Weil ich ohne Groll und Klage
Dies Geschick des Lebens trage
Und den Sturm zur Ruh' beschwor:
Meint ihr, daß ich drum vergessen,
Was ich einst so reich besessen,
Was ich, ach, so früh verlor?/
Zwar die Tränen sind zergangen,
Zu des Tags bewegtem Prangen
Lernt' ich lächeln wie vorher;
Doch geräuschlos, tief im Herzen,
Gehn die nie verwundnen Schmerzen
Wie ein leiser Strom durchs Meer.
Emanuel Geibel
Javet wurde von lauten Schreien aus seinem Schlaf gerissen. Ruckartig setzte er sich auf und schaute sich suchend nach Annie um. Sie war bereits aufgestanden und umklammerte die Fensterläden, blickte voller Entsetzen nach draußen. Zwei Tage waren vergangen, nachdem sie in Vegg angekommen waren, also würde Båt sie heute ins Grenzland übersetzen, wenn sie sich nicht anders entschieden. Natürlich hatten sie das nicht. Noche ging es immer besser und Javet überlegte schon, wie er Fährmann davon überzeugen konnte, den Hengst zusammen mit ihnen auf die andere Flussseite zu bringen. Doch jetzt schienen sie ganz andere Probleme zu haben.
Blitzschnell sprang Javet aus dem Bett und eilte zu Annie ans Fenster. Die Schreie ließen nicht nach, wurden sogar noch wilder und angsterfüllter. Menschen rannten durch die Straßen als wären sie auf der Flucht vor jemandem. Oder etwas. »Was ist hier los?«, fragte er verwirrt.
»Da sind Monster«, hörte er Annie keuchen. »Sie haben Metallklumpen in ihren Gesichtern und eine zweite Haut! Sie jagen die Menschen im Dorf!«
»Es gibt keine Monster«, sagte Javet, wurde jedoch sofort eines Besseren belehrt. Die Tür eines Hauses öffnete sich und ein Mann wurde achtlos auf die Straße geworfen, wo er reglos liegen blieb. Hinter ihm tauchte ein seltsames Wesen auf. Es ging aufrecht auf zwei Beinen wie ein Mensch, doch der Kopf war von einer Art zweiter Haut überzogen. Durch den vorderen, durchsichtigen Teil war zu sehen, dass sein Gesicht zur Hälfte aus Metall bestand. Es gab keinen Laut von sich, brüllte nicht, schrie nicht, kreischte nicht, denn es hatte scheinbar keinen Mund. Javet spürte, wie er vor Schreck erbleichte. Was ist das? Kommt es aus dem Grenzland?
Plötzlich wurde die Tür ihres Zimmers aufgerissen. Båt stürzte herein. Sein Gesicht war zu einer Maske der Angst verzerrt. In seinen Händen hielt er ein Messer, das er anscheinend aus seiner Küche geholt hatte, wo sie jeden Morgen gefrühstückt hatten.
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Pazifik - Verbannt
FantasyAchtung! Dies ist der zweite Band der Pazifik-Trilogie! Ihr solltet vorher »Pazifik - Verfolgt« gelesen haben. Nur mit viel Glück und der Hilfe der Magierin Marielle ist Javet vor siebzehn Jahren mit dem Leben davongekommen, als König Miro seinen ei...