Man soll tun, was man kann, einzelne Menschen vom Untergang zu retten.
Johann Wolfgang von Goethe
Die Reise verlief ohne Zwischenfälle. Mehrmals mussten sie jedoch Halt in einigen Dörfern machen, um ihren Wasservorrat aufzufüllen. Qing Xin hatte erstaunlich viele Münzen dabei, war vielleicht sogar reich, und beharrte darauf, selbst für all ihren Proviant zu bezahlen. Javet wunderte sich über gar nichts mehr, was diesen seltsamen Westländer anging. Er konnte offenbar nicht nur seine Muttersprache und Ostländisch sprechen, sondern auch noch andere Sprachen. Eine Nacht verbrachten sie am Lagerfeuer eines Wasserhändlers, der etwas anderes als Westländisch sprach. Sein Name war anscheinend Heuleum.
»Es ist ihm eine Freude, euch kennenzulernen«, übersetzte Qing Xin. »Er sagt, dass es lange her ist, seit er einen Ostländer gesehen hat.«
Javet lächelte leicht gequält. Die hellen Flammen des Lagerfeuers brannten ihm in den Augen.
»Und einen wie Euch hat er noch nie gesehen«, wandte Qing Xin sich an Domador. »Aber er hat gehört, dass es im Nordland Menschen gibt, die Euch ähneln. Er möchte wissen, aus welchem Dorf Ihr kommt. Vielleicht kann er seinen Weg so anpassen, dass er dort Wasser vorbeibringt.«
»Er würde sich sehr wundern, wenn ich ihm sage, dass ich aus einer Stadt auf dem Kontinent komme«, grollte Domador. Er misstraute Qing Xin immer noch, obwohl der Westländer ihm gegenüber bisher nie feindselig gewesen war. »Und das übersetzt du besser nicht. Denke dir was anderes aus.«
Der Westländer hielt kurz inne, bevor er sich mit einem freundlichen Lächeln an Heuleum wandte und etwas sagte. Die beiden wechselten noch einige Worte, bevor der Wasserhändler aufstand und zu seinem Wagen ging, auf dem mehrere Fässer und Tonkrüge gestapelt waren. Einen davon öffnete er und schüttete etwas Wasser in einige Metallbecher, die er ihnen reichte.
»Als Dank für das nette Gespräch«, erklärte Qing Xin. »Er wird sich jetzt schlafen legen.« Sein ruhiger Blick richtete sich auf Domador. »Und du hast Zeit, mir von deinem Volk zu berichten.«
Javet sah leicht besorgt zwischen den zwei Männern hin und her. Aber wenigstens lenkt es mich von dem grellen Lagerfeuer ab.
Domador seufzte und richtete sich etwas auf dem Stein auf, auf dem er saß. »Nun gut«, hob er an und erzählte dem Westländer das, was Javet bereits wusste. Dass selbst nach dem Großen Krieg noch einige Menschen auf dem Kontinent lebten. Dass es dort allerdings mehr Gefahren in Form von Untieren und Strahlung gab und Hölle dem Untergang geweiht war. Er erzählte auch von Javets Versprechen, sie alle in den Pazifik zu führen, sobald er König war und sie geheilt waren. Schließlich kam er zu den Triglaza und Qing Xin nickte langsam, als er verstand, wie dringend sie seine Hilfe brauchten. Gleichzeitig wirkte er jedoch wenig begeistert. Sein Gesicht war eine ausdruckslose Maske, aber in seinen Augen stand eine unsagbare Traurigkeit.
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Pazifik - Verbannt
FantasyAchtung! Dies ist der zweite Band der Pazifik-Trilogie! Ihr solltet vorher »Pazifik - Verfolgt« gelesen haben. Nur mit viel Glück und der Hilfe der Magierin Marielle ist Javet vor siebzehn Jahren mit dem Leben davongekommen, als König Miro seinen ei...