Überall liegt Blut. Wohin ich auch umsehe, es ist nur Blut. Ich lehne mich an der Mauer und lasse mich runter gleiten. Ich dachte über mein ganzes Leben nach. Wie konnte ich da so tief rein sinken? Das Schlimme daran ist, dass ich zum Teil Schuld war. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Wie ich da wieder rauskomme? Doch bist du einmal drin, kommst du nicht lebendig raus. Das hatte sie mir klargemacht. Sie hatte es mir gezeigt. Sie und viele andere sagten mir, ich solle mich von ihm fernhalten, doch ich hatte es nicht getan. Und nun war es zu spät.
Ich hätte nicht mehr zu ihm gehen sollen. Die Jungs versuchten mich zu beschützen. Dabei hätten sie sich selber beschützen sollen. Ich sehe zur Chester. Er saß auf den Boden und redete mit seinen älteren Bruder. Seine sonst so strahlende, blaue Augen, sind jetzt so einsam und leer. Ich wusste, dass da etwas nicht stimmte. Nicht um sonst, hatten sie sich damals im Büro gestritten.
Man sollte immer darauf achten, was man preis gibt. Das habe ich den letzten Monaten gelernt. Man darf nicht jedem vertrauen.
Manchmal sind die, die wir am meisten vertrauen, auch die die uns am meisten verletzen.
Manchmal sind unsere Freunde, doch vielleicht unsere Feinde.Jap. Ich war naiv. Ich hätte schon damals, mir denken sollen, zu wem sie gehören. Vielleicht wusste ich es auch. Nur wollte ich es mir nicht eingestehen.
Weihnachten. Eine der schönsten Feiertage. Man sollte sie immer mit seinen Liebenden feiern. Wer weiß, ob es nächstes Jahr gehen wird. Ich habe nie wirklich verstanden, was Familie bedeutet. Ich hatte ja auch nie eine. Doch dieses Mal war es anders. Ich verstand endlich, was alle mit der Magie der Weihnachten meinte. Und jetzt, muss ich feststellen, dass wir manche Personen nächstes Jahr bei unseren Weihnachtsfest, vermissen werden.
Gegenwart
Ich saß ganz vorne. Jeder stand auf und machte sich auf den Weg zum Ausgang. Ich konnte nicht aufstehen. Ich schaute zu den schwarzen Sarg vorne und das große Bild von Lily im Hintergrund. Lily war auf dem Bild sehr schick gekleidet. Das war einfach Lily.
Ich spürte eine Hand auf meine Schulter. Ich sah hoch und blickte in Alec's blaue Augen. „Komm", sagte er leise. Ich vermute mal, er hatte das gesagt, denn er hatte so leise geredet. Ich schaute wieder nach vorne. Die Beerdigung war vorbei.
Ich stand auf und lief hinter Alec her. Am Ausgang sah ich Josh mit Carlos. Carlos wollte nicht gehen. Er wollte es nicht wahrhaben, dass seine Schwester tot ist.
Ich blieb bei ihnen stehen. Josh schaute mich ebenfalls traurig an und Carlos wischte sich die Tränen weg. „Komm her", sagte Josh und schloss mich in eine Umarmung. Ich umarmte ihn zurück und weinte ebenfalls.
Es fühlt sich immer noch surreal an. Dass sie jetzt einfach weg ist, kann ich nicht glauben. Es ist nicht, wie als hätte sie das Land verlassen. Wir können nie wieder mit ihr reden. Über Mode, lästern. So wie wir es jeden Abend machten. Wer wird mir jetzt sagen, dass meine Klamotten sowas von letzten Jahr sind, und ich mir was anderes zum Anziehen holen soll. Ich werde sie vermissen.
Josh und ich trennten uns voneinander. Ich schaute hinter mir und sah, dass Alec immer noch dort stand. Er nahm meine Hand und zusammen verlassen wir das Gebäude. An seinen Auto blieben wir stehen.
„Ich habe mit deinen Vater geredet", fing er an zu reden. Ich sah zu ihm hoch. Ich weiß, was jetzt kommt.
„Er zieht wieder zurück nach Jacksonville." Ich nickte. Das stimmt. Und das ist nicht alles.
„Er hatte mir erzählt, du willst mit ihm ziehen."Ich vermied sein Blick, denn sonst überredet er mich noch hier zu bleiben. Langsam nickte ich. „Ich kann nicht hier bleiben." Ich schaute ihn doch an. „Ich muss weg." Er nickte leicht.
„Was wird aus uns?", fragte er. Ich nahm seine Hände in meine und sah ihn traurig an. „Wir können nicht zusammen sein", sagte ich. „Ich will nicht noch mehr Leute verlieren. Und du sicherlich auch nicht." Er schaute mich verzweifelt an.
Er lehnte seine Stirn an meine. „Ich verliere dich aber, wenn du gehst." Ich schüttelte den Kopf.
„Wir können immer noch telefonieren", versuchte ich ihn aufzumuntern.Er entfernte seine Stirn und Hände von mir. Er legte dann seine Hände auf meine Wangen.
„Ich liebe dich, Rosalie Montgomery", sagte er mit voller Traurigkeit in der Stimme. Ich sah ihn leicht lächelnd an.
„Und ich liebe dich, Alec Russo", sagte ich.Er beugte sich zu mir runter und küsste mich. Der Kuss war nicht leidenschaftlich wie sonst. Es war wie einen Abschied. Es war nicht wie, es war eins.
Nach einer Zeit lösten wir uns voneinander.
Ich schaute kurz noch auf seine Lippen, bevor ich ihn anschaute.„War schön dich kennengelernt zu haben, Bellissimo", sagte ich und lächelte ihn schwach an. Dabei ging ich etwas von ihm weg. Er zog seine Hände zu sich.
„Kann ich nur zurückgeben, principessa." Mit noch einen letzten Blick auf ihn, drehte ich mich und lief weg.Stunden später stand ich am Flughafen. Da Jacksonville im Nordflorida ist und Coldcoast, die Stadt in der Nähe von Miami, in Südflorida ist, würden wir nicht mit dem Auto fahren. Wir könnten, aber wir taten es nicht.
„Rose? Kommst du?", fragte mich mein Vater. Ich nahm meinen Rucksack und lief ihm hinterher. Wir stiegen im Flugzeug ein.
Leider saßen wir nicht nebeneinander.An meinen Platz angekommen, suchte ich meine Kopfhörer in meinen Rucksack. Doch stattdessen fand ich etwas anderes. Es war ein Kästchen. Ich machte es auf und sah einen Zettel. Das Zettel sah aus wie einen diesen Namenschildchen, das man auf den Tischen legt. Ich nahm den Zettel in der Hand. Da stand kein Name darauf. Es stand was anderes. Ich schnappte kurz nach Luft und schaute mich hysterisch um. Dann las ich die Zeilen. Noch einmal. Und nochmal. Und immer wieder. Dort stand im kursiver Schrift:
Game On
Ende
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Dangerous Games
Teen Fiction„Er mag dich, Rose. Alec mag dich. Und das nicht nur als eine Freundin. Und du magst ihn auch." Ich antwortete nicht. Denn es stimmte. Ich mochte Alec. Mehr als ich sollte. Ich hatte es für unmöglich gehalten, dass ich jemanden so sehr lieben kann...