Im Paradies

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Mit Hilfe seiner außergewöhnlich guten Nase machte sich Atsumu unverzüglich auf die Suche nach der Quelle des köstlichen Geruchs.
Zwar spendete das kaputte Kellerfenster nicht besonders viel Licht, doch als normalerweise nachtaktiver Waldbewohner konnte das Füchschen ebenfalls sehr gute Augen sein Eigen nennen. 
Kaum zu glauben, aber wie es aussah, schien tatsächlich einmal alles glatt zu laufen.
Zumindest, wenn man den ziemlich peinlichen Sturzflug großzügig ausblendete.
Und im Verdrängen war Atsumu eben ungeschlagener Weltmeister. 

Der unterirdische Bereich war wirklich riesig.
Riesig und recht ungemütlich. 
Die Wände bestanden aus nackten Steinen, über Atsumus Köpfchen ragten grobe Holzbalken hervor und seine Pfötchen tapsten auf kaltem, harten Beton.
Nichts im Vergleich zu der elterlichen Höhle im Wald! 
Keine Spur von weichem Laub, in das man sich herrlich kuscheln konnte.
Keine Spur von duftender Erde, die die Pfötchen warmhielt.
Nein, Atsumu mochte es hier so überhaupt nicht. 
War nur zu hoffen, dass die Tsukki-Echse Recht behielt und es irgendwo einen Weg in die Wohnhöhle Kitas gab. Wo dieser suspekte Suna auf ihn wartete ...
Und Samu ...
Der hoffentlich noch heil war ...

Der Gedanke an seinen Bruder verursachte dem Füchslein fieses Bauchkneifen. Niedergeschlagen ließ Atsumu die Öhrchen hängen und kurz rückte das nagende Hungergefühl in den Hintergrund. 
Plötzlich nahm der Geruch nach Futter jedoch an Intensität zu und Atsumus Sinne sprangen instinktiv darauf an.
Die geknickten Öhrchen richteten sich blitzschnell auf, der Schweif begann aufgeregt zu wedeln.
„Mhm~ riecht gut", schnupperte die Fellkugel, genüsslich reckte er das Näschen und schürzte die Lefzen. 
Das Ziel musste ganz nah sein. Ein lautes Magenknurren pflichtete Atsumu bei.
Ohne noch lange zu zögern, flitzte das Tierchen los, sauste an Kisten und wandhohen Holzkonstruktionen vorbei.
Ein letzter Hechtsprung und Atsumu kam schlitternd zum Stehen. 

Im ersten Moment glaubte er zu träumen.
Ungläubig riss der Fuchs die Kulleraugen auf, blinzelte und dann fiel ihm die Kinnlade herunter. Das Mäulchen weit aufgesperrt, begann Atsumu munter den Boden vollzusabbern. 

Heiliger Hasenbraten! Er hatte Kita-sans Vorratshöhle entdeckt!!! 

In seinem ganzen Fuchswelpenleben war ihm noch nie dermaßen viel Futter vor die Zähne gekommen! Futter bis zum Abwinken! Jedenfalls roch es essbar und auf sein Näschen konnte er sich verlassen. 
Bis zur Decke waren die Vorräte der Menschen in einer dieser hölzernen Wandkonstruktionen verstaut. 
Das Regal war massiv. 
Konserven aller Art.
Tüten gefüllt mit Nudeln. 
Flaschen voller Milch.
Obst und Gemüse.
Gläser mit selbst gemachter Marmelade.
All das und noch viel mehr wartete nur noch darauf, von einem ausgehungerten Fuchs auf riskanter Rettungsmission verkostet zu werden.
Größter Augenmerk galt natürlich dem saftigen Schinken, der Atsumu von einen der Regalböden geradezu zurief, er solle ihn vernaschen. 

Ob Kita-san wohl etwas dagegen haben würde, wenn er ein winziges Häppchen probieren würde?

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Im nächsten Kapitel geht's dann mit Samu und seinem Lieblingsmenschen weiter~

Zwei Fuchswelpen, ein Zaun und andere KatastrophenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt