21. Unruhe

399 9 0
                                    

Wir erschraken uns sofort und gingen auseinander.
„Geht's dir gut?", fragte er besorgt und tastete mich ab.

Ich nickte wild. „Es hat mich nicht getroffen." „Mich auch nicht."

Panisch schauten wir uns um. Ein weiter Schuss ertönte. Der hätte Alec fast getroffen. Der Schuss ging an ihm vorbei in der Scheibe, die zusammen brach.
„Scheiße", flüsterte er.

Ich weiß nicht ob ich es mir eingebildet habe, aber ich glaubte ich hätte einen Schrei gehört. Aber nicht von drinnen. Sondern von außen. Und das schon bei den ersten Schuss.

Alec wollte durch die zerbrochen Tür nach drinnen gehen und zog mich mit. Doch ich löste mich von ihm und lief schnell wieder zum Geländer von den Balkon. Dort stützte ich mich am Geländer ab. „Rose? Komm her. Wir müssen sofort verschwinden."

„Warte." Ich schaute nach unten und erkannte eine Gestalt. Die Gestallt lag kniend auf den Boden und ich sah auch etwas rotes. War das Blut? Mittlerweile war Alec neben mir angekommen und wollte mich am Arm zerren.

„Ist das Steel?", fragte ich und zeigte in der Richtung. Alec ließ mich sofort los und schaute dorthin. Als er ihn auch erkannte, lief er schnell raus ohne auf mich zu warten. Was verständlich war. Das war immerhin ein seiner bester Freund da unten. Ich schaute wieder nach draußen und sah wie Jason auf ihn zu rannte.
„Steel", schrie er.

Das war wie ein Stichwort für mich. Sofort verließ ich das Balkon und rannte ebenfalls nach unten. Die zwei Schüsse hatten nicht aufgehört. Man hatte noch ein im Saal gehört. Die Menschen rannten ängstlich hin und her. Ich mit einbezogen. Ich schaute mich nach bekannten Gesichter um, doch sah keine.

Verängstlicht drehte ich mich um meine eigene Achse. Sachen war zerschmettert. Kinder schrieen. Nicht nur Kinder.

Ich versuchte voranzukommen, doch wurde andauernd von den Menschen geschubst, die versuchten zu Ausgang zu gehen. Ich spürte wie unruhig ich atmete. Meine Brust zog sich langsam zusammen. Ich war neben einer Wand angekommen und hielt mich dort fest. Mein Atem ging unkontrolliert. Ich hatte das Gefühl alles würde sich drehen.

„Hey, hey. Pssch. Ich bin hier. Du bist nicht allein." Zwei starke Arme legten sich um mich und zog mich an einer Brust. Als ich seinen bekannten Duft einatmete, beruhigte ich mich. Er strich mir über den Kopf und sagte mir beruhigte Wörter zu.

„Rose", sagte Lily, die ebenfalls hier stand. Sie schaute mich mit einen beruhigend Blick an. Sie versuchte es zumindest. Doch ich sah, wie sich Tränen in ihren grünen Augen versammelten.

„Rose, Lily, wir müssen hier schnell raus", sagte plötzlich Cecilia, Lily's Mutter.

Lily nickte und wollte mich mit sich ziehen. Doch ich drehte mein Kopf schnell zu Alec. „Was ist mit dir?", fragte ich und spürte ein paar Tränen an meiner Wange.

Er legte seine Stirn auf meine und hielt unsere Hände fest. „Ich werde klar kommen. Mach dir um mich keine Sorgen. Ich werde schon noch nachkommen." Bevor er mich zu Cecilia schubste, platzierte er einen Kuss auf meine Hände.

Während ich mich bei Cecilia abstütze und zusammen mit ihr und Lily zur Ausgang ging, drehte ich meinen Kopf nach hinten und schaute zu Alec. Er verschwand nach hinten in der Garten. Ich sah noch, wie er eine Pistole rauszog.

„Ihm wird nichts passieren." Ich drehte meinen Kopf nun zu Lily. Sie hielt mich ebenfalls fest. Wir waren mittlerweile schon draußen. Uns wurden Jacken gereicht, die wir sofort anzogen. Viele Autos und Menschen standen hier draußen. Sie versuchten alle den Chaos zu entkommen.

Cecilia, Lily und ich stiegen in eine Limousine ein. Sofern wir eingestiegen sind, fuhr es los. In dem Auto erkannte ich Josh und Carlos.
Carlos schaute sich die ganze Zeit panisch um.

„Wir sind jetzt im Sicherheit, Carlos", versuchte Josh ihm zu beruhigen. Doch man sah ihm an, dass er auch Angst hatte.
Plötzlich hörte man noch einen Schuss. Ich erschrak mich und schloss die Augen. Ich spürte eine zarte Hand auf meine. „Ich habe dich", flüsterte Lily. Ich öffnete die Augen und schaute sie an.

Mittlerweile sind die Tränen aus ihren Augen verschwunden. Ich legte meinen Kopf auf ihrer Schulter. Carlos war nun komplett von den Armen seines Vaters umschlossen. Cecilia schaute aus den Fenster und sagte nichts. Sie war die einzige hier, die es so schien, als ob es ihr nichts ausmachte.

Zuhause angekommen saßen wir alle in der Küche ohne einem Wort zu sagen. Manche tranken Kakao, manche Tee oder Kaffee.

„Die Polizei wird Fragen stellen", unterbrach Cecilia die Stille. Wir alle schauten zu ihr.
„Wir haben nichts gesehen. Also sagen wir auch nichts." Sie schaute jeden prüfend an.

„Ich habe gesehen, wie Steel angeschossen wurde." Jeder drehte nun sein Kopf zu mir. Sie starrten mich fast schon fassungslos an. Cecilia nickte zur Josh.

„Hey, Buddy. Es ist langsam Zeit, dass du schlafen gehst." Josh packte Carlos am Arm hoch. Sie beide verschwanden aus der Küche. Okay, was war los.

„Du hast gar nichts gesehen", sagte Cecilia, während sie das Geschirr in der Spüle einräumte. Haben die nicht eine Hausfrau dafür?

„Ich verstehe nicht." Ich schaue Cecilia und Lily verwirrend an. Warum sollte ich schweigen?
„Warum darf ich es nicht sagen?"

Cecilia stoppte in ihren Bewegungen und atmete aus. Lily, die neben mir an der Theke angelehnt war, drehte nun ihr Kopf zu mir.

„Uns ist klar, dass du die Gerüchte kennst. Und weißt, dass sie wahr sind. Zumindest die meisten." Ich war verwirrt, dass sie das in der Gegend ihre Mutter ansprach. Weiß Cecilia auch etwas über die Mafia. Trotzdem nickte ich.

„Es ist auch klar, dass die Angriffe auf die Russo's waren. Also die Familie und Freunde." Wieder nickte ich.
„Jeder weiß, dass Steel zu Alec gehört. Das war schon immer so. Die werden gleich wissen, dass irgendwelche andere Kriminelle, vielleicht auch Mafia, auf sie losgingen. Dann erfahren sie irgendwie auch alles über die Russo's. Und, und, und."

Sie schaute kurz zu ihrer Mutter und mich dann wieder an. „Sie haben zwar einen Anwalt und er macht seinen Job sehr gut. Und bis jetzt, hat die Polizei an sich keine Beweise. Doch alles könnte sich ändern. Selbst eine Kleinigkeit kann viel bewirken."

Ich schaute die zwei überrascht an. Ich hatte so viele Fragen. Wie z.B. woher sie das von der Mafia wissen. Oder deren Anwalt. Die Sache war nun noch verwirrender als zuvor. Vor allem, da es am Anfang als ich hierher gekommen bin, es so schien, als würden sie die Russo's hassen. Und nun decken sie sie?

„Woher weißt ihr alles über ihnen? Und warum schützt ihr sie?", fragte ich erstmal die wichtigen Fragen.

Auf das erste gingen sie nicht ein. Was muss es für ein Geheimnis sein?
„Wir haben einen Schwur abgelegt", sagte Cecilia nebensächlich. Als sie dies sagte, verließ sie die Küche.

Ich schaute nun zu Lily. Sie schaute hier Mutter hinterher. Dann drehte sie sich wieder zu mir.

„Und wir brechen keine Versprechungen."

Dangerous GamesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt