Achtung! Dies ist der zweite Band der Pazifik-Trilogie! Ihr solltet vorher »Pazifik - Verfolgt« gelesen haben.
Nur mit viel Glück und der Hilfe der Magierin Marielle ist Javet vor siebzehn Jahren mit dem Leben davongekommen, als König Miro seinen ei...
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Das Dorf war nur eine Ansammlung heruntergekommener Hütten, die Wände aus hastig aufeinander gestapelten Steinen, die Dächer aus zurechtgebogenem Blech. Während die Frau den staubbedeckten Weg zum Torbogen stolperte, fiel sie mehrmals fast hin. Ihre Hände zitterten, ein leichtes Flimmern schien über ihre Haut zu wandern und verschwand erst, als sie die Fäuste ballte. Getrocknetes Blut klebte an ihrer Schulter und an ihrem schmutzigen Kleid. Selbst die Leinentücher, in die das Kind in ihren Armen gewickelt war, waren an einigen Stellen vom roten Lebenssaft befleckt.
Das Kind war noch nicht so alt, höchstens zwei Jahre, die dunkle Haut ein starker Kontrast zu der hellen der Frau. Sie hatte es fest an ihre Brust gepresst. Auch dann, als sie den steinernen Torbogen erreichte und neben ihm zusammenbrach. Ihre abgenutzten Schuhe scharrten über den groben Kies, während sie das Kind schwach hin und her wiegte und hochschaute. In ihren blauen Augen spiegelte sich der gleichfarbige, wolkenlose Himmel.
»Die alte Jenny hatte recht«, flüsterte die Frau leise und hustete, wobei ihr ein roter Blutfaden von den Lippen tropfte. »Die Strahlenkranken haben im Grenzland eigene Dörfer errichtet. Du bist gerettet, Javet, hörst du?« Dann flackerte ihr Blick und ihr Kopf sackte zur Seite. Nur das Heben und Senken ihrer Brust zeigte, dass sie noch lebte.
Die Nacht brach herein. Hell funkelten die Sterne am düsteren Nachthimmel, wie wachsame Augen unbekannter Wesen. Die Frau rührte sich nicht, bemerkte nicht, wie das Kind in ihren Armen fasziniert den Mond und die Sterne betrachtete. Erst, als die ersten Sonnenstrahlen hinter den riesigen Bergen auftauchten schlug sie die Augen auf. Ihre Finger wanderten über die Wunde an ihrer Schulter. Sie stöhnte vor Schmerzen auf, kam aber trotzdem auf die Beine und schleppte sich ins Dorf, wo sie vor einer der Hütten zusammenbrach.
»Ist jemand da?«, fragte sie mit bebender Stimme und klopfte an die Tür, die kurz darauf geöffnet wurde. Ein Mann im Nachthemd starrte auf sie hinunter. Seine Augen waren gelb angelaufen und die Hälfte seiner schwarzen Haare waren ausgefallen. Am auffälligsten war jedoch der zweite, winzige Kopf, der ihm unter seinem Kinn aus dem Hals wuchs. Allerdings schien dieser Kopf weder Augen noch Ohren zu haben. Aus dem halb geöffneten Mund – eher einem klaffenden, lippenlosen Spalt – tropfte Spucke auf das Nachthemd und den Boden.
»Was zum Henker?«, knurrte der Mann wenig begeistert, die Hände in die Seiten gestemmt. »Wer bist du, Bleichgesicht? Was hast du hier zu suchen? Hast du keine Angst vor Strahlenkranken wie mir?«
»Ich brauche Eure Hilfe.« Die Frau, immer noch auf den aufgeschrammten Knien, sah ihn flehend an. »Bitte, nehmt diesen Jungen bei Euch auf.« Sie hielt das Kind hoch, das den Mann mit großen Augen neugierig anschaute.