19. Kapitel

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Es ist Betrug, auf reichliche Belohnung zu hoffen bei geringen Verdiensten. Es ist Hinterlist, nach Ruhm und Reichtum zu streben ohne Verdienste. Den Weg des Betruges und der Hinterlist geht ein anständiger Mensch nicht.

Lü Bu We

»Zieht euch um«, befahl Leonardo

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»Zieht euch um«, befahl Leonardo. Es waren drei Tage seit ihrer Ankunft in Råtne vergangen und nun war es wohl soweit. Nachdem Demetrios, der früher ein Schmied gewesen war, ihnen wertvollen Schmuck besorgt und Peter ihnen den normalen Weg zum Haus des Stadthalters gezeigt hatte, waren alle wichtigen Sachen erledigt.

»Aveline hat gesehen, dass die ersten Diener schon zurückkehren. Ihr solltet euch beeilen, bevor die Türen bei Sonnenuntergang geschlossen werden. Mischt euch so unauffällig wie möglich zwischen sie.«

Javet und Annie zogen sich in verschiedenen Ecken des winzigen Raumes um, während die Freiheitskämpfer draußen auf sie warteten. Er musste sich zusammenreißen, um nicht doch einen schnellen Blick hinter sich zu werfen. Das gehört sich nicht, ermahnte er sich und zupfte an dem geflickten Ärmel seines Oberteils. Der Stoff war grob und kratzte unangenehm auf seiner Haut. Zuletzt zog er sich die Handschuhe an, die Leonardo ihm gegeben hatte.

Er wartete kurz, bis er hinter sich kein Kleidergeraschel mehr hörte und drehte sich dann um. Annie sah selbst in dieser heruntergekommenen Kleidung wunderschön aus. Sie trug ein Kleid, über dessen Vorderseite eine bläulich eingefärbte Schürze hing. Die schwarzen Haare fielen ihr leicht in die Augen. Sie wechselten ein Lächeln und gingen dann gemeinsam hinaus.

»Hier ist der Schmuck«, sagte Demetrios auf Nordländisch und drückte ihnen jeweils einen kleinen Beutel in die Hand. Als Javet ihn öffnete, sah er blitzende und funkelnde Ringe, von denen einige mit Edelsteinen bestückt waren. Er wollte gar nicht wissen, wie viel sie gekostet hatten. Schnell band er ihn sich an den zerschlissenen Gürtel.

»Bis später«, verabschiedete er sich von den Freiheitskämpfern. Annie umarmte sogar Aveline, bevor sie ihm in das Gassengewirr hinaus folgte. Der Teil von Råtne, in dem Leonardo früher gewohnt hatte, war bekannt für seine zwielichtigen Gestalten und Taschendiebe. Daher hielten sie sich immer in der Mitte der Straße und gingen so schnell sie konnten. Sobald sie zu der Stelle kamen, wo die letzte Gasse in die Hauptstraße überging, blieben sie stehen und warteten.

»Siehst du irgendeinen Diener?«, fragte Javet Annie leise.

Das Mädchen schwieg eine Weile, deutete dann auf einen Jungen, der einen schweren Korb voller Früchte auf dem Rücken trug. »Da! Er sieht so aus als würde er zum Stadthalter gehören. Früchte brauchen viel Wasser, sind also teuer. Wahrscheinlich hat er sie im Auftrag des Stadthalters gekauft und ist jetzt auf dem Weg zurück.«

»Sollen wir ihm jetzt schon folgen?«

»Ja. Schau mal, dahinten kommen noch weitere Diener. Alle gehen in dieselbe Richtung.«

Pazifik - VerbanntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt