Das riesige Agreste-Anwesen wirkte sonderbar einladend und warm mit so vielen feiernden Menschen darin.
Als Marinette durch die große, zweiflüglige Eingangstür trat, musste sie erst einen Moment stehen bleiben, um den Anblick und die veränderte Atmosphäre zu verarbeiten.
»Marinette! Schön, dass du da bist!«
Adrien, der nicht weit von der Tür in ein Gespräch vertieft gewesen war, kam mit einem strahlenden Lächeln auf sie zu.
Ganz der perfekte Gastgeber.
Sein Schritt war so schwungvoll und sein Blick so herzlich, dass Marinette plötzlich eine Umarmung zur Begrüßung befürchtete.
Ohne darüber nachzudenken streckte sie ihm schnell ihr Geschenk als Schutzschild entgegen und sagte: »Alles Gute zum Geburtstag!«
»Danke!«
Adrien nahm es entgegen, musterte es kurz mit einem neugierigen Funkeln in den grünen Augen und legte es dann auf dem großen Geschenketisch neben der Tür ab.
»Ich freue mich schon darauf, es später zu öffnen. Darf ich dir die Jacke abnehmen?«
Diesmal war er zu schnell für Marinettes Reaktion, und ehe sie dankend ablehnen oder seinen Händen ausweichen konnte, war er schon hinter sie getreten und hatte ihr die Jacke von den Schultern gestreift.
Als seine Hand dabei ihren nackten Hals berührte, zuckte sie leicht zusammen.
»Alya ist schon da. Ich glaube, sie ist mit Nino irgendwo dort oben.« Adrien machte eine vage Geste in Richtung der linken Empore.
»Die Toilette ist dort drüben, das Buffet dort und die Liveband spielt hinten im Wintergarten.«, wies er sie noch ein. Dann lächelte er sie wieder an und fügte noch hinzu: »Fühl dich wie Zuhause, ja?«
Sie nickte und erwiderte das Lächeln.
Adrien wandte sich den nächsten eintreffenden Gästen zu.
Marinette atmete tief durch.
Erleichtert, diesen Teil überstanden zu haben, machte sie sich auf die Suche nach ihrer Freundin.
Sie traute sich durchaus zu, eine Umarmung mit Adrien ohne Probleme zu überstehen. Doch sie wollte Cat Noir nichts vormachen müssen und je weniger potenziell komplizierte Momente es zwischen ihr und ihrem Ex-Schwarm gab, desto besser.Marinette lehnte neben Alya am Geländer der Empore und sah auf die feiernde Gäste hinab.
Nino war kurz zuvor in Richtung Bar verschwunden, um ihnen etwas Zutrinken zu besorgen, also waren sie unter sich.
»Man könnte beinahe bedauern, dass wir beide schon vergeben sind.«, meinte Alya mit einem sehnsüchtigen Lächeln.
»Sieh dir mal diese ganzen Model-Kollegen von Adrien an! Einer heißer als der andere.«
»Nino! Du bist ja schon zurück!«, sagte Marinette mit einem Blick hinter ihre Freundin.
Alya fuhr erschrocken herum und Marinette prustete los.
Sofort versetzte ihre Freundin ihr einen unsanften Stoß in die Seite.
»Sehr lustig, Marinette!«, sagte sie, konnte sich aber selbst ein Lachen nicht verkneifen.
»Gib doch zu, dass du genau dasselbe gedacht hast, wie ich! Du hast es nur nicht ausgesprochen.«
»Da irrst du dich.«, entgegnete Marinette und grinste breit. »Das hab ich gar nicht nötig. Ich bin mit schönen Wangenknochen, eindringlichen Augen und perfekten Wuschel-Haaren ausreichend versorgt.«
»Ach ja? Dann zeig mir doch endlich mal ein Bild von deinem umwerfenden, perfekten Traummann!«
»Du musst dich nur mal in deinem eigenen Zimmer umsehen.«, dachte Marinette. »Dort hängen jede Menge Bilder von ihm.«
Ihre ausgesprochene Antwort lautete: »Im Moment will ich diesen Anblick noch für mich alleine haben.«
Alya verschränkte die Arme und drehte mit einem theatralischen Gesichtsausdruck den Kopf zur Seite.
»Und so jemand nennt sich beste Freundin ...«
Marinette stieß sie leicht mit ihrem Ellbogen an und meinte: »Hey, du solltest schnell noch ein wenig den Ausblick genießen, bevor Nino tatsächlich zurückkommt.«
Schon schaffte Alya es nicht mehr, die Eingeschnappte zu spielen.
Sie lehnte sich wieder über das Geländer und ließ wie Marinette ihren Blick über die Menge gleiten.
»Wenn du sowieso kein Auge für die männlichen Gäste hast, kannst du mir auch helfen und nach Adriens Freundin Ausschau halten.«
Marinette verdrehte die Augen, sagte aber nichts.
»Wenn wir davon ausgehen, dass sein Geschmack sich in letzter Zeit nicht grundlegend verändert hat, sollten wir nach einer Asiatin suchen.«, redete Alya weiter. »Nicht zu groß, schlank, mit halblangen, schwarzen Haaren.«
»Du meinst, so jemanden wie Kagami?«
Genau in diesem Moment betrat Adriens ehemalige Fechtpartnerin das Foyer und wurde von Adrien mit einer stürmischen Umarmung begrüßt.
Seit sie im vergangenen Jahr umgezogen war, hatte Marinette sie nicht mehr gesehen, und sie musste zugeben, dass sie sogar noch schöner geworden war.
Ihre seidigen, schwarzen Haare reichten ihr bis zur Schulter und passten perfekt zu dem schicken, dunkelgrünen Cocktailkleid, das sie unter einem grauen Designermantel trug.
Diesen Mantel nahm Adrien ihr gerade ab und dabei sagte er über ihre Schulter etwas zu ihr, dass sie zum Lachen brachte.
»Sie fällt wohl als Option aus.«, meinte Alya.
Jetzt bemerkte auch Marinette den großen, braunhaarigen Jungen, der direkt hinter Kagami durch die Eingangstür getreten war.
Gerade legte er seinen Arm um ihre Schulter und wechselte ein paar Worte mit Adrien. Dann ging das offensichtliche Pärchen in Richtung Wintergarten davon.
»Ich kann nicht behaupten, dass ich enttäuscht bin.« Alya warf Marinette einen kurzen Blick zu. »Er hat eine Bessere als Kagami verdient.«
»Hey, du kennst sie doch gar nicht.«
»Stimmt. Aber sie wollte ihn von dir fernhalten, also steht sie auf der falschen Seite.«
Marinette lächelte ihrer Freundin zu, konnte ihr aber nicht zustimmen. Sie selbst hatte sich in den letzte Monaten vor Kagamis Umzug sogar ganz gut mit ihr verstanden.
»Siehst du sonst noch jemanden, der ins Profil passt?«, fragte Alya und reckte den Hals, um noch besser sehen zu können.
»Wird das jetzt den ganzen Abend so gehen?«, stellte Marinette eine Gegenfrage, doch ihre Freundin schien sie gar nicht zu hören.
»Vielleicht sollte ich mich einfach an Chloé halten.«, murmelte sie gerade. »Dann kann ich den Moment auf keinen Fall verpassen.«
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Miraculous - Endlich vereint (FF)
Fanfiction{abgeschlossen} ***TEIL 2*** (Fortsetzung zu »Miraculous - Endlich Neuanfang«) Wenn zwei Menschen endlich zueinandergefunden haben, kann sie nichts mehr aufhalten. Oder doch? Wie kann man eine Beziehung führen, wenn man die Identität des andern nich...