Chickenwings

223 22 5
                                    

*♤* *♤* *♤*

Der Anblick des Fuchses ließ die zierlichen Flügelchen des Kükens vor Aufregung erzittern.
„Siehst du, Kageyama!? Siehst du! Ich hab's dir doch gesagt, er ist es! Siehst du!", piepte die Federkugel daraufhin triumphierend. Voller Elan hüpfte sie dabei über den staubigen Hof und kurzzeitig sah es tatsächlich so aus, als wolle der Winzling jeden Augenblick endgültig vom Boden abheben.
Das andere Küken verdrehte sichtbar genervt die Augen. Murrend folgte es dem orangen Knallbonbon.
„Oi, halt endlich den Schnabel", blaffte das kleine Schwarze, indem es seinem Freund eine Kopfnuss verpasste. Prompt geriet das Küken ins Straucheln und plumpste in den Schmutz.
Direkt vor Atsumus Pfoten.
Für einen unbeteiligten Beobachter musste die Kombination von Küken und Fuchs durchaus gefährlich wirken.
Und wenn Atsumu ehrlich war, hätte er gegen etwas Deftiges nichts einzuwenden gehabt. Eine Rettungsaktion nach der nächsten durchzuziehen, kostete verdammt viel Energie. Die Erdbeeren aus Kita-sans Garten halfen da nur wenig.
Sich an dem Federvieh der Farm zu vergreifen, kam allerdings nicht in die Tüte. Kita-san wäre darüber mit Sicherheit nicht erfreut. Nein, ganz sicher nicht. Wollte er je bei seinem Schwarm landen, musste er ein braves Füchschen sein.
Darüber hinaus war an den beiden Chickenwings vor seiner Nase eh nicht viel dran.

„Ne, Tobio-chan~", begrüßte er das dunkle Küken in Form eines amüsierten Grinsens. Ungepflegt, schmutzig und noch schlimmer- ungestylt, fühlte er sich zwar nicht gerade wohl, überspielte dies jedoch so gut er konnte. „So liebenswert wie eh und je~"
Tobio, dessen mürrischer Blick sich nun auf den Vierbeiner lenkte, nickte ihm knapp zu. „Miya-Fuchs-san", piepte er und plusterte sich leicht auf, was unheimlich süß rüberkam. Die blanken Knopfaugen huschten eilig über die ramponierte Gestalt des Fuchses. „Du siehst echt..."
Ehe Kageyama genauer darauf eingehen konnte, bekam er ein fluffiges Flügelchen in die Visage gepfeffert.
„Bakageyamaaa!", ertönte ein wütendes Quieken. Helle Daunen wirbelten durch die Luft, als der Zwerg zurück auf die dünnen Beinchen hopste.
Schwuppdiwupp war es um die beiden Chickenwings geschehen.
„Oi, wen nennst du Bakageyama?!"
„Dich natürlich! Das hat wehgetan, du Arsch!"
„Ach ja? Und was genau soll da wehtun, du Hohlkopf?"
„Kageeeeeyamaaaa!?"
Sich gegenseitig wie die Rohrspatzen beschimpfend, begann die kleinen Küken aufeinander loszugehen. Piepend versuchten sie sich mit ihren Flügelchen zu boxen und versetzten sich hier und da Schnabelhiebe auf die Köpfchen.
Atsumu beobachte belustigt diesen Kampf der Giganten und wünschte sich, er hätte noch etwas zu knabbern. Vielleicht ein bisschen von den gepoppten Maiskörnern?
Mhmmmm~ Ja, das wäre schon was Feines ... yummy ...

So schnell allerdings das große Kabbeln begann, so abrupt war es auch wieder vorbei.
Bis die nächste Runde anstehen würde. Die Küken waren nicht die hellsten Äpfel am Baum, aber Ausdauer hatten sie.
„Oh! Oh! Atsumu-donooo!", wandte sich das orange Küken, nachdem Kageyama und ihm die Schimpfwörter ausgegangen waren, an den Fuchs. „Sieh dir das mal an!", verlangte es hibbelig.
Kageyama dagegen stöhnte genervt. „Dein Ernst ...?"
Hinata streckte ihm trillernd die Zunge heraus. „Und ob! Achtung! Los geeeehts!"
Der Winzling störte sich nicht an der grumpy Einstellung seines Artgenossen. Ohne auf dessen Murren weiter einzugehen, hüpfte die helle Federkugel aufgeregt in die Höhe.
Dann noch einmal und noch einmal.
Immer und immer höher.

Nach dem letzten Absprung fing das Küken eifrig an zu flattern. Wie die Flügel eines Kolibris wippten die Daunen des Kleinen durch die Luft. Doch anders als bei dem grazilen Vogel ging es für Hinata nur in eine Richtung. Nämlich abwärts.
Dennoch gelang es dem Küken einige Zentimeter über dem Erdboden zu flattern, bevor ihm die Kraft ausging und es erschöpft auf den Hintern plumpste.
„Uiii ... wie toll?", brachte Atsumu vor Erstaunen hervor. Fragend und leicht planlos legte er das Köpfchen schief.
„Nicht wahr!?" Hinata strahlte den blonden Fuchs verheißungsvoll an. „Bokuto-Sensei hat mir noch ein paar super Tipps gegeben! Cool, oder!?"
„Ja, super. Super dämlich ...", murmelte Kageyama.
Atsumu, der sich noch lebhaft an seinen Sturzflug erinnerte, war fast geneigt, dem mürrischen Küken zuzustimmen.
„Bokkun? Ehhh, das ist ja ... wow ..."
„Finde ich auch!", piepte Hinata glücklich. Hoffnungsvoll winkte das Tierchen den Wolken zu. „Bald kann ich richtig fliegen! Wartet nur ab!"

*♤* *♤* *♤*

Zwei Fuchswelpen, ein Zaun und andere KatastrophenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt