In einer irrsinnigen Welt vernünftig sein zu wollen, ist schon wieder ein Irrsinn für sich.
Voltaire
Sie waren am Tag des Aufbruchs noch nicht weit gekommen, als Javet die Müdigkeit überkam und er darum bat, eine Pause zu machen. Er hatte die letzte Nacht nicht geschlafen, weil er von Domador nach Zamani und wieder zurück gehetzt war. Zum Glück schien der Anführer ihrer kleinen Gruppe nichts dagegen zu haben, sodass er wortlos nickte und sich dann etwas absetzte.
»Es wäre gut, wenn wir bald ein Dorf betreten könnten«, meinte Sera, die sich neben ihm im Staub der Einöde niedergelassen hatte. Sie hatten das Grenzland noch nicht verlassen, aber vermutlich meinte sie ein richtiges Dorf. Eines mit gesunden Menschen.
Während Domador immer noch keine Anstalten machte, sich zu ihnen zu gesellen, holte Javet die Karte hervor und breitete sie vor sich und Sera aus. In ihrer näheren Umgebung war ein einziges Dorf namens Makali eingezeichnet, das allerdings etwas weiter nördlich lag. Er deutete mit dem Finger darauf. »Wir müssen noch ein paar Tage gehen, bis wir dort ankommen.«
»Das sollte in Ordnung sein«, meinte Sera. »Denkst du, dort wird es Pferde geben, die man stehlen kann?«
Javet war es immer noch unangenehm, das Stehlen auch nur in Erwähnung zu ziehen. Aber es war ohnehin unwahrscheinlich, dort Pferde zu treffen. Also schüttelte er den Kopf. »Nein. Pferde gibt es eigentlich nur in den größeren Städten, die eine gute Wasserversorgung haben. Es sind Reittiere für reiche Leute. Nicht jeder kann es sich leisten, so viel Wasser für die Versorgung eines Pferdes zu verbrauchen.«
Sera nickte, wenn auch leicht enttäuscht. Dennoch half sie ihm dabei, seine Decke auf dem Boden auszubreiten, damit er einen etwas weicheren Schlafplatz hatte. Nach einer kurzen Diskussion mit Domador schlug sie ihr Lager direkt neben ihm auf. Vermutlich wollte der Mann die erste Wache selbst übernehmen.
Vermutet er, dass ich diese Nacht versuchen werde zu fliehen?, dachte Javet. So leicht werde ich es ihm nicht machen.
Es vergingen fünf Tage, bis sie nicht weit entfernt die Dächer einiger Häuser entdeckte. Das muss Makali sein! Sie hatten länger gebraucht als er angenommen hatte. Zwar hatte er ab und zu auf die Karte geschaut, aber die leere und staubige Landschaft machte es unglaublich schwierig, sich zu orientieren. Zwei Tage später und ihre Vorräte wären aufgebraucht gewesen. Er hatte irgendwie verdrängt, dass es so nah beim Grenzland eher wenige Dörfer und Städte gab. Sie würden sich am Anfang – solange er noch nicht geflohen war – von einer Siedlung zur anderen hangeln müssen und dabei kostbare Zeit verlieren. Aber je näher sie der Mitte des Pazifiks kamen, desto weniger würden sie um das nächste Dorf bangen müssen. Dann müssten sie einfach immer weiter in Richtung der untergehenden Sonne gehen und ab und zu Halt in Städten machen, um ihre Vorräte aufzufüllen, bis sie im Westland ankamen. Ich kann gar kein Westländisch, fiel ihm auf einmal ein. Seufzend strich er sich durch die Haare. Egal. Das ist ein Problem für später.
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Pazifik - Verbannt
FantasyAchtung! Dies ist der zweite Band der Pazifik-Trilogie! Ihr solltet vorher »Pazifik - Verfolgt« gelesen haben. Nur mit viel Glück und der Hilfe der Magierin Marielle ist Javet vor siebzehn Jahren mit dem Leben davongekommen, als König Miro seinen ei...