Marinette fühlte sich, als hätte sie die Spitze erreicht.
Oder genauer gesagt: Als hätten ihre Gefühle die Spitze erreicht. Im negativen Sinne.
Völlig reglos saß sie auf dem roten Sofa in ihrer und Cat Noirs Wohnung und erwiderte seinen panischen Blick.
Gerade hatte sie eine fatale Schwachstelle in ihrer Beziehung erkannt und ausgesprochen. Und sie wollte gern genauso mit Panik und Bestürzung reagieren, wie er.
Doch sie war viel zu erschöpft dafür.Die Worte, die sie in den letzte Minuten beide ausgesprochen hatten, schienen noch immer zwischen ihnen in der Luft zu hängen.
Cat Noirs Ängste, weil er ihre Identität nicht kannte.
Seine Qual, wenn er ihren Schmerz mitbekam und nichts dagegen tun konnte.
Sein Wunsch, nichts mehr von ihren Probleme zu wissen.
Und schließlich Marinettes Erkenntnis, dass er ihr die Entscheidung bereits abgenommen hatte, ob sie im Gegenzug von seinen Problemen wissen wollte.Cat Noir hatte nach ihren Händen gegriffen und sah sie nun mit weit aufgerissenen Augen an.
»Hör mir zu!«, sagte er flehend, »Du denkst jetzt vielleicht, dass ich dir die ganze Zeit etwas vorgemacht habe; dass ich nicht offen zu dir war.
Aber so ist das nicht!
Ich war tatsächlich so glücklich und unbeschwert, wenn ich bei dir war.
Ich habe dir nicht bewusst verschwiegen, was in meinem Leben los ist, sondern es ist jedes Mal zurückgeblieben, wenn ich zu dir gekommen bin.
Wenn ich dich getroffen habe, hat alles andere an Bedeutung verloren.
Es gab nur noch dich!
Selbst wenn ich gewollt hätte, hätte ich dir nicht von meinen Problemen erzählen können. Denn wenn ich mit dir zusammen war, hatte ich keine Probleme.
Bei dir haben sie sich einfach in Luft aufgelöst.«Marinette schloss für einen Moment die Augen, um die Tränen zurückzuhalten.
Als sie wieder zu reden begann, kostete es sie unheimlich viel Kraft, seinen Blick zu erwidern.
»Wir wussten beide, dass es nicht einfach sein wird und dass wir nicht wie andere Paare sein können.
Wir müssen permanent aufpassen, unsere Identität nicht zu verraten.
Wir können uns nur zu bestimmten Zeiten erreichen.
Wir können uns nicht gegenseitig in unserem Alltag unterstützen.
Wir müssen unsere Familie und unsere Freunde darüber anlügen.
Wir müssen einiges füreinander aufgeben.
Und wir können nur einen kleinen Teil unserer Leben miteinander teilen.«Sie hielt einen Moment inne, um schwer zu schlucken.
Dann redete sie weiter.
»Wir wussten all das und haben es trotzdem versucht.
Aber anscheinend war nur einem von uns beiden klar, was das im Umkehrschluss bedeutet.
Es bedeutet, dass alles andere umso wichtiger ist;
dass die wenigen Elemente einer Beziehung, die für uns tatsächlich möglich sind, absolut entscheidend sind.
Und du, Cat, hast genau so eine wichtige Sache einfach aufgegeben!«
Cat Noir war die Verwirrung anzusehen, also sagte sie es noch einmal ganz deutlich.
»In schwierigen Situationen füreinander da zu sein – das kann man nicht einfach weglassen!
Hattest du tatsächlich vor, alles von mir fernzuhalten? Alles Schlechte in deinem Leben?
Du wolltest mir niemals die Möglichkeit geben, dich zu trösten? Du wolltest mir nie zeigen, was du in deinem Innern fühlst?
Das hält keine Beziehung auf Dauer aus.
Erst recht nicht, wenn sie so kompliziert und herausfordernd ist, wie unsere.«Cat Noirs Gesicht wurde bleich.
»Das .. das meinst du nicht ernst!«, stammelte er.
Und obwohl Marinette verstand, was er meinte, war sie von seiner Reaktion verwirrt.
Ja, ihre Stimmung war düster. Und ja, im Moment fiel es ihr schwer, sich eine Lösung für die Herausforderungen in ihrer Beziehung vorzustellen.
Aber deswegen Cat Noir aufgeben? Deswegen ihre Beziehung aufgeben?
Schon allein die Vorstellung trieb ihr wieder die Tränen in die Augen.»An so etwas darfst du noch nicht einmal denken!«, fuhr sie ihn an.
Sie sah gerade noch die Erleichterung auf seinem Gesicht, dann umschlang sie seinen Oberkörper mit beiden Armen und presste sich an ihn.
Sie hielt ihn fest – so fest, als könnte er ihr jeden Moment verloren gehen.
»Ich denk nicht dran.«, sagte Cat Noir leise und strich ihr über den Kopf. »Versprochen.«
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Miraculous - Endlich vereint (FF)
Fanfiction{abgeschlossen} ***TEIL 2*** (Fortsetzung zu »Miraculous - Endlich Neuanfang«) Wenn zwei Menschen endlich zueinandergefunden haben, kann sie nichts mehr aufhalten. Oder doch? Wie kann man eine Beziehung führen, wenn man die Identität des andern nich...