Ich sass im Schneidersitz in meinem Zimmer und starrte auf das Kästchen. Es war aus dunklem Holz, das im Sonnenlicht glänzte, welches durch das offene Fenster hineinfiel. An den Rändern, sowie auf dem Deckel zierten goldige Muster die Schatulle. Es war bestimmt schon das vierte Mal, dass ich einfach nur da sass und versuchte herauszufinden wie man es öffnen konnte. Es gab kein Schloss, nichts. Abgetastet hatte ich es auch schon, ebenfalls ohne Erfolg. Schliesslich stand ich genervt auf, schnappte mir das Kästchen und verliess das Haus. Ich radelte los, liess das Dorf hinter mir und auch das folgende Nachbarsdorf, bis ich den Geisterwald erreichte. Natürlich war dies nicht sein richtiger Name, aber ich und Liv hatten ihn so getauft. Ich fuhr noch ein Stück auf dem Kiesweg in den Wald hinein, dann stieg ich ab und ging zu Fuss weiter. Die Vögel zwitscherten hoch oben in den Baumkronen, eine Amsel hüpfte durch das Unterholz und machte für so ein kleines Ding ganz schön viel Lärm. Ansonsten sah ich kein Tier, ausser ein paar Käfer und Ameisen, deren Strasse ich überquerte. Endlich waren die Bäume und Sträucher wieder grün und ich fühlte mich wie in einer anderen Welt. Der süsse Duft von Blumen stieg mir in die Nase, der typisch erdige Geruch des Bodens, der klebrige Harz. Es war als würde ich den Sommer nicht nur sehen sondern auch riechen. Eine dicke Hummel flog brummend an mir vorbei. Meine Füsse trugen mich vom Weg runter in den Wald hinein. Die Brombeeren schienen heute keine Dornen zu haben, denn ich kam erstaunlich gut vorbei. Am Ende erreichte ich den gewünschten Ort, hier war der Boden überwachsen von Moos. Moos, welches glitzerte, als würden noch Tauperlen daran hängen. In der Mitte befand sich ein kleiner Tümpel, in dessen Wasser sich die Bäume spiegelten und die Frösche ihre Lieder quakten. Ein Fuchs sprang eilig davon, als er mich sah, blieb aber in einiger Entfernung wieder stehen, um mich neugierig zu beobachten. Vorsichtig versuchte ich seinen Geist zu erreichen. Hab keine Angst, ich tu dir nichts. Dann zog ich mich wieder zurück und setzte mich auf das weiche Moos. Ich zog die Knie an und legte meinen Kopf darauf. Es war unglaublich ruhig. Der Fuchs tapste langsam näher zu mir, trank vom Wasser du setzte sich hin. Ich lächelte.
Nach langem hin und her, zog ich mein Handy hervor und wählte Dans Nummer.
„Ja?“, meldete sich eine Männerstimme.
Verdammt, das war nicht Dan.
„Hey ist Dan da?“
„Sera“, Sten klang verwirrt.
„Ja, ist er da?“
„Was willst du von ihm?“
„Geht dich nichts an.“
Ich hörte wie Sten etwas erwidern wollte, doch plötzlich hörte ich nur noch ein Rauschen bis sich Dan meldete.
„Verzeih, Sten ist etwas, naja schlecht gelaunt. Wie kann ich dir helfen?“
So erzählte ich ihm von dem Kästchen ohne Schloss und meinen gescheiterten Versuchen es zu öffnen.
„Vielleicht ist es ein Wort.“
„Ein Wort? Das könnte alles sein.“
„Nein, es muss ein Wort sein, das etwas mit dir zu tun hat. Lass mich überlegen. Hat es Zeichen auf der Kiste?“
„Muster, ich mach ein Foto.“
So kam es, ich machte ein Foto, schickte es Dan. Die Zeit verging, langsam verabschiedete sich die Sonne und die Kälte kroch hervor. Schliesslich rief Dan an.
„Hast du es?“, fragte ich aufgeregt. Oh bitte, bitte, lass es ihn haben.
„Ja. Es ist eigentlich ganz leicht. Du brauchst von deinem Blut, nicht viel, nur ein Tropfen und dann musst du Nevraiel sagen.“ Ich hörte wie Sten etwas rief, aber es schien Dan egal zu sein.
Mein Bluttropfen landete auf dem Deckel. Meine Hand zitterte vor Aufregung.
„Nevraiel“, flüsterte ich. Die Verzierungen bewegten sich, liefen ineinander, langsam hob ich den Deckel an, es klappte!
Auf grünem Samt, lagen eine goldene Kette und daneben ein Zettel. Ich nahm es hoch, faltete es auf. Die Schrift war wunderschön, schwungvoll aber in einer Sprache die ich nicht kannte. Ich wollte schon laut fluchen als sich die Zeichen bewegten. Wie von Geisterhand verschwammen sie vor meinen Augen und auf einmal verstand ich was geschrieben stand.
„Liebe Nevraiel, wahrscheinlich weisst du bereits was du bist, sonst hättest du die Schatulle nicht gefunden. Ich hoffe die Welt, in die ich dich geschickt habe, gefällt dir. Du fragst dich sicher warum ich das getan habe, wie es funktionierte. Meine Grossmutter, schenkte mir einst einen Ring. Ein Ring mit einem Leben. Dieser Ring besass die Kraft, einem Sterbenden ein neues Leben zu schenken. Lange Jahre trug ich ihn, ohne ihn zu gebrauchen, in dieser Zeit traf ich auf Legolas und später auf dich. Wie Legolas glaubte ich an das Gute in dir, das es noch da war. Nicht vollständig überdeckt vom Bösen, dem du dich hingegeben hattest. Aus gutem Grund. Eines Tages, du magst dich nicht daran erinnern, (noch nicht) sprachen wir mit einander. Eine Schlacht stand bevor, ein Kampf von dem du dich zu Recht gefürchtet hast. Denn du unterstütztest unsere Feinde, du wusstest dass in dem Kampf, viele deines Volkes fallen würden. Du sagtest: „Ich werde ehrenvoll streben. Mein Leben für das Leben eines Freundes.“ Mir war klar, dass du dich opfern würdest und der Einzige, der du für würdig hieltst war Legolas. Ihr wart damals gute Freunde, obwohl ihr sehr verschieden wart und euch oft stritten. Ich gab dir meinen Ring in dem Glauben, das er mein Talisman war. Ich hoffe, du kannst mir diese Lüge verzeihen. Ich hatte es aus Liebe zu dir getan, aus Freundschaft und weil du ein besseres Leben verdient hattest. Ich hoffe wir sehen uns eines Tages wieder. Deine Erinnerungen sind in dem Anhänger gespeichert, du brauchst nur noch den Schlüssel und der wird kommen. Irgendwann.“
Ich lass den Brief noch ein Mal bevor ich ihn zurücklegte und die Kette genauer betrachtet. Es war eine feine Goldkette mit einem ebenfalls goldigen Anhänger, in der Form eines Efeublattes. Ich strich darüber, legte sie mir um. Sie war leicht und warm. Ich liebte sie auf anhin.
Mit all diesen neuen Erfahrungen im Kopf machte ich mich auf den Rückweg. Ich konnte es kaum erwarten den Schlüssel zu finden. Zwar fürchtete ich mich vor dem was ich einst war und doch hatte ich in letzter Zeit immer das Gefühl, das ein Teil von mir fehlte.
Ich hoffe es hat euch gefallen.
Glg Gwen
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Love me till the End
De TodoSo das ist eine Herr der Ringe/ Hobbit FF. Sie spielt nach der Herr der Ringe. Die Rückblicke jedoch vor dem Hobbit. Seraphia ist 19. Was sie nicht weiss, sie wurde wiedergeboren. Ihr Leben verläuft ihn normalen Bahnen, sie macht eine Lehre, besucht...