Adriens Kuss rauschte durch Marinette hindurch und aktivierte jede Zelle ihres Körpers.
Auf einen Schlag war da nur noch Cat Noir.
Überall.
Ihre Gedanken wurden geflutet von Erinnerungen an seine Berührungen und seine Küsse.
Ihre Gefühle wurden überrollt von der Liebe, die sie für ihn empfand.
Und ihre Nervenzellen sehnten sich schon beinahe schmerzhaft nach seiner Präsenz.Marinette wich von Adrien zurück, riss die Augen auf und presste sich die Hand vor den Mund.
Was hatte sie nur getan?
Wie hatte sie nur zulassen können, dass er sie küsste?
Ihr Blick begegnete Adriens und auch er sah erschrocken aus.
Und verwirrt.
»Es ... tut mir so leid!«, stammelte er. »Ich hätte das ... nicht tun sollen!«
Dann zuckte ein schuldbewusster Ausdruck über sein Gesicht.
Auch Marinette empfand Reue.
Und jetzt umso mehr, da sie ihn so aufgelöst vor sich sah.
»Nein, mir tut es leid!«, erwiderte sie.
»Ich dachte, es wäre in Ordnung, aber ...«
»Was?«
Adrien sah nun noch verwirrter aus.
»Wieso solltest du dich entschuldigen? Du hast doch rein gar nichts falsch gemacht!«
»Doch, ich habe dich glauben lassen, dass ich ... also, dass wir ...«
Marinette wusste nicht, was sie mehr verwirrte: Die komplizierte Aussage, die sie gerade versuchte, zu formulieren, die Nachwirkung des Kusses oder Adriens Gesichtsausdruck.
Schon nach wenigen Sekunden gab sie es auf und erwiderte nur noch stumm seinen Blick.
Sie versuchte, in seinen Augen zu lesen, aber was sie da sah, irritierte sie nur noch mehr.
Er schien beinahe so, als würde er den Kuss aus ganz anderen Gründen bereuen, als sie bis eben gedacht hatte.Auch Adrien schien in ihrem Gesicht nach der Lösung für ihre Verwirrung gesucht zu haben.
»Du bist gar nicht verletzt, weil ich den Kuss abgebrochen habe, oder?«, fragte er mit langsamer Stimme.
»Für dich hat es sich auch falsch angefühlt.«
Sie nickte.
Nun ergab es Sinn.
Adrien hatte ebenfalls noch starke Gefühle für jemand anderen.
Sein Herz war genauso wenig frei, wie Marinettes.»Glaub mir bitte:«, sagte sie mit sanfter Stimme: »Wenn mir vorher bewusst gewesen wäre, dass ich noch immer so sehr an ihm hänge, hätte ich deine Einladung niemals angenommen.«
»Und ich hätte dich niemals nach einer Verabredung gefragt, wenn ich nicht geglaubt hätte, dass sie hinter mir liegt.«
Adrien lächelte entschuldigend.
Dann atmete er tief durch, fuhr sich mit der Hand durch die Haare und sah aus der Gondel nach draußen über die Stadt.
Marinette folgte seinem Blick.
In den letzten paar Minuten hatte sie völlig vergessen gehabt, dass sie sich noch immer auf dem Riesenrad befanden.
Der Ausblick war schön.
Beinahe zu schön für diese eigenartige Situation.»Wir hätten wohl beide besser hinhören sollen, als wir so verwirrt voneinander waren.«, sagte Marinette nach einer Weile. »Und als unsere Vernunft uns geraten hat, es langsam anzugehen.«
Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Adrien leicht nickte.
»Es tut mir leid.«, sagte er noch einmal.
»Ich hätte mich besser unter Kontrolle haben sollen.«
»Ich war doch auch nicht besser.«
Sie lächelte ihm kurz und verlegen zu.
Dann stieß sie geräuschvoll die Luft aus.
»Aber zumindest wissen wir jetzt, dass wir dieses verwirrende Was-auch-immer zwischen uns am besten einfach ignorieren. Wir müssen uns jetzt nicht länger fragen, ob da irgendetwas Echtes zwischen uns ist.«
»Also ist das von deiner Seite endgültig?«, fragte Adrien nach und wandte ihr das Gesicht zu.
»Du brauchst nicht nur mehr Zeit?«
Sie musste nicht lang darüber nachdenken.
Sie schüttelte den Kopf.
»Ich fürchte nicht.
Ich weiß, es ist wahrscheinlich komplett verrückt, ihn immer noch zu lieben, obwohl es nicht funktioniert hat. Aber ich tus.
Und ich glaube nicht, dass sich daran so bald etwas ändern wird.
Vielleicht sogar niemals.«
Adrien lächelte ganz leicht.
»Ich wusste nicht, dass es mit Louis so etwas Ernstes war.
Du warst traurig nach der Trennung, aber es hat nicht so gewirkt, als hättest du deine große Liebe verloren.
Ich kann nicht behaupten, dass es mich freut, das jetzt zu hören – immerhin hat er dir wehgetan.
Aber ich verstehe es.
Ich bin auf genau die gleiche Art verloren.«
»Wünschst du dir, es wäre anders?«, fragte Marinette.
Sie musste dabei an eine frühere Aussage von ihm denken.
»Ich bereue es, dich nicht schon eher kennengelernt zu haben.«, hatte er einmal zu ihr gesagt.
War er noch immer dieser Meinung?
Gerade hatte er gesagt, dass er »verloren« war.
Das klang danach, als würde er sich wünschen, frei zu sein von diesem Mädchen und der Liebe zu ihm.

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Miraculous - Endlich vereint (FF)
Fanfiction{abgeschlossen} ***TEIL 2*** (Fortsetzung zu »Miraculous - Endlich Neuanfang«) Wenn zwei Menschen endlich zueinandergefunden haben, kann sie nichts mehr aufhalten. Oder doch? Wie kann man eine Beziehung führen, wenn man die Identität des andern nich...