Rettungsmission #2

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Das schrille Quieken seines Zwillings beschwerte Atsumu nicht nur einen bösartigen Tinnitus, zur großen Enttäuschung aller passierte ansonsten rein gar nichts.
Anstatt wie geplant durch das Loch in die Freiheit zu flutschen, bewegte sich Osamu kein Stück. Stattdessen schlug der grauhaarige Fuchs mit Vorder- und Hinterfüßchen aus und verpasste seinem Bruder so einen erstklassigen Punch gegen die Nase.
Dies und der eigene Schwung ließen Atsumu auf unelegantester Art und Weise einen filmreifen Purzelbaum hinlegen.
„Ooooooooooooi~", quietschte Atsumu überrumpelt, während er über den Boden kugelte und mit der Schnauze voran schließlich im Dreck liegen blieb.
Auf der anderen Seite des Zaunes bekam Bokuto davon erst einmal nichts mit. Voller Inbrunst zog der eifrige Eulerich noch immer an dem zuckenden Schweif des unglücklichen Fuchses.
„O-oya!? Gar nicht so leicht!", ächzte Bokuto angestrengt und packte noch fester zu.
Osamu schossen dicke Tränchen in die Augen. „Auaaaaaaaaaaaaa! Lass daaaaaaaas!", brüllte er in den schönen Nachmittag hinaus. Protestierend zappelte er mit den Hinterläufen, dann begann es auch noch zusätzlich in seinem Bäuchlein zu grummeln.
Bevor ihm Bokuto den Schweif abreißen konnte, ertönte ein lautes Tröten und Osamu puspte dem Eulerich den angestauten Frust direkt ins Gesicht.

Die duftende Wolke setzte Bokuto sofort außer Gefecht.
Kaum stieg ihm der Pups in den Schnabel, verdrehte der Eulerich die riesigen Augen und ließ endlich von Osamu und dessen malträtierten Schwänzchen ab.
„Hoohhooooo!", jammerte Bokuto halb benommen. Um einer weiteten Dosis zu entgehen, brachte er sich und seine Riechzellen eilig in Sicherheit. Angeschlagen flatterte er über den Zaun zurück in den Garten.
Dort sackte Osamu erleichtert in sich zusammen. Die Nase leicht gerötet, schnaufte der jüngere Fuchs beinahe entrückt vor sich hin.
„Autsch!" Die Visage voller Schmutz rappelte sich Atsumu wieder auf. Zähneknirschend schüttelte er Gras, Erde und kleine Steinchen aus dem Fell. Schmollend bombardierte er Osamu mit einem bitterbösen Blick. „Samu, du Sau! Geht's noch!?"
Wie sollte er bitte in diesem Aufzug bei Kita-san Eindruck schinden?!
Da sah ja der älteste Bettvorleger frischer aus als er!

„Geht's noch ...?" Osamus rechtes Ohr zuckte alarmierend. Schlagartig war er wieder bei Sinnen. „Das fragst du ernsthaft mich!?"
„Ja!? Oder siehst du hier noch einen Fettklops im Zaum feststecken?"
„Schnauze!"
„Fresse!"
„Leck mich!"
„Du kannst mich mal!"
Im Handumdrehen war ein typischer Miya-Fight in Gange.
Bokuto, der sich in der Zwischenzeit erholt hatte, verfolgte das nicht sehr geistreiche Wortgefecht mit großem Interesse. Mit Hilfe seiner Krallen führte er eine Strichliste.
Am Ende kratzte er genau gleich viele Strich in die Erde.
„Hoho, Tsum-Tsum!", meldete er sich gurrend zu Wort, als die Geschwister eine kleine Atempause einlegten. „Wir sollten tauschen!"
„Tauschen ...?", fragte Atsumu hechelnd. „Häh?"
„Oya! Ich weiß jetzt, was falsch gelaufen ist! Drücken! Nicht ziehen!"
Stolz auf seine Weisheit plusterte sich die Eule auf.
„Wow ... noch so ein Genie", murrte Osamu leise. Böses ahnend, schlug er sich die Pfoten vor die Augen. „Jetzt hab ich Angst ..."

„Oya! Vielleicht sollten wir beiden drücken? Drücken, nicht ziehen!"
„Oi! Das könnte klappen! Wir treten ihm einfach zusammen in den Arsch!"
„Oya!"
„Nur ..." Atsumus Öhrchen knickten ein. Vorwurfsvoll schaute er auf seinen Bruder. „Nur, wie komme ich auf die andere Seite?"
Auch dafür hatte Bokuto eine Antwort parat. Aufgeregt breitete er die Flügel aus.
„Hoho! Kein Problem! Ich trage dich schneller auf die andere Seite als du genialer Bokkun sagen kannst!"

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Zwei Fuchswelpen, ein Zaun und andere KatastrophenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt