Resident Evil: Code Nivanfield || A Nivanfield Story - Band 2

Kapitel 38 - ...oder eine Heldin

15. Februar 2014, geheimes BSAA HQ Gebäudetrakt C, Meetingsraum, Ebene 24, London, England – Europa

Ada Wong ließ die Soldaten passieren. Sie versuchte bestmöglich offene Konfrontationen zu vermeiden, da ihre präferierte Taktik eher einen Angriff aus dem Hinterhalt vorsah. Sie überraschte liebe ihre Feinde, anstelle brachial und heroisch naiv in Gegnerhorden zu rennen, um sich mit einem Kugelhagel konfrontiert zu sehen. Sie bevorzugte es aus den Schatten heraus zu agieren – dreist, tückisch und gerissen, aber wirkungsvoll. Noch besser war allerdings unnötige Konfrontationen direkt aus dem Weg zu gehen und somit Auseinandersetzungen auf das Minimum zu beschränken.

Das Getrampel der Soldaten hatte sich entfernt. Ada öffnete die Tür, um hinaus auf den Flur zu treten, wich jedoch augenblicklich mit flinker Eleganz zurück, als unverhofft die Blondine auftauchte.

Die Schwarzhaarige schmunzelte impertinent und trällerte in einem ironischen Singsang: „Natalia Teskova, genau zu Ihnen wollte ich."

„Ada Wong", säuselte die Blondine mit einer Mixtur aus Verachtung und Bewunderung. „Sie sind durchtriebener und lästiger als ich annahm."

„Danke. Ich nehme es als Kompliment", gab Ada gewitzt zurück.

„Ziemlich durchtrieben mir einen Peilsender unterzujubeln. Sie haben Redfield und Kennedy die Lokalisierung mitgeteilt", resümierte Natalia, wobei sie erstaunlicherweise keinesfalls verärgert klang, denn sie zollte der Schwarzhaarigen aufrichtige Anerkennung dafür.

„Gern geschehen", gab Ada schneidig zurück und deutete eine leichte Verbeugung an.

Die Schwarzhaarige rechnete jederzeit mit einem Angriff, denn sie war sich sicher, dass dieses Geschwafel und die Bewunderung zwar von Aufrichtigkeit zeugten, aber letztendlich auch dienlich dem Zweck der Ablenkung folgte. Ada könnte sie damit jedoch nicht ködern, denn ihre Aufmerksamkeit ließ sich durch nichts schmälern.

„Schade, dass wir beide auf verschiedene Seiten stehen", sagte Natalia mit ernstem Bedauern, das schnell einer amüsierten Gleichgültigkeit wich. „Diesmal gibt es jedoch kein Entkommen."

Blitzartig zückte Natalia eine Pistole. Ada hatte nur auf diesen Moment gewartet und hechtete über den Meetingstisch. Sie rutschte mit den Füßen voraus, ließ sich über die Kante zu Boden fallen und ging in Deckung, während die Projektile hinter ihr einschlugen wie Hagelkörner.

Ada lugte unter dem Tisch durch und konnte Natalias schlanke Beine ausfindig machen. Die Schwarzhaarige griff bedachtsam nach ihrer modifizierten Waffe, legte einen Hebel um, sodass sich das Gewehr zur Armbrust ausklappte und spannte einen Pfeil ein.

Natalias Schritte hallten auf den schwarzglänzenden Fließen aufgrund ihrer Absätze und ihrer affektierten Gangart. Ada kroch etwas weiter vor, um ihre Position zu wechseln, während Natalia in entgegengesetzter Richtung den Tisch umrundete.

Ada Wong ruckte hoch, legte an und drückte ab. Natalia zielte nahezu im selben Moment, doch noch bevor sie abdrücken konnte, schlug der Pfeil aufgrund seiner Durchschlagskraft ihr die Pistole aus der Hand.

Die Blondine war verblüfft und sah auf, als sie klackerndes Getrappel hörte. Ada hastete geradewegs über den Tisch und holte mit dem Bein aus. Natalia gelang es gerade noch so, den Tritt abzufangen, indem sie Adas Bein mit dem Arm abblockte und ihren Fußknöchel eisern mit den Fingern umschlang.

Wong hatte nicht damit gerechnet, dass es der Blondine gelingen würde, den Hieb abzufangen. Natalia griente aufgrund des überraschten Mienenspiels der Schwarzhaarigen. Ihr Griff festigte sich und sie schleuderte Ada geradewegs durch die gigantische Fensterfront.