Der Sturz

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15. April 2003
Clara's Sicht

„Okay, aber nur noch eine Runde", meinte Stefan. Er konnte zu meinem Schmollmund nie nein sagen. Ich lachte und lief schon los. Als Stefan sich zur Wand drehte und noch einmal zählte.

Diesmal würde ich mir ein schwereres Versteck suchen, dachte ich mir und lief noch schneller. Ich spürte den Wind durch mein braunes Haar wehen und lachte wieder.

Ich lief immer weiter, so dass ich schon tief im Wald war. Dort lehnte ich mich an einen Baum und wartete. Hier würde er mich nicht so leicht finden.

Ich atmete schnell und musste aufpassen, etwas leiser zu atmen. Da sein Vampirgehör echt unfair war. Doch er war, wenn schon so fair und benutzte seine Vampirgeschwindigkeit nicht, anderes als Damon.

Dafür trug Damon mich manchmal, wenn er in seiner Vampirgeschwindigkeit lief. Er zeigte mir sein Vampirfähigkeit immer wieder. Auch wenn er mich noch nie zu einer seiner Jagden mitgenommen hatte. Er meinte immer, es sei nicht für Kinderaugen geeignet. Bestimmt gab es da viel Blut. Trotzdem wäre ich gerne einmal dabei. Ich fand das Vampirleben einfach bewundernswert.

Ich liebte all die coolen Vampirfähigkeiten, die Damon und Stefan besaßen. Auch wenn Stefan mir nicht oft seine Fähigkeiten zeigte. Er meinte immer, ich solle wie ein normaler Mensch aufwachsen. Öde, ein Menschenleben ist einfach öde und ich fände es schrecklich, wenn ich wie alle anderen Leute, nicht über Vampire Bescheid wüsste. Vampire sind das coolste überhaupt.

Am liebsten wäre ich selbst einer. Doch wenn man verwandelt wird, bleibt man für immer in diesem Alter. Deshalb sollte ich eher noch etwas größer werden. Denn ein neunjähriger Vampir wäre etwas zu jung. Ich kicherte bei der Vorstellung.

Aber irgendwann wollte ich auf jeden Fall ein Vampir werden und wenn es so weit war würde ich Damon fragen, ob er mich verwandelt. Bestimmt würde er ja sagen. Ich meine, er will mich bestimmt nicht verlieren und außerdem liebt er ja selbst sein Leben als Vampir.

Ich bewunderte ihn wirklich. Er war so cool und immer für mich da. Aber auch Stefan war immer für mich da. Auch wenn ich ihn, im Gegensatz zu seinem Bruder Damon, für einen langweiligen Vampir hielt. Immerhin ernährte Stefan sich auch von Tierblut, statt Menschenblut. Aber für was? Man konnte ja auch aus Blutbeuteln trinken, was Damon oft tat.

Aber nein, Stefan will sich ja von Eichhörnchen und Kaninchen ernähren. Ich kicherte wieder kurz. Es war immer total lustig, wenn Stefan auf die Jagd in den Wald ging und Damon so etwas wie, grüß die Eichhörnchen von uns oder viel Spaß mit den Kaninchen, sagt. Oder manchmal, wenn Stefan nach Hause kam, meinte Damon auch oft spaßhalber, sind dir die Kaninchen heute davon gehoppelt. Ich fand diese Sprüche immer total witzig und musste immer lachen, wenn Damon seinen Bruder wieder aufziehen wollte.

Ich liebte die zwei echt und auch Zach hatte ich ganz doll lieb. Alle drei zusammen waren die wichtigsten Menschen in meinen Leben. Sie waren meine Familie.

Ich saß immer noch wartend da, dass Stefan mich fand, als mir langweilig wurde. Wo blieb er den? War es so schwer als Vampir mich zu finden? Mir wird es langsam zu öde zu warten.

Ich lehnte meinen Kopf an den Baumstamm und sah nach oben zum Blätterdach. Da kam mir eine Idee. Vielleicht würde ich ihn von dort oben entdecken und ich hätte eine Beschäftigung. Ich war noch nicht oft auf Bäume geklettert, aber es war ein Versuch wert.

Vorsichtig versuchte ich auf den Baum zu kommen und schaffte es auch ziemlich gut. Doch nach den ersten neun Metern, griff ich nach dem nächsten Ast und er brach ab. Ich rutschte ab und schrie kreischend auf, als ich in die Tiefe fiel.

Jetzt war es vorbei, war mein einziger Gedanke. Ich kniff die Augen zusammen und schrie einfach nur. Ich hatte schreckliche Angst, dass das jetzt mein Ende sei und das nur weil ich so dumm war auf einen morschen Baum zu klettern. Wäre ich doch einfach am Boden sitzen geblieben und hätte gewartete.

Gerade dachte ich mir, jetzt würde ich jeden Moment aufschlagen, da hörte ich einen Windstoß. Ich spürte auf einmal Arme die mich auffingen und krallte mich an meinen Retter fest.

Ich atmete stoßweise aus und öffnete vorsichtig meine Augen. Ich blickte in die eisblauen Augen von Damon und atmete erleichtert auf. Mein Retter...

Ich krallte mich noch etwas fester an seine schwarze Lederjacke. Ich sah immer noch vor mir, wie ich ausrutschte und fiel. Es hätte mein Ende sein können, doch dank ihm lebte ich noch.

Geschockt sah mich Damon an und fragte mich wütend: „Wie konntest du mir nur so einen Schrecken einjagen? Da verlasse ich gerade das Haus und das erste was ich höre ist dein Schrei." Jetzt tauchte auch Stefan neben uns in Vampirtempo auf.

Als er mich erblickte, atmete er erleichtert auf. „Es tut mir so leid", murmelte ich und Tränen kamen mir. Ich hatte solche Angst gehabt zu sterben. Ich vergrub mein Gesicht in Damons T-Shirt, um mein Schluchzen zu dämpfen.

„Ist ja schon gut", beruhigte er mich sanft und meinte: „Ich hatte solche Angst, dir könnte etwas passiert sein. Schon allein der Gedanke." Ich schluchzte: „Ich wollte das nicht..." „Ich weiß", murmelte er beruhigend und fügte hinzu: „Alles ist gut."

Ich schniefte kurz und sah in seine eisblauen Augen. „Danke", murmelte ich. „Tu mir einen Gefallen, pass beim nächsten Mal besser auf", bat er mich. Ich nickte leicht. „Ich werde nicht immer da sein können um dich zu beschützen", fügte er hinzu. Er hatte Recht, er konnte nicht immer rechtzeitig zur Stelle sein.

„Gehen wir nach Hause. Das war für einen Tag Aufregung genug", meinte jetzt Stefan und Damon nickte zustimmend. Doch bevor wir los gingen, schaute Damon noch kurz zu mir und fragte: „Soll ich dich nach Hause tragen?" Ich nickte und wischte mir die Tränen aus den Augen. Ich war noch zu geschockt um selbst zu gehen. Er lächelte mir noch kurz aufmunternd zu und dann machten wir uns zu dritt auf den Weg nach Hause.

Vom Schicksal gezeichnetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt