49. Kapitel

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Der Zweifel am Siege entschuldigt nicht das Aufgeben des Kampfes.

Marie von Ebner-Eschenbach

Deswegen hat Sharaf sich so seltsam verhalten, schoss es Javet durch den Kopf

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Deswegen hat Sharaf sich so seltsam verhalten, schoss es Javet durch den Kopf. Er hat nur Zeit geschunden! Zeit geschunden, bis die Armee des Südlands in Ngome ankommt! Jetzt sind Domadors Leute zwischen Burg Fedha und dem Eingang der Stadt in die Enge getrieben!

Das Entsetzen breitete sich in ihm aus wie ein heißes Feuer. Im selben Moment griff einer der Garderitter ihn an. Gerade noch schaffte er es, sein Schwert zu heben, um den Hieb abzuwehren. Metall krachte auf Metall. Annie wurde ihm fast aus der Hand geschleudert, aber er hatte dazugelernt. Mit aller Kraft hielt er den Griff umklammert, schwang das Handgelenk zur Seite, sodass das Schwert des Garderitters an seiner Klinge abglitt. In der kurzen Sekunde des Durchatmens zog Javet sich zurück.

Er versuchte, hinter eine der Säulen zu kommen, die entlang des Teppichs aufgereiht waren. Die massigen Konstruktionen reichten vom Boden bis zur Decke und versteckten ihn vor den Blicken der meisten Anwesenden. Und vor der Schusslinie der Schlossole, die von der Armlehne des Throns verschwunden war. Keuchend lehnte er sich mit dem Rücken gegen den kalten Stein. Plötzlich erklangen vom Flur vor dem Thronsaal laute Rufe und Schreie. Erleichtert sah Javet, dass Domadors Leute sich mit gezogenen Waffen nun ebenfalls in den Kampf stürzten. Einige der Garderitter schienen nur darauf gewartet zu haben und schwangen ihre Schwerter.

»Javet!«, ertönte die herrische Stimme von Sharaf. »Javet! Du kannst nicht entkommen! Warum versteckst du dich? Bist du kein König? Lass uns um den Thron kämpfen! Nur wir zwei!«

Javet glaubte, jeder hier müsste seinen lauten Herzschlag hören. Eine heftige Panik kam in ihm auf. Sein Atem ging immer schneller und schneller. Seine Hände zitterten. Vor seinen Augen tauchten wieder die Bilder vom Urberg auf. Es war genau so wie dort. Die Schreie, das Klirren der Schwerter, das Geräusch von dumpf zu Boden fallenden Körpern. Der Geruch von Schweiß und Blut hing in der Luft. Und von... Feuer? Aber hier brannte doch nichts! In seinen Gedanken vermischten sich die Bilder der Vergangenheit und der Gegenwart. Verzweifelt schüttelte er den Kopf.

»Javet!«, rief Sharaf erneut. Seine Stimme war diesmal näher. 

Wo ist er? Zielt er schon mit der Schlossole auf mich? Er versuchte, sich zusammenzureißen, obwohl er immer noch schwer atmete. Vorsichtig lugte er an der Säule vorbei. Alle Garderitter waren in einen Kampf gegen einen oder mehrere der Krieger aus Hölle verwickelt. Er entdeckte Domador, der mit schmerz- und hassverzerrtem Gesicht auf den Mann einschlug, der ihm beim Urberg den Schwertarm geraubt hatte. Sie wirkten einander ebenbürtig. Estrella kämpfte wie eine Wilde, teilte blind Hiebe nach allen Seiten aus, die Augen ein Tor zur Hölle. Qing Xin hingegen arbeitete sich mit geschickten Bewegungen in Richtung Flur vor und verschwand dann aus dem Thronsaal. Der Saum seines schwarzen Gewandes und der Schleier vor seinem Gesicht flatterten, als er den Kriegern zur Hilfe eilte, die wahrscheinlich draußen gegen die Armee aus dem Südland kämpften.

Pazifik - VerbanntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt