhr sich mit der Hand über die Katzenohren und sah mit nachdenklichem Gesichtsausdruck über die Stadtdächer. »Ich denke, es ist nicht schwierig, darauf eine Antwort zu finden. Wir wären trotzdem noch ein Paar, würden viel telefonieren, uns Nachrichten schreiben und einander so oft es geht besuchen. Und sobald es irgendwie möglich wäre, würde ich dir folgen - wohin auch immer.« »Denkst du das wirklich?«, fragte Marinette nach. Er nickte bestimmt. »Ich kann mir das leider nicht vorstellen.« Er wandte ihr wieder den Kopf zu und sah sie fragend an. »Worüber würden wir bei unseren Telefonaten denn reden? Bis auf unsere Superheldeneinsätze, unsere Miraculous und ein paar unwichtige Details über unser Leben, dürfen wir einander doch von Nichts erzählen. Und wenn wir uns dann auch nicht mehr so einfach sehen könnten - keine Umarmungen, keine Küsse, keine Ausflüge über die Stadtdächer - was wäre dann von unserer Beziehung überhaupt noch übrig?« Bei ihren Worten war ein trauriger Ausdruck auf Cat Noirs Gesicht erschienen. »Bist du unglücklich mit dem hier?«, fragte er. Sie schüttelte den Kopf und lächelte ganz sacht. »Nein, ich bin im Gegenteil sehr glücklich.« Sie hob die Hand und legte sie an seine Wange. Cat Noir schloss die Augen und schmiegte sich der Berührung entgegen. »Ich hab mich nur gefragt, was all das über unsere Beziehung aussagt. Und was es für sie bedeutet.« »Es bedeutet, dass ich niemals zulassen werde, dich an eine andere Stadt zu verlieren.« Cat Noir öffnete die Augen und sah sie eindringlich an. »Es bedeutet, dass wir noch viel mehr Zeit miteinander verbringen sollten. Mehr geteilte Geheimnisse. Mehr gemeinsame Erlebnisse. Mehr Dinge, die uns miteinander verbinden und nur uns beiden gehören.« Er nahm ihre Hand von seiner Wange und führte sie an seine Lippen. Ganz sacht küsste er ihren Handrücken, und selbst durch den Stoff ihres Anzuges hindurch jagte die Berührung einen kleinen Stromschlag ihren Arm hinauf. Sie sagte: »Dann lass uns gleich damit anfangen, ja?« Mit einem fragenden, neugierigen Funkeln in den Augen sah er sie an. »Was hast du dir denn vorgestellt?« »Gar nichts Aufregendes. Ich würde gern einfach mit dir hier auf diesem Dach liegen - an diesem Ort, der nur uns gehört - und mit dir Zeit verbringen. Lass uns nicht über unseren Alltag nachdenken, sondern nur über uns und diese Nacht. Und dann lass uns alles aussprechen, was wir gerade denken.«