34. Kapitel

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In der Welt jedes Menschen gibt es verschiedene Verantwortlichkeiten. Es gibt eine emotionale und rationale Verantwortung, eine politische, eine berufliche und auch eine familiäre Verantwortung. In uns wirken Erinnerungen, Dramen, Alpträume und Enttäuschungen aus der Vergangenheit. Wir haben auch Hoffnungen und Vorstellungen von der Zukunft. Es wäre aber ganz falsch, die Gegenwart im Namen der Vergangenheit und Zukunft zu verpassen.

Amos Oz

Domador umarmte Sera und Estrella zum Abschied, wobei er mit ersterer noch eine Weile redete

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Domador umarmte Sera und Estrella zum Abschied, wobei er mit ersterer noch eine Weile redete. Javet bemerkte, dass sie ungewöhnlich vertraut miteinander umgingen, sich sogar bei den Händen hielten. Wieder stieg der Schmerz in seiner Brust hoch. Derweil hatte Estrella Kinzhal auf die Beine gehoben und bugsierte ihn aus der Höhle. Sera folgte ihrer Schwester nur wenig später. Domador und er blieben noch eine weitere Stunde, wo sie waren, um ganz sicher zu sein, dass niemand sie draußen abfangen und abstechen würde. Sie mussten vorsichtig sein. Besonders, weil Sera und Estrella beide Säbel und den Dolch mit sich genommen hatte. Vorsichtshalber.

»Ich glaube, wir können aufbrechen«, sagte Domador schließlich und kam schwankend auf die Beine, stützte sich dabei mit der Hand an der Höhlenwand ab.

»Wie machen wir das eigentlich mit der Nahrung?«, fragte Javet leicht besorgt. »Und dem Wasser? Die Triglaza essen doch nur Menschen, weil es hier nichts anderes gibt, und das Wasser aus dem Graben ist giftig.«

Domador schnaubte. »Wir werden uns etwas aus einem der Dörfer im Grenzland stehlen müssen. Sera und Estrella werden es sicher auch so machen.«

»Stehlen...« Javet verzog das Gesicht.

»Sag nicht, du hast auf deiner Reise noch nie etwas gestohlen.«

»Doch, aber... Nur, weil ich keine andere Wahl hatte. Davor habe ich versucht, mir auf ehrliche Art und Weise mein Geld zu verdienen.« Mehr oder weniger jedenfalls, fügte er in Gedanken hinzu und dachte dabei an Leonardo uns seine Freiheitskämpfer.

»Sieh es so: Jetzt hast du auch keine andere Wahl«, erwiderte Domador grimmig. »Du brauchst sowieso etwas Neues zum Anziehen. Mit diesem blutdurchtränkten Hemd kannst du nicht rumlaufen.«

Betreten schaute Javet zu dem Haufen Stoff, der etwas abseits lag. Schnell sah er weg und blinzelte die Tränen weg, die kurz davor waren, runterzulaufen. Er konzentrierte sich auf die Aufgabe, die vor ihm lag. »Also etwas zu essen und zu trinken und neue Kleidung. Noch etwas?«

»Fürs Erste reicht das.« Domador winkte ihm zu, damit er ihm aus der Höhle hinaus folgte. Zusammen gingen sie den steilen Berghang seitlich hinunter und stützten sich teilweise mit den Armen an den größeren Felsen ab, um nicht hinzufallen. Bald wurden die Schatten wieder länger und sie waren dazu gezwungen, eine Pause einzulegen. Javet wusste, dass immer noch das Risiko bestand, dass einige Triglaza zurückgeblieben waren, aber er war viel zu müde von der langen Flucht.

Pazifik - VerbanntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt