Achtung! Dies ist der zweite Band der Pazifik-Trilogie! Ihr solltet vorher »Pazifik - Verfolgt« gelesen haben.
Nur mit viel Glück und der Hilfe der Magierin Marielle ist Javet vor siebzehn Jahren mit dem Leben davongekommen, als König Miro seinen ei...
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Javet hatte Ngome noch nie aus einer solchen Nähe gesehen. Die Stadt wirkte wie eine einzige, gigantische Festung. Hohe Mauern, hinter denen die Dächer der Häuser kaum auszumachen waren. Nur das oberste Stockwerk von Burg Fedha war klar und deutlich zu sehen. Mein Geburtsort, dachte er und spürte einen Stich in der Brust. Meine Heimat. Zamani ist nie meine Heimat gewesen. Ich gehöre hierher.
Zu seiner Überraschung standen auf den Mauern keine Krieger, die das kleine Heer aus etwa zweihundert Reitern und ihren Höllenrössern mit Pfeil und Bogen ins Visier nahmen. Alles wirkte vollkommen still. Fragend schaute Javet zu Domador hinüber, der mit ihm, Qing Xin, Estrella und Aguarde an der Spitze ritt. Sein neuer Metallarm glänzte in der Sonne wie neu. Javet musste sich immer noch an diesen Anblick gewöhnen. Nach Hierros und Seras Tod war Domador zwar wieder etwas abgekühlt, begegnete ihm aber weiterhin mit abweisender Feindseligkeit. Es war, als wäre die Zeit direkt nach ihrem Kennenlernen wieder eingekehrt. Als er ihm die Schuld für Muertes Tod gegeben hatte.
»Wir werden erwartet«, rief Domador Javet zu, als ihre Blicke sich begegneten.
»Wie können wir erwartet werden, wenn niemand auf den Mauern...?«
Bevor er seinen Satz zu Ende bringen konnte, setzten die Flügel des Stadttores sich langsam in Bewegung und öffneten sich. Sharaf lässt uns rein? Gibt er auf? Das glaube ich nicht. Erneut sah er fragend zu Domador hinüber, der das Tor finster anstarrte. Ohne es aus den Augen zu lassen, brüllte er den Reitern hinter sich etwas zu und trieb Sult dann vorwärts. Er hatte den schwarzen Hengst aus irgendeinem Grund nicht gegen ein Höllenross ausgetauscht. Das kleine Heer folgte ihm in die Stadt hinein. Javet blieb dicht an der Seite des Kriegers mit dem Metallarm.
Die Straßen waren seltsam leer. Egal, wohin er blickte, kein Mensch war zu sehen. Sogar in den Häusern schien niemand zu sein. Sind sie alle geflohen?, überlegte Javet und erinnerte sich an das Gespräch am Urberg zurück, das er belauscht hatte. Aber so viele Hellhäutige kann es in Ngome doch gar nicht geben! Wohin sind sie alle verschwunden?
Je weiter sie kamen, desto unheimlicher kamen Javet die leeren Gassen und Gebäude vor. Da keiner von ihnen sich in der Stadt auskannte, folgten sie einfach der breiten Straße, die ins Herz von Ngome zu führen schien. Bald schon tauchte vor ihnen Burg Fedha auf. Sie war es. Unverkennbar. Die vier Türme an den Ecken, die roten Ziegelsteine, die ordentlich aufeinander gestapelt waren, die zwei Stockwerke. Eine Brücke führte über einen ausgehobenen Graben vor der Burgmauer. Davor blieb Domador stehen und alle anderen taten es ihm gleich.
»Was ist hier los?«, fragte Javet den Krieger. »Ich dachte, Sharaf wollte mich töten? Warum lässt er uns jetzt einfach so in Ngome einmarschieren? Wo sind alle Bewohner hin?«
Domador antwortete nicht, sondern musterte mit zusammengekniffenen Augen die Mauer vor sich. Plötzlich rief Estrella etwas und deutete auf eines der Dächer der Burg. Im selben Moment tauchte ein schwarz gekleideter Mann dort auf. In der Hand hielt er einen seltsamen Gegenstand, der im Sonnenlicht metallisch aufblitzte. Mit der verlängerten Seite schien er damit auf Javet zu zielen. Der Junge reagierte blitzschnell, zog an Hong Tuzis Zügeln und wirbelte ihn so herum. Es gab einen lauten Knall und direkt vor den Hufen des Hengstes flogen plötzlich Steinsplitter durch die Luft. Zum Glück trafen sie nichts und er hatte Hong Tuzi gut genug unter Kontrolle, sodass er nicht zurückwich, aber im Pflaster blieb ein ungewöhnlich tiefes und fast perfekt rundes Loch zurück.