Achtung! Dies ist der zweite Band der Pazifik-Trilogie! Ihr solltet vorher »Pazifik - Verfolgt« gelesen haben.
Nur mit viel Glück und der Hilfe der Magierin Marielle ist Javet vor siebzehn Jahren mit dem Leben davongekommen, als König Miro seinen ei...
Wir haben Geld fürs Hungerland gespendet, nun kann seine Regierung von uns Panzer kaufen.
Manfred Hinrich
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Råtne lag noch weiter nördlich als Javet erwartet hatte. Zwar waren sie auf schnellen Pferden unterwegs und rasteten nur zum Schlafen, aber die Reise dauerte insgesamt trotzdem fast zwei Wochen.
Ob Domador und Sera mich wohl mittlerweile schon verfolgen?, überlegte Javet, als sie durch das Stadttor ritten. Haben sie irgendwie rausgefunden, wo ich hin bin? Oder sind sie auf eigene Faust ins Westland aufgebrochen, um nach Guangshu zu suchen? Er schüttelte diese düsteren Gedanken ab und warf Annie einen unauffälligen Seitenblick zu. Das Mädchen hatte die ganze Reise über so viele Male gelächelt, dass Javet allein beim Gedanken daran gute Laune bekam. Sie schien voll und ganz von der Idee der Freiheitskämpfer eingenommen und begeistert zu sein. Mit Vergnügen hatte sie sogar einige nordländische Worte gelernt, die Aveline und Ethem ihr beigebracht hatten.
»Dort lang«, bestimmte Leonardo und deutete auf eine abgelegene Gasse, die von der Hauptstraße abzweigte. Er und Peter mussten sich bestens in Råtne auskennen, da sie selbst viele Jahre hier gearbeitet hatten. Das bewiesen sie, indem sie die anderen durch ein Gewirr aus Gassen führten, in denen Javet schon bald die Orientierung verlor. Nach einigen weiteren Abzweigungen hielten die zwei Männer an und bedeuteten den anderen, abzusteigen.
»Hier habe ich früher gelebt«, erklärte Leonardo Javet und Annie auf Ostländisch und deutete auf eine schmale Tür, die schon schief in den Angeln hing und links und rechts von den dicken Säulen der Nebengebäude eingequetscht wurde, sodass sie fast nicht zu sehen war. Der Mann zeigte nun die Gasse entlang, an deren Ende ein heruntergekommenes Haus stand. Eine klapprige Metallleiter war an der Vorderseite befestigt und führte hinauf aufs Dach. »Das war mein Weg zur Arbeit. Eine Abkürzung. Von dort aus ist das Anwesen des Stadthalters bestens zu sehen. Wenn ihr beide dort reingekommen seid, müsst ihr, wie abgesprochen, ein Fenster öffnen und eine Kerze in dessen Nähe aufstellen, damit wir wissen, welches das richtige ist.«
»Und wenn es eins im zweiten Stock ist?«, fragte Javet.
»Kein Problem«, grinste Peter. »Wir alle sind gut im Klettern.« Die anderen vier Freiheitskämpfer nickten zustimmend.
»Um ins Haus des Stadthalters zu kommen, müsst ihr euch als Diener ausgeben«, sagte Leonardo und wiederholte den Plan, den er ihnen während der Reise zurecht gelegt und erklärt hatte. Er wandte sich an den Mann namens Demetrios und befahl auf Nordländisch: »Hol die Kleider.« Der Hüne nickte und verschwand in Richtung der schmalen Tür. Bald darauf kam er zurück und reichte Leonardo zwei Stoffbündel.
»Das ist für dich.« Eines davon gab er Annie. »Und das für dich.« Javet bekam das zweite Bündel und faltete es auseinander. Die Kleidung war zerschlissen und an mehreren Stellen befanden sich Flicken.