15. Kapitel

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Die neidischen Menschen sind doppelt schlimm daran: Sie ärgern sich nicht nur über das eigene Unglück, sondern auch über das Glück der andern.

Hippias

Die Nacht verbrachten sie in einem abgelegenen Hinterhof des Armenviertels und teilten sich ihren Schlafplatz mit braunen Käfern und einigen Mäusen oder Ratten

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Die Nacht verbrachten sie in einem abgelegenen Hinterhof des Armenviertels und teilten sich ihren Schlafplatz mit braunen Käfern und einigen Mäusen oder Ratten. Zum Glück ließen die Tiere sie größtenteils in Ruhe, aber schnell wurde Javet klar, warum keiner der Bettler der Stadt sich hierhin zurückzog.

Am nächsten Morgen erwachte er nämlich von mehreren Stimmen, die leise miteinander redeten. Er schüttelte Annie leicht an den Schultern, die mit dem Kopf an seine Brust gelehnt eingeschlafen war. Sie blinzelte und schaute ihn an, öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Schnell legte Javet sich den Zeigefinger an die Lippen und bedeutete ihr, still zu sein. Das Mädchen nickte.

»Warum hat der Bäcker aufgehört, seine Abfälle wegzuschmeißen und gibt sie jetzt an irgendwelche Bettler weiter?«, beschwerte sich eine der Stimmen. Sie gehörte eindeutig einer Frau, so wie auch die der anderen.

»Vielleicht hat er herausgefunden, dass wir hier sind?«, vermutete eine andere Frau.

»Red keinen Unsinn, Nzuri!«, fuhr die erste die zweite an. »Nur die Bettler wissen von uns und halten sich deshalb von hier fern! Aber sie werden es nicht wagen, uns zu verraten. Sie wissen, was ihnen droht.«

Allgemeines Gelächter ertönte und dann das Geräusch von Händen, die die Müllbehälter durchsuchten, die im Hinterhof standen. Javet lugte vorsichtig um die Ecke des einen, hinter dem er und Annie sich versteckt hatten. Nicht weit von ihnen entfernt standen drei Frauen. Sie waren ungewöhnlich gut gebaut, obwohl sie anscheinend auf der Straße lebten, und hatten beinahe übertrieben weibliche Proportionen. Eine Wespentaille sowie pralle Brüste und Hinterteile. Zwei von ihnen durchwühlten den Müll mit so eleganten Bewegungen, dass es fast grotesk wirkte. Ihre Kleider betonten ihre Figur und waren erstaunlicherweise weder verdreckt noch zerfetzt. Als die dritte Frau den Kopf in seine Richtung drehte und ihn entdeckte, konnte Javet noch kurz ihre feinen Gesichtszüge bewundern, bevor sie los kreischte:

»YaKutisha! Nzuri! Da ist einer!«

Es hat keinen Sinn, sich jetzt noch weiter zu verstecken, dachte Javet und verfluchte seine eigene Leichtsinnigkeit. Wobei... Wenn sie weiter den Müll durchsuchen würden, hätten sie uns sowieso gefunden. Mittlerweile hatte er auch begriffen, wer diese Frauen waren und warum sie sich hier verbargen. Es war nicht allzu schwer gewesen, nachdem er ihre Proportionen gesehen hatte. Sie waren Feminine, Strahlenkranke, die zu perfekt aussehenden Frauen heran wuchsen. Obwohl sie als gesunde Menschen durchgehen konnten, waren sie trotzdem ansteckend und hätten eigentlich schon lange ins Grenzland verbannt werden müssen.

»Wen haben wir denn da?« Die größte der Frauen trat vom Müllbehälter zurück, die Hände vollkommen sauber, und stemmte ihre Arme in die Hüften, ein Bein leicht vorgestreckt. An dem Gürtel ihres Kleides blitzte ein Dolch. »Ein Junge.« Ihr Blick fiel auf seine rechte Hand, die immer noch mit dem Stoffstreifen umwickelt war, auf dem rote Flecken aus Blut prangten. Sie hob fragend die Augenbraue.

Pazifik - VerbanntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt