Zwei Fuchswelpen, ein Zaun und andere Katastrophen

Schlechtes Timing

*♤* *♤* *♤*

„W-was hat das zu bedeuten!?" Der verdutzte Ausdruck in den braunen Augen des Neuankömmlings wich innerhalb weniger Sekunden blankem Entsetzen. „Hi-Hinata!? K-Ka-Kageyama!?"
Vor Schreck stellte sich ein Paar riesiger Schlappohren auf und ließ seinen Besitzer dadurch nur noch gewaltiger erscheinen. Allein dessen Schatten verschluckte Fuchs, Küken und dazu gleich noch den halben Hühnerhof.
Atsumu erstarrte mitten in der Bewegung.
Langsam, wirklich sehr langsam, wanderte der nicht weniger entsetzte Blick des Füchschens über die imposante Gestalt vor ihnen. Was er sah, und vor allem wen, brachte sein kleines Herzchen prompt zum Hüpfen.
Tellergroße Pranken.
Lange, kräftige Beine.
Ein breites Kreuz.
Und ein gigantischer Schädel.
Vor ihnen stand niemand anderes, als Asahi. Treuer und sehr zotteliger Hof- und Wachhund des Hauses sowie der dazugehörigen Farm.

Heute kriechen sie wirklich alle aus ihren Löchern, schoss es Atsumu indessen minimal nervös durch den Kopf. Ich bin echt ein Glücksfuchs ...
Angesichts des gigantischen Hundes vor seiner Nase, kam er sich nun selbst wie ein Zwerg vor. Atsumu schluckte heftig, die Öhrchen knickten ein.
Nichtsdestotrotz schenkte er Asahi ein breites Grinsen. „Hallöchen~", flötete er dem zottligen Riesen entgegen. „Was geht? Schönes Wetter heute, nicht?"
Leider hatte Asahi so gar keinen Bock auf Smalltalk. „Was machst du da?! Pf-Pfoten weg!" Die gewaltigen Schlappohren der dunkelbraunen Promenadenmischung flatterten aufgeregt. „Lass sie los! S-sofort!" Vorsichtig, die stämmigen Beine am Bibbern, machte der Kläffer einen tapsigen Schritt auf Atsumu zu.
„Ehh?" Atsumu verstand nur Bahnhof. Erst, als es unter seinen Pfoten rappelte, fiel der Apfel vom Baum. „Oh oh ..."

Die beiden Knallbonbons gab es ja auch noch. Upsi~
Bedröppelt schaute der Fuchs von Asahi zurück zum Schlammloch. Unter seinen Pfötchen zappelten die beiden Küken munter vor sich hin. Halb versunken in der dunklen Soße flatterten die Winzlinge mit ihren Daunen.
Ein Fuchs und zwei Küken - verdächtig? Nein. Vielleicht. Doch. Verdammt!
Unter seinem Pelz schwitzte Atsumu Blut und Wasser.
„Also ... es ... ist nicht so, wie es aussieht", fiepte der Fuchs schleunigst. „Alles ganz harmlos ..." Seinen unschuldigsten Blick aufsetzend, schielte Atsumu wieder nach oben.
Kaum gesagt, fingen die Küken zwischen seinen Vorderpfoten an, zu rangeln.
Schlechtes Timing? Over 9.0000!
„Ahhh, Hilfe! Atsumu-dono!", piepte Hinata schrill. „Das tut weeeh!"
Dreck spritzte nach allen Seiten. Ein dicker Klecks landete auf Atsumus blonden Haarbüschel.
„Aua, das tut weh~", äffte Kageyama seinen Kumpel zu allem Übel beinahe identisch nach.

Natürlich bekam der Wachhund alles schön in den falschen Hals.
„Hinata! Kageyama!?", bellte der Hund aufgeregt. Die langen, wuscheligen Haare auf seinem Kopf wippten alarmiert auf und ab. Mit schlotternden Beinen tippelte der große Hund von einer Pfote auf die andere.
„I-ich will keinen Ärger! Lass die Küken gehen!", wuffte er.
„Hah!? Ich mach gar nichts!?", jammerte der Fuchs.
Genervt verpasste er den Knalltüten im Loch eine Kopfnuss. Dann kickte er sie im hohen Bogen hinaus.
Mit denen hatte man auch nichts als Ärger.
Von Kopf bis Fuß matschig, purzelten die Winzlinge direkt vor die Pranken Asahis.
Diesem wich sämtliche Farbe aus dem Fell.
„J-jungs?" Ängstlich bebten die Lefzen des Zottelkopfes. „Lebt ihr noch?!"
„Asahi-saaan ..." Die runden Kulleraugen verdächtig feucht, rappelte sich Hinata schniefend auf. Auf dem Köpfchen leuchtende der Beulenberg in schillernden Farben. „Ich hab Aua ...", piepte er kläglich, was bei seinem großen Freund für radikale Schnappatmung sorgte.
Und Atsumu?
Der konnte ganz genau sehen, was im dem Hirn des Wachhundes vor sich ging.
Ihm schwante Übles. Oh oh ... oh ohhhhhh ...
Die spitzen Öhrchen dicht an den Kopf gelegt, machte sich das Unglücksfüchslein buchstäblich ins Fell, als er die scharfen Zähne Asahis aufblitzen sah.
Doch statt anzugreifen, zog Asahi den Schwanz ein, schürzte die Lefzen und rief heldenhaft um Hilfe.
„D-daichiii!"

*♤* *♤* *♤*