Kapitel 28 - Die Beschwerlichkeiten einer rauen Welt

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7. Dezember 2013, Hotel Lunatic, Riyadh, Saudi-Arabien – Westasien

Jake rieb seine roten Haare mit einem Handtuch trocken und trat hinaus auf den Balkon. Er legte die Arme entspannt auf dem Geländer ab und begutachtete das nächtliche Flair einer florierenden Stadt. Die arabischen Städte neigten stets zu stillvoller Extravaganz und pompösen Beleuchtungen der gigantischen, hochmodernen Bauwerke, die allesamt ein einziges kunstvolles Mosaik aus Fensterfronten waren.

Das Kingdom Centre, ein gigantischer Wolkenkratzer mit Aussichtsplattform, war insbesondere bei Nacht ein Hingucker und stahl allen anderen Bauten die Show, die fast schon erbärmlich im Schatten des in violett hellerleuchteten Bauwerks untergingen. Die strahlend helle, lilafarbene Beleuchtung spiegelte sich in den glatten Gläserfronten der umliegenden Gebäude und ließen das Kingdom Centre wie ein riesiger Turm mit einer magisch leuchtenden Kugel wirken.

Riyadh hatte noch weitaus mehr zu bieten, wie historische Museen, National Parks und vor allem die rote Sandwüste, die im Rücken der Stadt lag.

Jakes Überfahrt von Ägypten nach Saudi-Arabien war problemlos über die Bühne gegangen. Mit dem Schiff war er über das Rote Meer, entlang an der arabischen Küste und dann bei der Hafenstadt Jeddah von Bord gegangen. Dort hatte er ein paar Tage verbracht, ehe er nach Riyadh weitergereist war.

Jake grinste, als er das Geldbündel aus der Hosentasche zog, welches er Nael abgeknüpft hatte.

„Tja, Karma, mein Freund", spottete Jake.

Nael hatte ihn wegen des Kopfgeldes verraten und mit jenem Kopfgeld - das wohlgemerkt auf Jakes eigenen Kopf ausgestellt war - hatte er nun die Überfahrt hierher finanziert und noch einige Scheine übrig, die zumindest einige Wochen an Hotelkosten und Verpflegung abdecken dürften. Außerdem hatte er Sania etwas von dem Geld abgetreten. Zum einen als Entschädigung für die Unannehmlichkeiten und zum anderen für die Vermittlung der Überfahrt.

Jake ließ das Bündel wieder in der Tasche verschwinden. Es zeugte wahrlich von Karma, dass er sein eigenes Kopfgeld nun zur Flucht nutzte und es ihm genau dafür zugutekam. Dennoch konnte er zukünftig auf weitere solcher Umstände verzichten, wobei Jake es stark anzweifelte. Wer auch immer hinter ihm her war, gab nicht so schnell auf, und er war sicher derjenige würde weitere Agenten aussenden.

Leicht entglitt Jake ein Seufzen, als seine Gedanken unweigerlich an Sherry abdrifteten. Seit Syrien hatte er sich nicht mehr bei ihr gemeldet, und derweil war ihr gewiss aufgefallen, dass der Verbleib einer weiteren Postkarte ausblieb. Er fragte sich, ob sie sich Sorgen machte und Gedanken darüber anstellte, weshalb er ihr nicht mehr schrieb.

Fahrig glitt er durch sein volles, rotes Haar, als er sie sich hinters Ohr strich und an einzelnen nassen Strähnen zupfte. Ob ihr sein neuer Look gefallen würde? Jake schüttelte schnell den Kopf, um derartige Gedankengänge zu vertreiben. Er hatte sich geschworen, dass das ein Tabu-Thema war, denn er wollte nicht die Gefahr laufen, sich dem Impuls hinzugeben, sich in irgendeiner Form bei Sherry zu melden. Das durfte er nicht zulassen.

Jemand jagte ihn, und das mit ziemlicher Beharrlichkeit. Er wollte Sherry nicht mit zu einer Zielscheibe machen, nur weil es jemand auf ihn abgesehen hatte. Er musste sie schützen. Er hoffte also, dass wenn er nicht mehr mit ihr in Kontakt stand, dass diese Bastarde davon absehen würden, sie mit in diese Angelegenheiten zu ziehen.

Er war sich nämlich ziemlich sicher, dass sie ihn in Syrien über die Briefkorrespondenz aufgespürt hatten. In Ägypten hingegen hatten sie ihn nur gefunden, weil sie dreister und gewiefter Weise ein Kopfgeld ausgestellt hatten, in der Hoffnung jemand würde anbeißen, und genau das hatte Nael, diese miese Schlange, getan. Nochmal funktionierte dieser lausige Trick nicht. Zumindest hoffte Jake das.

Resident Evil: Code Nivanfield || A Nivanfield Story - Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt