Kuschelmonster

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Die kleinen Steinchen waren wirklich lecker gewesen.
Satt, das Bäuchlein gefüllt von zwei großzügigen Nachschlägen, fand ein grauhaariges Füchslein, dass es nun jedoch langsam an der Zeit war, sich ebenfalls auf Erkundungstour zu begeben.
Nach einem ausgiebigen Reck- und Streckmarathon nutzte Osamu die Gelegenheit, sich ein wenig außerhalb des kuscheligen Körbchens umzusehen. Immerhin war er zum ersten Mal in der Höhle eines Menschen und die Neugier war nun einmal gewaltig.
Außerdem war das Bedürfnis, Suna nahe sein zu wollen und folglich die Aufmerksamkeit seines Schwarmes auf sich zu lenken, beinahe übermächtig. Er war und blieb eben ein waschechter Miya!
Gegen ein paar weitere, ausgiebige Streicheleinheiten hätte das grauhaarige Füchslein sicherlich nichts einzuwenden. 
Zu seinem Bedauern war Suna gerade anderwärtig beschäftigt.

Schmollend blies Osamu die Bäckchen auf, vorsichtig tapste er dennoch näher, um einen genaueren Blick auf die seltsamen, klickenden Teile zu erhaschen.
Gefährlich schienen die tatsächlich nicht zu sein. Neugierig schnupperte das Tierchen daran und auch nach mehrmaligen Stupsen, rührte sich keines der Dinger auch nur einen Millimeter vom Fleck.
Mutiger geworden, stöberte Osamu weiter. In der blitzenden Linse der Spiegelreflexkamera entdeckte er dann allerdings sein eigenes Ebenbild, was ihm einen gigantischen Schrecken einjagte.
Sein Herzchen machte einen ängstlichen Hüpfer, so stark, dass das Fellknäul überrumpelt über die eignen Füßchen stolperte.
Und einen entzückenden Bauchklatscher hinlegte.
„Uffff~", piepte Osamu, indem er tief die Luft ausstieß. Bedröppelt ließ er die Öhrchen hängen. Sein Spiegelbild tat es ihm gleich.

Davon alarmiert, verstummte das monotone Tastenklimpern und Sunas olivfarbene Augen lösten sich seit einer gefühlten Ewigkeit von seinem Notebook, auf dessen Tastatur er höchst konzentriert einhämmerte.
Beim Anblick der kleinen Fellkugel verzogen sich die Mundwinkel des Braunhaarigen zu einem sanften Schmunzeln. Vorsichtig stellte er den Laptop beiseite und hob sich stattdessen seinen pelzigen Gast auf den Schoß.
„Du scheinst ja wieder munter zu sein", stellte er zufrieden fest. Behutsam fuhr Suna dem Fuchs über das Köpfchen, zerzauste dessen graues Haarbüschel und kraulte ihm dann ausgiebig die flauschigen Bäckchen.
Vielleicht war es nicht unbedingt klug, einem wilden Tier dermaßen auf die Pelle zu rücken, aber der Kleine war einfach niedlich und Suna konnte nicht widerstehen.
Außerdem war er auf die tatkräftige Hilfe des Füchsleins angewiesen.
Und wie es aussah, schien der Kleine es ebenfalls nicht eilig zu haben, wieder in den Wald entlassen zu werden.
Momentan machte es sich dieser nämlich auf seinem Schoß mehr als gemütlich.
Fordernd schmiegte sich das pelzige Bündel an seine Brust und stupste unermüdlich gegen seine Finger, um ja keine Krauleinheit zu verpassen. Das vorwitzige Näschen schnupperte derweil aufgeregt und der wuschelige Schweif wedelte freudig.
Als Suna dann auch noch das pummelige Bäuchlein in Beschlag nahm, schmolz das Tierchen regelrecht in seinen Armen dahin.

Eigentlich wollte ich noch etwas arbeiten, seufzte Suna innerlich.
Unschlüssig warf er einen Blick auf das Display seines Laptops, wo die ersten Bilder des Kleinen zu sehen waren sowie der grobe Entwurf seines neuen Projekts.
Aber statt sich in die Arbeit zu stürzen, verwöhnte er das Füchslein lieber noch mit einigen Kuschel- und Streicheleinheiten, die Osamu in den siebten Himmel beförderten.
Überrascht betrachtete Suna danach jedoch seine schmutzigen Fingerkuppen. „Na nun?"
Der schwere Geruch nach Erde stieg dem jungen Mann in die Nase. Bei genauerem Hinschauen musste er feststellen, dass das Kuschelmonster auf seinem Schoß ein kleiner Schmutzfink war.

Ob er wollte oder nicht, sogleich formten sich Bilder in Sunas Kopf. Extrem niedliche Bilder.
Denn was tat man mit keinen Schmutzfinken? Genau, man badete sie.

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Zwei Fuchswelpen, ein Zaun und andere KatastrophenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt