Prolog

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Ich rannte durch den Wald, der Waldboden war weich und feucht vom heftigen Regenschauer, der sich gestern ereignet hatte. Vor mir rannte jemand, ich rief ihren Namen, doch die Frau hörte nicht auf mich. Ihre Füsse trugen sie immer weiter. Obwohl ich sie nur von hinten sah, wusste ich, um wer es sich handelt. Ihre roten Haare brannten sich wie ein Feuer in meine Augen. Vielleicht waren es auch die Tränen, denn tief in mir wusste ich, was kommen würde. Im Laufen dreht sie den Kopf zu mir um. Bemerkte nicht den Schatten, der sich ihr nähert.

„Du enttäuschst mich Le-,“ sie stockte, starrte auf das Schwert das in ihrer Brust stecke. Langsam hob sie den Kopf, blickte mich mit tränenverschleierten Augen an. Sie flüsterte meinen Namen, Blut färbte ihren Umhang rot. Während sie fiel murmelte sie noch etwas, dass sich wie ich liebe dich anhörte. Aber wahrscheinlich spielten mir meine Sinne einen Streich. Mit einem Ruck zog sie das Schwert raus, warf es von sich. Ihr Körper erschlaffte, die Augen waren kalt und starr in die Baumkronen gerichtet. Nun war ich es, der schrie und auf ihren Körper zu rannte. Aber ich kam nicht zu ihm. Egal was ich auch versuchte, so schnell ich auch rannte, die Distanz verringerte sich nicht. Frustriert schrie ich auf.

Ich erwachte durch meinen eigenen Schrei, der in meinen Ohren widerhallte. Es war nur ein Traum versuchte ich mich selbst zu beruhigen. Es stimmte. Sie war tot ja, aber ihr Tod hatte sich nicht so ereignet. Es war eine Version meines Unterbewusstseins und sie zeigte, wie die Schuld mich zerfrass. Nun hielt ich es auf jeden Fall keine Sekunde mehr länger in diesem Zimmer aus. Schnell stand ich auf, schnappte mein Schwertgürtel und schnallte ihn beim Gehen um. Leise verliess ich das Zimmer, um meinen Freund nicht zu wecken. Der Zwerg schlief tief und fest, dabei sabberte er auf seinen Bart und schnarchte wie eine Säge. Wer hätte gedacht, dass ich eines Tages mit einem Zwerg befreundet sein würde. Ich sicher nicht. Doch nun war es so gekommen und ich bereute es keineswegs. Längst waren wir zu einem treuen Gespann geworden und obwohl wir uns wegen jeder Kleinigkeit stritten, mochten wir uns und standen für den Anderen ein. Ich huschte weiter, öffnete die Tür und trat hinaus in die Nacht.

Die Luft war kühl und ein frischer Wind blies mir entgegen. Fahles Mondlicht drang durch die Wipfel und tauchte den Wald in ein silbernes Licht. Blätter raschelten und es knackste im Unterholz. Ab und zu erblickte ich zwei leuchtende Augen, die mir folgten. Die Luft roch nach Regen, aber auch nach ihr. Der Wald erinnerte mich zusammen mit dem Sternenlicht am meisten an sie. Oh wie sie den Wald geliebt hatte, stets fühlte sie sich dort willkommen. Nicht so wie im Reich meines Vaters. Aufgewühlt gehe ich weiter, beobachtete die Tiere und sie mich. Ich würde diese Welt vermissen wenn ich fort war. Doch ich fand keine Ruhe, selbst hier nicht. Nicht bis ich gefunden habe, wonach sich mein Herz seit  Jahrzehnten verzerrt. Morgen würde ich mit meinem Zwergen Freund gehen. Meine Heimat verlassen und in eine fremde Welt gelangen. In die Menschenwelt, wo es fast keine Magie gab. Ich konnte nur hoffen, dass ich mit meiner Suche Erfolg haben würde. Ansonsten. Nun ja, ansonsten gab es für mich wohl keine Hoffnung mehr.

Love me till the EndWo Geschichten leben. Entdecke jetzt