Freund und Feind

208 21 15
                                    

*♤* *♤* *♤*

Niemand konnte behaupten, Atsumu wäre nicht lernfähig.
Exakt in der Sekunde, in der Suna im Inneren des Hauses das Fenster schloss, wackelte Atsumu ein letztes Mal mit dem Hintern, nahm Maß und federte gleich darauf erstaunlich geschmeidig in die Höhe.
In seiner Fantasie, die wirklich blühend war, sah er sich bereits durch die Öffnung hopsen.
Danach wäre der Rest das reinste Kinderspiel.
Zuerst würde er diesen Suna zeigen, wer der Boss war und dann würde Samu ihn für den Rest seiner Tage die Pfötchen küssen. Oh yeah~
Für die Mühen seiner Rettung erschien Atsumu dies als eine durchaus gerechte Strafe.

Lautlos sprang Atsumu dem Fenster entgegen, erlebte aber dann eine schmerzhafte Überraschung. Statt endlich Kita-sans Höhle erkunden zu dürfen, wurde sein heldenhafter Flug ohne Vorwarnung gestoppt.
BOOONG!
Später, erst sehr viel später, würde Kuroo seinen unwissenden Freund aus dem Wald großzügigerweise darüber aufklären, was dieses fast unsichtbare, aber dafür verdammt harte Etwas denn gewesen war, das ihm zum dritten Mal an jenem Tag fieses Kopfbrummen bereitet hatte.
Ein weiterer Feind des Fuchses - Glas!
Das überraschte Füchschen gab ein leises Quietschen von sich, dann purzelte es vom Fensterbrett schnurstracks gen Boden.
Aber lernfähig wie Atsumu mittlerweile war, vollführte er im Sturzflug eine Luftrolle und landete wie eine Katze auf allen vier Pfoten.
Leider war keine Tierseele anwesend, die seinen coolen Stunt hätte bewundern können.

„Kacke!! Hühnerkacke!", grunzte das blonde Füchschen angepisst. „Da sehe ich endlich mal cool aus. Grrrrr~"
Frustriert raufte er sich das Haarbüschel, beweinte daraufhin ausgiebig seine pochende Nase.
Verwirrt stierte Atsumu dabei zur Öffnung hinauf, die ihm wie durch Zauberhand den Zutritt verwehrte. Aber nicht nur dem Fuchs. Auch eine dicke Spinne und einige fette Brummer versuchten ergebnislos ins Innere der Höhle zu gelangen.
Was zum heiligen Eichenhain soll das?!
Hatte er doch mit eigenen Augen gesehen, wie Kuroo problemlos zu ihnen nach draußen gesprungen war. Vielleicht dachte er nicht immer gründlich über seine nächsten Aktionen nach, aber seine Sehkraft war erstklassig. Atsumus scharfen Augen entging nichts!
Normalerweise ...
Diese stumpfsinnigen Insekten waren vielleicht zu blöd dazu, aber doch nicht ein schlaues Füchschen wie er!
Verdammte Haselnuss! Musste er das verstehen?! Hatte er vielleicht etwas falsch gemacht?! Sollte er es nochmal versuchen?!
Musste er wohl oder übel ...

Oder er versuchte es erst einmal an einer anderen Stelle.

Seine Nase stimmte auf jeden Fall dafür.
Seufzend kratzte sich Atsumu hinter den Öhrchen. Langsam begann der Dreck auf seinem Fell zu trocknen, was unangenehm juckte. Ausgiebig bearbeitete er seinen juckenden Pelz, ehe er der Veranda fürs erste den Rücken kehrte.
Ganz geheuer war ihm das Ganze dann doch nicht.

Unterwegs machte Atsumu, dessen Magen inzwischen knurrte, einen kurzen Abstecher zum Gemüsebeet der Kitas. Neben Tomaten, Gurken und anderen gesunden Sachen gediehen dort ebenfalls wunderbar leckere Erdbeeren.
Gierig genehmigte sich das Füchschen ein paar der süßen Köstlichkeiten.
Schmatzend ließ er es sich schmecken und dachte daran, wie fürsorglich Kita-san sich immer um die Pflanzen kümmerte.
Hah~ Kita-san ... so fürsorglich ... so lieb ... so süß~
Ein wohliges Gefühl breitete sich in Atsumus Bäuchlein aus. So wohlig, dass er nicht anders konnte, als ein Beinchen zu heben und seine Markierung an den Erdbeerpflanzen zu hinterlassen.
Erleichtert lauschte Atsumu dem stetigen Plätschern. Danach fühlte er sich um einige Kilos leichter. Außerdem konnte er beim Strullern immer besonders gut nachdenken.

Erfrischt und sehr erleichtert ließ Atsumu die Beete kurz darauf hinter sich.
Flink umrundete er einen niedrigen Schuppen, machte Halt beim hofeigenen Brunnen und wuselte dann schnell weiter Richtung Hühnerstall.
Das Haus behielt er aber immer im Auge und im Ohr.
Noch immer kein Peng!
Am Hühnerstall angekommen, lugte Atsumu mit angelegten Öhrchen um die nächste Ecke. Er war nicht besonders erpicht darauf der Glucke über den Weg zu laufen, denn die war nicht gerade gut auf ihn zu sprechen.
Dabei hatte er nur ein paar Federn mopsen wollen. Tzeeee! Verstehe einer das liebe Federvieh!
Auf leisen Pfoten setzte sich das blonde Füchschen schließlich in Bewegung.
Weit kam er nicht.

„Atsumu-dono!", quiekte es da auf einmal lautstark aus dem Inneren des Stalles, worauf der Besitzer der Piepstimme nicht lange auf sich warten ließ.
Aufgeregt, die fluffigen Flügelchen munter ausgebreitet, hüpfte ein orangefarbiges Küken hinaus in den Hof. Im Schlepptau ein zweites, rabenschwarzes Küken.

*♤* *♤* *♤*

Zwei Fuchswelpen, ein Zaun und andere KatastrophenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt