Verstärkung

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Das Kinn des zotteligen Wachhundes bebte bedenklich.
Um die braune Nase herum war Asahi bedrohlich blass geworden. Der Anblick des drangsalierten Kükens, inklusive schillernder Beulen, schien beinahe zu viel für den treuen Kläffer zu sein.
Das dunkle Fellbüschel an der Schnauze Asahis, das erstaunliche Ähnlichkeit mit einem Bärtchen aufwies, sträubte sich alarmiert. Minimal überfordert, warf er dem Unglücksfuchs namens Atsumu einen ganz und gar feindseligen Blick zu.
Nicht schon wieder, klagte Füchschen innerlich. Ich bin mal wieder am Arsch!?
Lange verdauen konnte er diese arg niederschmetternde Tatsache allerdings nicht.
Kaum gedacht, zog der Zottelkopf vor ihm die Lefzen hoch, eine Reihe blitzender Zähne kam zum Vorschein. Atsumu schrumpfte automatisch in sich zusammen.
Er schluckte heftig. „Ich ... also, ich bin dann mal wohl lieber weg~", fiepte er und tapste vorsichtig rückwärts. Dabei fiel er allerdings fast über die eigenen Pfötchen.
Selbstverständlich scheute er normalerweise keinen Kampf und war allgemein, als geschickter Kämpfer bekannt.
Gegen einen riesigen, sehr wütenden Wachhund sähe er aber eventuell ein kleines bisschen alt aus.
Immerhin war er nicht in Topform. Genau!
Ansonsten würde es für Wuffi ziemlich übel aussehen.
Außerdem, was für Kita-san dazu sagen, wenn er sich prügeln würde?
Nein, nein~ Ein gepflegter Rückzug wäre wohl angebracht.

Aus dem Rückzug wurde nichts. Jedenfalls nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte.
Der große Hund schnappte plötzlich aufgeregt nach Luft. Atsumu pupste sich einmal ordentlich ins Fell, bereit jede Sekunde die Pfoten in die Pfoten zu nehmen und schnellstens zu verduften.
Doch statt ihm eins auf den Deckel zu geben, bellte Asahi ... um Hilfe?!
„D-d-daichiiiii!", kläffte der Kläffer. Laut, und ziemlich schrill.
Sogar die beiden Küken kamen erschrocken auf die dürren Beinchen.
Verwirrt sahen sie einander an, dann dämmerte es ihnen.
„Oh je ...", piepte da Hinata. „Das gibt Ärger ..."
Und ehe Kageyama etwas erwidern konnte, versteckte sich das orange Knallbonbon dreist hinter seinem Kumpel.

Atsumu blinzelte. „Daichi? Aber ... das ist doch ..."
Er musste es nicht aussprechen. Asahis heldenhafter Hilferuf klingelte ihm noch in den Öhrchen, da wurde es hinter dem Hühnerstall auf einmal unruhig. Sehr unruhig.
Staub wirbelte auf. Eine gewaltige Wolke davon stob über den halben Hof.
Das schnelle Tapsen von Füßen wurde laut. Lauter, noch lauter ...
Noch mehr Staub wirbelte in die Luft.
Dann war die Staublawine bei ihnen angekommen.
Aus deren Tiefen entsprang die stattliche Gestalt des Hahnes.
Hüter und Oberhaupt der bunten Hühnerschar des Hofes.
Und er sah alles andere als entspannt aus.
Das würde wehtun ... sehr wehtun ...

Kurz darauf hatte Atsumus armer Schädel frappierende Ähnlichkeit mit dem Hinatas.
„Au! Au! Aua! Aufhöööören!!", fiepte der Waldbewohner jammernd. „Ich hab gar nichts gemaaacht! Auaaaaa~"
PICK! PICK! PICK! PICK! PICK! PICK! PICK! PICK!
Unbarmherzig drosch der scharfe Schnabel des Hahnes auf ihn ein.
Das Füchschen spürte regelrecht, wie eine neue Beule nach der anderen erblühte.
„Wie oft denn noch!? Pfoten weg von unseren Küken!", gackerte der Hahn derweil böse und wurde nicht müde, das Füchschen über den Hof zu scheuchen.
PICK! PICK! PICK! PICK! PICK! PICK! PICK! PICK!
Erst nachdem sich Atsumu außerhalb des Hühnergeheges befand, ließ Daichi von ihm ab.
Mit einen seiner Krallenfüße trat er den Fuchs zum Abschied noch einmal in den Hintern.
Zufrieden plusterte sich der dunkle Hahn vor diesem auf. Der rote Kamm auf seinem schmalen Kopf leuchtete in der Sonne.
„Das nächste Mal ziehe ich dir das Fell über die Ohren!", schnaubte das Federvieh bedrohlich, um dann zurück zu seiner Hühnerschar zu stolzieren.
Natürlich nicht, bevor er zwei gewissen Winzlingen gewaltig die Leviten gelesen hatte.

Um einige Beulen reicher, rappelte sich schließlich Atsumu auf. Schniefend rieb er sich den felligen Popo. Seine Öhrchen zuckten niedergeschlagen. „Du mich auch, blödes Suppenhuhn", moserte er angefressen. Im wahrsten Sinne des Wortes!
Da war er einmal unschuldig! Und kein Schwein interessierte es!
Einige dicke Krokotränen vergießend, schleckte er seine Wunden.

„Tze, du bist echt nicht das hellste Glühwürmchen im Glas, oder?"
Aus dem Nichts meldete sich eine spöttische Stimme zu Wort. Verwirrt reckte der Fuchs das Näschen, lauschte. Da raschelte es und auf dem Ast eines nahegelegenen Busches huschte eine kleine, goldgelbe Echse.

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Zwei Fuchswelpen, ein Zaun und andere KatastrophenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt