Kapitel 4 - Die Sinnhaftigkeit der Hoffnung

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20. Juli 2013, BSAA HQ, Atlanta, Georgia – Nordamerika

„Chris?", entgegnete Amelia Lawrence überrascht als er ihr Büro betrat. Sie hatte nicht erwartet den BSAA-Captain an einem Samstagmorgen im HQ anzutreffen. „Was machen Sie hier?"

„Ich wollte mit Ihnen über die Stellung eines Antrags sprechen", eröffnete er.

Amelia zog die Augenbrauen zusammen und bedachte ihn mit Verblüffen. Sie ließ sich tiefer in ihren Bürostuhl gleiten und faltete die Hände ineinander, während sie Redfield anwies sich zu setzen.

„Einen Antrag?", wiederholte sie mit einer Mischung aus Neugierde und Irritation. „Und das konnte nicht bis Montag warten?"

„Nein, es ist dringlich", antwortete der Veteran, was ihre Augen wissbegierig aufblitzen ließen.

„So?", fragte sie scheinheilig, um den Anschein zu wahren, dass es sie nicht allzu brennend interessierte, was es so Wichtiges für den BSAA-Captain gab. „Was kann es so Dringliches geben?"

Chris zückte die Befunde von Rebecca und legte sie Amelia Lawrence vor. Interessiert beugte sie sich vor und besah sich die Unterlagen. Akribisch wanderte ihr Augenmerk über die Zeilen und sie wahrte eine undurchdringliche Mimik.

Amelia Lawrence war eines der Vorstandsmitglieder und somit einer der leitenden Führungskräfte der BSAA. Als Chris damals die BSAA gründete, hatte er davon abgesehen auch nur irgendeinen der Führungsposten zu besetzen. Diplomatie und Bürokratie waren nicht seine Anwendungsbereiche. Er war Soldat durch und durch, der sich nicht mit Politik und Regierungsoberhäuptern zwecks Zusammenschlüsse oder Genehmigung rumschlagen wollte.

Er war bewandert im Umgang mit dem Gewehr, bewies taktische Fertigkeiten auf dem Schlachtfeld und war versiert im Einsatz mit seinen Muskeln. Er war einfach der pragmatische Typ. Er gehörte an die Front und nicht hinter einen Schreibtisch, das war ihm von Anfang an bewusst gewesen. Er hatte die BSAA zwar gegründet, aber hatte anderen den Vortritt gelassen, als es um die Führungsetagen ging, da er dafür gänzlich ungeeignet war.

Es war eine gute Entscheidung gewesen, da Amelia und die anderen Vorstandsmitglieder ihre Sache gut machten. Sie führten ihren Aufgabenbereich souverän und verlässlich aus. Gerade Amelia hatte des Öfteren bereits bewiesen, dass sie über die nötige Contenance und Raffinesse in Sachen Verhandlung und Diplomatie verfügte. Ihre freundliche und zugleich autoritäre Ausstrahlung hinterließ bei allen Eindruck und verschaffte ihr einen guten Draht zu etlichen Regierungen. Außerdem konnte sie knallhart Verhandeln, da sie die herausragende Fähigkeit besaß, eisenharte und blitzschnelle Argumente zu bringen.

Amelia hatte ein rundum starkes Auftreten, der ihr Respekt einbrachte. Sie übte auf viele einen besonderen Effekt der Faszination aus, wodurch es ihr gelang selbst verbissene Politiker zu überzeugen und zu einem Konsens zu bewegen.

Ihr Charisma lag zum Teil auch an ihrem Aussehen. Sie hatte feuerrotes Haar, das in einer seichten Wellenformation aufgebläht über ihre Schulter fiel und wahrlich einem Feuerwall der Inbrunst und des Temperaments ähnelte. Ihre feurige Haarpracht in Kombination mit ihrem Selbstbewusstsein hatte ihr nicht grundlos den Beinamen Feuerhaar eingebracht. Ihre leuchtenden, stechendtiefgrünen Augen waren wie ein strahlender, satter Smaragd inmitten dieser Feuerbrunst, was einen harmonischen Kontrast ergab. Umschmeichelt wurden ihre Gesichtszüge von seichten Sommersprossen, wie die glimmende Glut in der Asche. Ihre Hautfarbe wies diesen typischen, leicht südländischen Teint einer natürlichen Bräune auf und passte somit hervorragend zu ihrem roten Haar.

Amelia ließ die Dokumente sinken und eingehend betrachtete sie Redfield. Ihrer unentwegten Miene war nichts zu entnehmen, wenngleich ihre Augen zuvor vor Interesse geschillert hatten, so wahrte sie nun völlige Unberührtheit. Ein weiterer Punkt, der sie für den Posten berechtigte, da sie diszipliniert ein überzeugendes Poker-Face aufrechthalten konnte.

Resident Evil: Code Nivanfield || A Nivanfield Story - Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt