Wir wollen keine halben Taten,
Wir wollen keinen halben Mut.
Soll unsre Sache je geraten:
Hinein dann in des Kampfes Glut.
Franz Eichert
Javet wusste, dass es so weit war, als die Garderitter nacheinander Leonardo, Peter und Aveline aus ihren Zellen holten und den Gang an ihm vorbei zur Treppe stießen, die aus dem Kerker führte. Allen dreien waren Ketten angelegt worden, die jedoch nicht so robust und schwer wie die von Hilgard zu sein schienen. Trotzdem schepperten sie bei jedem Schritt, wenn sie über den steinernen Boden gezogen wurden. Von den dreien sah Leonardo am schlimmsten zugerichtet aus. Sein Hemd war an der Seite vollständig mit Blut getränkt. Offenbar war seine Wunde in keiner Weise versorgt worden.
»Hilgard«, flüsterte Javet durch die Lücke zur Nachbarzelle. »Das sind die, mit denen ich hier unten gelandet bin. Ich werde auch bald geholt werden. Jetzt sag mir schon deine Idee! Wie kann ich gegen den Berserker gewinnen?«
In der Nachbarzelle regte sich erst nichts. Javet dachte schon, Hilgard würde schlafen oder ihn absichtlich überhören, als sie doch noch antwortete. Ihre Stimme war leise und schwach, als hätte sie keine Kraft mehr. Das Gesicht tauchte jedoch nicht in der Lücke auf. »Leonardo war der mit der Wunde, oder?«
»Ja«, antwortete Javet. »Aber was hat das mit deiner Idee zu tun?«
Gehetzt blickte er durch das Gitter auf den Gang hinaus. Er hörte schon, dass ein Garderitter sich seiner Zelle näherte.
»Verdammt, Hilgard!«, zischte er. »Willst du mich in den Tod schicken? Ich dachte, ich wäre dein Schlüssel zur Freiheit!«
»Alles wird gut. Mach dir keine Sorgen«, ertönte die gepresste Stimme des Mädchens.
Ich soll mir keine Sorgen machen? Im selben Moment erschien der Garderitter, den er bereits gehört hatte, vor seiner Zelle. Nacheinander schloss er alle Schlösser auf und öffnete die Tür. Javet wich ein Stück zurück, obwohl er wusste, dass das wahrscheinlich nichts bringen würde. Eher würde er den Mann damit dazu provozieren, ihn zusammenzuschlagen, weil es dann so aussah, als würde er nicht freiwillig mitkommen. Sein Herz klopfte wie verrückt, als er sich dazu zwang, still zu stehen, während der Garderitter ihm die Ketten anlegte und ihn mit kräftigem Griff am Oberarm packte, in Richtung Treppe stieß.
Mehrmals stolperte Javet fast über die hinter ihm her schleifenden Ketten. Der Garderitter zerrte ihn durch Flure, schmale und breite, und dann in Richtung eines großen Hofs, den er durch die Fenster zuvor schon gesehen hatte. Zu seiner Überraschung überquerten sie ihn aber und verließen die Burg über eine Zugbrücke. Links und rechts davon war ein Graben ausgehoben, in dem jedoch kein Wasser war. Stattdessen ragten spitze Metallpfähle aus dem Boden, bereit, jeden aufzuspießen, der versuchte, den Graben nicht über die Zugbrücke zu überqueren.
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Pazifik - Verbannt
FantasyAchtung! Dies ist der zweite Band der Pazifik-Trilogie! Ihr solltet vorher »Pazifik - Verfolgt« gelesen haben. Nur mit viel Glück und der Hilfe der Magierin Marielle ist Javet vor siebzehn Jahren mit dem Leben davongekommen, als König Miro seinen ei...