Nevraiel
Es war kalt und vom weichen Boden, auf dem ich lag, drang die Feuchtigkeit durch meine Kleider. Die Geräusche, welche ich vernahm, waren mir fremd. Auch die Gerüche konnte ich nicht zu ordnen. Vorsichtig setzte ich mich auf, hielt meinen Kopf, da sich alles drehte und wartete einen Augenblick. Als ich klar sah, erkannte ich im Licht des Mondes und der Sterne meine Umgebung. Ich lag in einer Ruine, von der nur noch ein Teil der Wände sowie ein paar vereinzelte Säulen übrig geblieben waren. Ich richtete mich auf, wagte mich eins zwei Schritt aus dem Schutz hinaus. Um mich gab es nichts als Bäume, dicke Stämme deren Ende ich nicht ausmachen konnte. Es raschelte im Unterholz, meine Hände legten sich auf die Knäufe meiner Schwerter. Leise flüsterte ich die Namen meiner Freunde, doch keiner antwortete. Ich war ganz alleine, in einem dunklen mir fremden Wald. Plötzlich schoss etwas zwischen den Bäumen hervor auf mich zu. Ich liess mich zu Boden fallen und das Ding flog über mich hinweg. Schnell sprang ich auf und zog meine Schwerter. Das Ding war eine eklige Spinne. Riesig, mit acht langen, behaarten Beinen, mehreren Augen und zwei Beisszangen. Natürlich hatte ich schon solche Spinnen gesehen, hatte gegen sie gekämpft, wenn sie mich angegriffen hatten. Doch sie waren ebenso wie ich, Diener der Dunkelheit und somit fielen die Begegnungen meist harmlos aus. Diese hier schien jedoch alles andere als harmlos zu sein. Erneut stürzt sie sich auf mich, ich springe in die Luft, lande hinter ihr und steche zu. Schnell ziehe ich die Schwerter wieder zurück. Geschickt wirbelte ich zwischen den Beinen der Spinne hindurch und hackte sie ihr ab. Schliesslich lag sie am Boden und ich gab ihr den Todesstoss. Eine Spinne allein war kein Problem, meist jedoch jagten sie im Rudel und wo eine Spinne war, würden weitere nicht weit weg sein. Also liess ich die Schwerter zurück in die Scheiden gleiten und machte dass ich fort kam. Ich irrte eine ganze Weile im Wald herum, bis ich endlich auf eine Strasse stiess. Eine gute Strasse, aus gleichmässigen Steinquadern. Von Elbenhand gefertigt, nahm ich an. Dieser Strasse folgte ich, die Sonne ging bald auf, lachte mir entgegen, wärmte meine Haut und trocknete meine Kleidung. Ich vernahm das klappern von Hufen und eine Männerstimme die leise vor sich hin sang. Die Kutsche bog um die Ecke und ich sah ein schönes schwarzes Pferd und ein hochgewachsener Elb, der auf dem Kutschbock sass. Als er mich erblickte hielt er an, musterte mich.
„Guten Morgen, können sie mir sagen wohin diese Strasse führt?“, frage ich höfflich.
„Morgen, ja natürlich. Folgt der Strasse und ihr kommt zum Pelóri-Gebirge, dort findet ihr die Stadt Tirion auf dem Hügel Túna. In dieser Stadt gibt es alles was man so braucht.“
„Vielen Dank. Haben sie vielleicht Legolas gesehen. Kennen sie ihn?“
„Aber sicher, wer kennt ihn nicht. Dieses Jungblut, das immer nach neuen Abenteuer sucht. Gesehen habe ich ihn leider nicht. Doch fragt im Gasthaus zum Weissen Zweig in Tirion. Er ist dort schon oft untergekommen.“
Ich bedankte mich bei dem Elb und ging weiter. Nun wusste ich wo ich war, zumindest in welchen Teil von Arda. Ich befand mich auf dem Kontinent Aman, dem Segenreich. Die unsterblichen Lande der Elben. Hier gewesen war ich noch nie und wahrscheinlich dürfte ich auch gar nicht hier sein. Einem Diener Saurons war dies verwehrt. Bestimmt rechnete auch niemand damit mich hier zusehen. Keiner würde mich erkennen, denn von den Toten kehrt selbst ein Elb nicht mehr zurück. Ich flocht meine Haare zu einem Zopf, wusch das Blut auf meinen Schwertern und meiner Rüstung
in einem nahen Bach ab und setzte dann meinen Weg fort.Liv
Etwas kitzelte mich und ich schlug die Augen auf und blickte in den blausten Himmel, den ich je gesehen hatte. Langsam setzte ich mich auf, ich sass in einer Wiese deren Halme mir, als ich aufstand bis zum Bauch reichten. Ich drehte mich, rief nach meinen Freunden. Doch alles blieb still. Nur der Wind, der warme Luft heran wehte und die Halme tanzen liess, war zu hören. In der Ferne sah ich etwas schillern und ich beschloss dort hin zugehen. Ich kam gut voran, bestaunte meine Umgebung. Je näher ich dem See kam, den unterdessen wusste ich, dass es einer war, desto besser und frischer fühlte ich mich. Blumen wuchsen in allen nur erdenklichen Farben und es wurden immer mehr. Das Gras wurde silbern, die Weiden am Ufer senkten ihre silbernen Häupter vor dem kristallklaren See. Mit grossen Augen und offenem Mund blieb ich stehen und starrte auf die klare Oberfläche. So etwas Schönes und Reines hatte ich noch nie zuvor in meinem Leben gesehen. Meine Hände strichen über die Halme und liebkosten die Blumen. Es war ein Traum, und doch schien alles so Real. Vögel zwitscherten und Frösche quakten, es herrschte Friede und Ordnung. Es schien als wüsste jeder wo er zu sein hatte und was sich gehörte und was nicht. Plötzlich wurde ich aus den Gedanken gerissen, Schritte näherten sich. Vorsichtig drehte ich mich um. Drei Gestalten, deren Haare wie flüssiges Silber über ihre Schulter flossen und die feinen Gesichtszüge umrahmten, kamen auf mich zu. Sie trugen Rüstungen und Waffen bei sich. Ich hob meine Hände um ihnen zu zeigen, dass ich unbewaffnet war. Einer von ihnen trat zu mir heran und fragte mich etwas in einer wunderschönen Sprache, die ich leider nicht verstand. Also zuckte ich fragend mit den Achseln. Da es sich bei den Drein um Elben handeln musste versuchte ich mit Quenya, das ich etwas konnte.
„Ich bin Liv und habe mich verirrt. Ich weiss nicht wo ich bin und was geschehen ist. Bitte tut mir nichts, ich habe keine bösen Absichten eurem Volk gegenüber.“
„Wir haben nicht zu entscheiden was mit dir geschieht. Wir bringen dich zu der Herrin von Lórien.“
Sie nahmen mich in die Mitte und gingen los. Die Gärten waren von einer unglaublichen Pracht und ich vergass vor lauter Staunen, das ich gerade abgeführt wurde. Erst als wir hohe Bäume erreichten, in deren Kronen Lichter brannten, bekam ich langsam Muffensausen. Wir stiegen eine schmale Treppe hoch und ich hielt mich eisern am schmuckvollen Geländer fest. Wie eine Wendeltreppe schraubten sich die Stufen dem Baumstamm entlang in die Höhe, bis unter die Krone. Dort sass auf einem Thron aus Holz, eine Elbe, schöner als der Morgen. Ihr Haar wellte sich sanft bis zu ihrem Po und leuchtete ebenfalls Silbern. Sie trug ein schlichtes weisses Kleid und ein Diadem.
„Wer bringt ihr zu mir?“, fragte sie mit warmer Stimme.
„Sie nennt sich Liv und sie ist keine Elbe, wir fanden sie beim See. Sie behauptet sie hätte sich verirrt.“
„Liv trete vor.“
Ich folgte dem Befehl und trat näher. Ich fühlte mich klein und schäbig in der Gegenwart dieser Schönheit, die ich nun auch erkannte.
„Frau Galadriel es ist mir eine Ehre euch zu sehen. Und bitte verzeiht mir, dass ich ohne Erlaubnis in euer Reich eingedrungen bin. Dies war nicht meine Absicht.“
„Ihr kennt mich, doch von dir habe ich noch nie gehört. Von wo kommst du?“
„Ich komme von der Erde, es ist eine Welt die neben eurer Besteht, was ich bis vor kurzem auch nicht wusste.“
„Ja ich habe von Parallelwelten gehört, doch noch nie ist es einem Menschen gelungen hier her zu gelangen.“
„Wenn ihr erlaubt erzähle ich euch meine Geschichte, doch müsst ihr versprechen sie für euch zu behalten. Und meinen Freunden nicht zu schaden.“
„Geht ich unterhalte mich mit Liv alleine“, sagte sie zu den Elben und sie verschwanden lautlos. Ich erzählte ihr alles. Wie Legolas und Gimli bei uns auftauchten, wie Sera die Erinnerungen zurück bekam und wie wir schliesslich mit Hilfe des Rings hierher gelangten. Galadriel hörte mir aufmerksam zu und staunte wohl nicht schlecht über die Geschehnisse.
„Nun bin ich hier und ich habe keine Ahnung wo die anderen sind“, endete ich schliesslich.
„Nevraiel ist also zurück. Das bringt einige Gefahren mit sich. Es ist wohl kein Zufall das Aman, wie es scheint, seit einiger Zeit nicht mehr so friedlich ist wie es sollte. Und genau jetzt taucht Nevraiel auf. Eine Dienerin Saurons.“
„Sie dient ihm nicht mehr. Bitte sie ist eine neue Nevraiel, sie ist gut.“
„Das glaube ich dir, doch glaube ich, dass in ihr etwas verborgen liegt. Etwas Dunkles und es wird sich anfangen zu regen. Dunkles wird von Dunklem angezogen. Etwas geschieht mit Aman, aber noch ist es mir verborgen. Aber es wird grosse Ausmasse haben. Wer auch immer hinter all dem steckt, hat nichts Gutes im Sinn.“
„Ihr glaubt, dass das Böse hier Fuss fassen wird? Wie kann das sein. Ich dachte Aman sei der Kontinent des Friedens.“
„Nun ja, das war es über viele Jahrtausende. Doch nun, da fast alle Elben Mittelerde verlassen haben und hierhergekommen sind, gibt es Streitigkeiten. Nicht alle Elben teilen dieselben Einstellungen. Aber genug geredet, bestimmt bist du müde. Ruh dich aus und stärke dich. Du bist hier Willkommen solange du bleiben willst. Ausserdem werde ich nach deinen Freunden suchen lassen.“

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Love me till the End
AcakSo das ist eine Herr der Ringe/ Hobbit FF. Sie spielt nach der Herr der Ringe. Die Rückblicke jedoch vor dem Hobbit. Seraphia ist 19. Was sie nicht weiss, sie wurde wiedergeboren. Ihr Leben verläuft ihn normalen Bahnen, sie macht eine Lehre, besucht...